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Rendezvous mit Rama

Rendezvous mit Rama

Titel: Rendezvous mit Rama Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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habe.«
    »Ist das Eis fest genug? Kann man darauf gehen?«
    »Ja, es ist steinhart.«
    »Dann können wir also nach New York gehen.«
    »Können wir das wirklich, Pieter? Haben Sie jemals versucht, vier Kilometer weit übers Eis zu laufen?«
    »Oh - ich verstehe, was Sie meinen. Stellen Sie sich bloß mal vor, was das Magazin dazu sagen würde, wenn wir Schlittschuhe anforderten! Ganz abgesehen davon, dass kaum einer von uns in der Lage sein dürfte, sich damit zu bewegen, auch wenn wir welche an Bord hätten.«
    »Und wir haben ein weiteres Problem«, warf Boris Rodrigo ein. »Habt ihr bemerkt, dass die Temperatur bereits über den Gefrierpunkt angestiegen ist? Es wird nicht lange dauern, und dieses Eis beginnt zu schmelzen. Wie viele Raumfahrer können vier Kilometer weit schwimmen? Ich jedenfalls bestimmt nicht... «
    Dr. Ernst war wieder oben auf dem Klippenkamm zu ihnen gestoßen und hielt nun triumphierend die kleine Probenflasche in die Höhe.
    »Es ist ein langer Marsch für ein paar Kubikzentimeter schmutziges Wasser, aber wir erfahren dadurch möglicherweise mehr über Rama als aus allem, was wir bisher gefunden haben. Kehren wir also in den Stall zurück.«
    Sie wendeten sich den fernen Lichtern der Nabe zu und zogen in den sanften weiten Sprüngen los, bei dieser verminderten Schwerkraft die bequemste Fortbewegungsart. Aber sie schauten oft zurück, fasziniert von der verborgenen Rätselhaftigkeit dieser Insel inmitten der gefrorenen See.
    Und einmal, ganz kurz, hatte Dr. Ernst das Gefühl, als habe eine ganz leichte Brise wie ein Hauch ihre Wange gestreift.
    Der Lufthauch wiederholte sich nicht, und so vergaß sie es vollkommen.

16 Kealakekua
    »Sie sind sich selbstverständlich vollkommen darüber bewusst, Dr. Perera«, sagte Botschafter Bose im Ton geduldiger Resignation, »dass nur wenige unter uns sich mit Ihnen in Ihrem Spezialgebiet der mathematischen Meteorologie verständigen können. Haben Sie also bitte Mitleid mit unserem Unverstand.«
    »Aber mit Vergnügen«, antwortete der Exobiologe ganz ohne Verlegenheit. »Ich kann es Ihnen am besten erklären, wenn ich Ihnen sage, was in Rama geschehen wird - und zwar sehr bald. Die Temperatur steigt jetzt allmählich an, da die solaren Hitzewellen ins Innere vordringen. Nach der letzten mir zugegangenen Information ist sie bereits über den Gefrierpunkt gestiegen. Bald wird die Zylindrische See zu tauen beginnen, und im Gegensatz zu Gewässern auf der Erde wird sie von unten nach oben schmelzen. Das könnte einige unangenehme Folgen haben. Aber ich mache mir viel größere Sorgen wegen der Atmosphäre. Bei ihrer Erwärmung wird sich die Luft in Rama ausdehnen - und sie wird versuchen, zur Zentralachse aufzusteigen. Hier liegt das Problem. Auf dem Boden folgt die Luft bereits der Rotation Ramas, obwohl sie scheinbar stationär zu sein scheint: also mehr als achthundert Stundenkilometer. Wenn sie zur Achse aufsteigt, wird sie versuchen, diese Geschwindigkeit beizubehalten - und es wird ihr natürlich nicht gelingen. Das Ergebnis werden heftige Stürme und Turbulenzen sein; ich schätze, mit zwei-, dreihundert Stundenkilometern.
    Übrigens passiert ja auf der Erde so ziemlich das Gleiche. Die erhitzte Luft am Äquator - die die Erdrotation von sechzehnhundert Stundenkilometern mitmacht - stößt auf die gleichen Probleme, wenn sie aufsteigt und nach Norden oder Süden abfließt.«
    »Aha, die Passatwinde! Ich erinnere mich daran aus dem Geografieunterricht.«
    »Richtig, Sir Robert. Rama wird Passatwinde erleben, und zwar ganz gewaltige. Ich bin überzeugt, dass sie nur ein paar Stunden anhalten und sich dann wieder eine Art Gleichgewicht einstellen wird. In der Zwischenzeit jedoch möchte ich Commander Norton zur Evakuation raten. So rasch wie möglich. Hier die Nachricht, die zu senden ich vorschlage.«
    Mit ein bisschen Fantasie, sagte sich Commander Norton, könnte man dies für ein improvisiertes Nachtlager halten am Fuß eines Berges in einer verlassenen Gegend Asiens oder Amerikas. Das Durcheinander der Schlafsäcke, Faltstühle und Klapptische, der transportablen Elektrobatterie, der Beleuchtungseinrichtung, Elektrosan-Toiletten und der verschiedensten wissenschaftlichen Geräte hätte auf der Erde keineswegs fehl am Platze gewirkt - besonders da die Männer und Frauen hier ohne Sauerstoffgeräte arbeiteten.
    Der Aufbau von Camp Alpha war eine sehr mühselige Angelegenheit gewesen, weil alles per Hand durch die Luftschleusen geschafft, den Hang

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