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Rendezvous mit Rama

Rendezvous mit Rama

Titel: Rendezvous mit Rama Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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Horn Nummer sechs. Verwende Haftbombe, um mich ran zu ziehen.«
    »Verstehe nur teilweise. Können Sie mich hören?«
    »Jawohl, ausgezeichnet. Wiederhole: ausgezeichnet.«
    »Fangen Sie an zu zählen bitte.«
    »Eins, zwei, drei, vier ... «
    »Teilweise empfangen. Geben Sie uns fünfzehn Sekunden den Leitstrahl, gehen Sie dann wieder auf Sprechfunk.«
    »Hier ist er.«
    Jimmy knipste den Niederfrequenzstrahl an, durch den man ihn überall innerhalb Ramas würde lokalisieren können, und zählte die Sekunden ab. Als er wieder auf Sprechfunk schaltete, fragte er klagend: »Was ist los? Könnt ihr mich jetzt hören?«
    Anscheinend hörte man ihn an der Nabe nicht, denn die Kontrolle verlangte, er solle fünfzehn Sekunden lang auf Fernsehen schalten. Erst als Jimmy die Frage zweimal wiederholt hatte, drang seine Nachricht durch.
    »Sind froh, dass Sie uns gut hören können, Jimmy. Aber bei Ihnen ist irgendwas sehr Seltsames im Gang. Horchen Sie.«
    Über den Sender hörte er das vertraute Pfeifen seines Leitstrahls, das sie für ihn zurückspielten. Einen Augenblick lang klang es vollkommen normal, dann machte sich eine unheimliche Verzerrung breit. Das Pfeifsignal von tausend Hertz wurde durch ein tiefes dröhnendes Pulsieren moduliert, so tief, dass es fast unterhalb der Grenze des Hörbaren lag; es war eine Art Bassoprofundo-Vibration, bei der jede einzelne Vibration deutlich vernehmbar war. Und die Modulation selbst veränderte sich gleichfalls: Sie stieg in einem Rhythmus von etwa fünf Sekunden an und fiel dann ab. Auf und ab.
    Jimmy dachte keinen Augenblick, dass mit seinem Radiosender etwas nicht in Ordnung sein könnte. Dies kam von außerhalb; aber was es bedeutete und was es war, konnte er sich beim besten Willen nicht vorstellen.
    Die Nabenkontrolle war auch nicht klüger, aber sie brachten wenigstens eine Theorie vor.
    »Wir glauben, dass Sie in einem hochintensiven Feld stecken - vielleicht einem Magnetfeld - mit einer Frequenz von etwa zehn Hertz. Es könnte stark genug sein, um Gefahr zu bedeuten. Schlagen vor, Sie verschwinden augenblicklich von dort - vielleicht ist es nur örtlich begrenzt. Schalten Sie die Richtfrequenz wieder ein, wir spielen sie Ihnen dann zurück. Dann können Sie feststellen, wann Sie aus der Interferenz rauskommen.«
    Jimmy machte rasch die Haftbombe los. Seinen Landeversuch gab er auf. Er nahm die Libelle in einen weiten Kreisbogen und lauschte dabei auf das wabernde Geräusch in seinen Kopfhörern. Schon nach ein paar Metern stellte er fest, dass die Intensität des Tons rasch abnahm; wie die Nabenkontrolle vermutet hatte, war die Sache sehr stark lokalisiert.
    An dem letzten Punkt, wo er das Geräusch nur noch wie ein schwaches Pulsieren tief im Gehirn hören konnte, hielt er inne. So hatte vielleicht ein primitiver Wilder, von Ehrfurchtsschauern geschüttelt, in seiner Unwissenheit auf das tiefe Summen eines riesigen Elektrotransformators gelauscht. Und sogar der Wilde hatte vielleicht geargwöhnt, dass das Geräusch, das er vernahm, nur die zufälligen Streuungsverluste vollkommen gebändigter kolossaler Energien seien, die allerdings nur darauf warteten...
    Was dieses Geräusch auch bedeuten mochte, Jimmy war froh, als er von ihm befreit war. Hier, zwischen der überwältigenden Architektur des Südpols, war nicht der rechte Ort für einen einsamen Mann, der Stimme Ramas zu lauschen.

27 Elektrischer Wind
    Als Jimmy sich auf den Heimweg machte, schien ihm das Nordende Ramas unglaublich weit entfernt zu sein. Sogar die drei gigantischen Treppenkonstruktionen waren kaum als ein undeutliches Y auszumachen, das in die Kuppel am anderen Ende der Welt geritzt war. Das Band der Zylindrischen See war eine breite, bedrohliche Barriere, die nur darauf zu warten schien, ihn zu verschlingen, falls wie bei Ikarus die zerbrechlichen Schwingen versagen sollten.
    Doch der ganze Herweg war problemlos verlaufen, und wenn er sich nun auch ein wenig müde fühlte, war er doch überzeugt, dass er sich keine Sorgen zu machen brauchte. Er hatte noch nicht einmal seine Nahrungs- und Wasserration angerührt und war viel zu aufgeregt gewesen, eine Ruhepause einzulegen. Auf dem Rückflug würde er es sich leichter und bequemer machen. Auch munterte ihn der Gedanke auf, dass der Heimflug im Zweifelsfall um zwanzig Kilometer kürzer sein würde, denn solange er die See hinter sich brachte, konnte er überall auf der Nordebene notlanden. Das wäre zwar unangenehm, weil er damit einen langen

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