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Rendezvous mit Rama

Rendezvous mit Rama

Titel: Rendezvous mit Rama Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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Jahrhunderten für seinen Helden gewesen waren ... Ja, er konnte wirklich verdammt viel Glück gebrauchen.
    Die Treppe war praktisch ein Gegenstück zu jener, die sie am andern Ufer der See herabgestiegen waren; zweifellos beobachteten ihn die Freunde in direkter Linie durch ihre
    Teleskope von dort drüben. Und direkt oder >gerade< war jetzt sogar der richtige Ausdruck, denn in dieser einen Richtung, parallel zur Achse von Rama, war die See wirklich vollkommen flach. Es war leicht möglich, dass sie damit das einzige Gewässer des Universums war, auf welches dies zutraf, denn auf allen anderen Welten müssen Meere oder Seen sich der Oberfläche einer Kugel anpassen und haben nach allen Richtungen gleiche Krümmung.
    »Fast an der Spitze«, berichtete er für das Logbuch und an seinen gespannt lauschenden Stellvertreter in fünf Kilometer Entfernung. »Alles noch immer völlig still - Strahlung normal. Ich halte den Zähler über den Kopf, für den Fall, dass diese Mauer als Schutzschild für irgendwas dient. Und wenn es auf der anderen Seite feindselige Wilde gibt, dann werden sie zunächst darauf schießen.«
    Er scherzte natürlich. Und doch - warum ein Risiko eingehen, wenn es sich ebenso leicht vermeiden ließ?
    Als er die letzte Stufe erreicht hatte, sah er, dass der flache Damm etwa zehn Meter breit war; die Innenböschung hinab führten abwechselnd Rampen und Treppen zu dem zwanzig Meter tiefer liegenden Grund der City. Er stand wirklich auf der Krone einer hohen Mauer, die New York völlig umkreiste. So konnte er es sich wie von einer Tribüne aus betrachten.
    Der Anblick war so verwirrend und vielgestaltig, dass er als Erstes einmal mit der Kamera langsam ein Panorama einfing. Dann erst winkte er seinen Gefährten zu und funkte über die See zurück: »Keinerlei Anzeichen von Aktivität - alles still. Kommt rauf - wir fangen mit der Untersuchung an.«

23 New York/Rama
    Es war keine Stadt - es war eine Maschine. Norton war nach zehn Minuten zu diesem Schluss gelangt, und er sah auch jetzt, nachdem sie die ganze Insel durchquert hatten, keinen Grund, seine Meinung zu ändern. Eine Stadt - gleichgültig, von welcher Art ihre Bewohner sein mochten - musste zweifellos irgendeine Art von Versorgung und Bequemlichkeit aufweisen: Hier war nichts dergleichen zu entdecken, außer es befand sich unter der Erde. Und wenn dies der Fall war, wo waren dann die Zugänge, die Treppen, die Aufzüge? Er hatte nichts finden können, das auch nur entfernt an eine schlichte Tür erinnert hätte...
    Am nächsten kam diesem Platz hier noch ein riesiger chemischer Produktionsbetrieb, den er einmal auf der Erde gesehen hatte. Es gab hier keine Stapel von Rohstoffen, kein Anzeichen für ein Transportsystem, um Material zu befördern. Auch konnte er sich nicht vorstellen, wo das Fertigprodukt herauskommen sollte - und noch weniger, was dieses Produkt vielleicht sein könnte. Das Ganze war ziemlich verwirrend und mehr als frustrierend.
    »Hat jemand Lust, eine Vermutung zu äußern?«, sagte er zu allen und jedem, der ihn hören mochte. »Wenn das da eine Fabrik ist, was wird dann produziert? Und woher bekommt sie ihre Rohstoffe?«
    »Ich habe einen Vorschlag, Skipper«, sagte Karl Mercer drüben am anderen Ufer. »Angenommen der Rohstoff ist die See. Nach Meinung unserer Doktorin enthält die so ziemlich alles, was man sich nur vorstellen kann.«
    Die Antwort war plausibel, und auch Norton hatte sie sich bereits überlegt gehabt Es konnte leicht unterirdische Rohrsysteme zur See geben - eigentlich musste es sie sogar geben, weil jede nur vorstellbare chemische Fabrik große Wassermengen benötigen würde. Doch plausible Antworten waren ihm verdächtig; sie erwiesen sich zu oft als falsch.
    »Ein guter Gedanke, Karl. Aber was macht New York mit seinem Seewasser?«
    Lange Zeit erfolgte keine Antwort, weder vom Floß, noch von der Nabe, noch von der Nordebene. Dann meldete sich unerwartet eine Stimme.
    »Das ist leicht, Skipper. Aber ihr werdet mich alle auslachen.«
    »Sicher nicht, Ravi. Legen Sie los.«
    Sergeant Ravi McAndrews, Chefsteward und Pfleger der Simps, war die letzte Person im Schiff, die normalerweise an einer Diskussion über technische Fragen teilnahm. Sein Intelligenzquotient war bescheiden, seine wissenschaftlichen Kenntnisse minimal, doch er war kein Dummkopf und verfügte über einen natürlichen Scharfsinn, den jedermann respektierte.
    »Also, sicher ist es eine Fabrik, Skipper, und vielleicht liefert ja auch die

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