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Rendezvous mit Rama

Rendezvous mit Rama

Titel: Rendezvous mit Rama Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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gesehen hätte. Da standen Pfosten - augenscheinlich aus Metall - im Abstand von fünf Metern, und dazwischen waren sechs Drähte stramm gespannt.
    Hinter dieser Einzäunung lag eine zweite identische - und hinter dieser eine dritte. Wieder ein Beispiel für die Übertriebenheit Ramas; was auch immer in diesem Pferch eingeschlossen sein mochte, es würde keine Möglichkeit haben auszubrechen. Es gab keinen Zugang - keine Gatter, die man öffnen könnte, um das Tier oder die Tiere hineinzutreiben, die hier allem Anschein nach gehalten wurden. Stattdessen lag im Mittelpunkt ein einziges Loch, in etwa eine verkleinerte Variante von Kopernikus.
    Selbst unter anderen Umstanden würde Jimmy wahrscheinlich nicht gezögert haben, aber jetzt hatte er ja ohnehin nichts mehr zu verlieren. Er überstieg rasch alle drei Zäune, ging zu dem Loch und blickte hinunter.
    Im Unterschied zu Kopernikus war dieser Schacht nur fünfzig Meter tief. Auf dem Grund zeigten sich drei Tunnelöffnungen, groß genug, einen Elefanten durchzulassen. Und das war auch schon alles.
    Nachdem er eine Weile hinab gestarrt hatte, kam Jimmy zu dem Schluss, dass die ganze Anlage nur dann einen Sinn ergab, wenn es sich bei der Plattform dort unten um einen Lift handelte. Doch was der beförderte, das würde er wohl kaum je erfahren; er konnte nur vermuten, dass es etwas ziemlich Großes, vielleicht Gefährliches sein musste.
    In den nächsten Stunden wanderte er mehr als zehn Kilometer die Seeküste entlang. Die Schachbrettquadrate hatten vor seinen Augen bereits zu verschwimmen begonnen. Einige waren dabei gewesen, die vollkommen von zeltartigen Gebilden aus Maschendraht bedeckt waren, wie gewaltige Vogelbauer. Andere wirkten wie Teiche aus einer erstarrten Flüssigkeit voller Wirbelmuster; wenn er sie jedoch vorsichtig berührte, erwiesen sie sich als völlig fest. Und dann hatte es ein Quadrat gegeben, das absolut schwarz gewesen war, das er nicht einmal deutlich erkennen konnte; nur sein Tastgefühl bewies ihm, dass da etwas war.
    Doch nun zeigte sich eine allmähliche Veränderung zu etwas, das er begreifen konnte. In Reihen hintereinander erstreckten sich südwärts - nein, er konnte es nicht anders nennen - Felder. Es war, als marschierte er an einer Versuchsfarm auf der Erde vorbei; jedes Quadrat bildete eine Fläche sorgfältig geglätteter Erde - die erste, die ihm in den metallischen Landschaften Ramas vorkam.
    Die weiten Felder lagen jungfräulich, leblos da und warteten auf Feldfrucht, die offenbar niemals gepflanzt worden war. Jimmy fragte sich, welchem Zweck sie dienen mochten, denn es schien unglaublich, dass so hochzivilisierte Geschöpfe wie die Ramaner irgendeine Form von Ackerbau betrieben haben sollten. Selbst auf der Erde war Agrikultur nichts weiter als ein populäres Hobby und zur Produktion exotischer Luxusnahrungsmittel bestimmt. Aber Jimmy hätte schwören können, dass es sich hier um potenzielles, makellos vorbereitetes Ackerland handelte. Nie hatte er so sauberen Boden gesehen; jedes Quadrat war von festem durchsichtigem Plastikmaterial bedeckt. Er versuchte eine Probe davon herauszuschneiden, aber sein Messer ritzte kaum die Oberfläche.
    Weiter landeinwärts lagen weitere Felder, und auf vielen sah er komplizierte Gebilde aus Stangen und Drähten, die allem Anschein nach dazu bestimmt waren, Kletterpflanzen zu stützen.
    Sie sahen sehr kahl und verlassen aus - wie blattlose Bäume im tiefsten Winter. Und der Winter, den sie erlebt hatten, musste wirklich lang und furchtbar gewesen sein, und diese paar Wochen voll Licht und Wärme waren vielleicht nur ein kurzes Zwischenspiel, bis die Kälte wieder hereinbrach.
    Jimmy würde nie genau wissen, was ihn dazu veranlasste, stehen zu bleiben und sich das Metalllabyrinth im Süden genauer anzusehen. Sein Gehirn musste unbewusst jede Einzelheit seiner Umgebung überprüft haben: Es hatte in dieser fantastisch fremdartigen Landschaft etwas noch Anomaleres bemerkt.
    Mitten in einem Spalier von Stangen und Drähten, etwa zweihundertfünfzig Meter von ihm entfernt, strahlte ein einzelner Farbfleck. Er war so klein und unauffällig, fast an der Grenze des Sichtbaren; auf der Erde hätte kein Mensch zweimal hingeschaut. Doch zweifellos war einer der Gründe, warum Jimmy den Fleck jetzt bemerkt hatte, der, dass er ihn an die Erde erinnerte ...
    Er berichtete der Nabenkontrolle erst, als er sicher war, dass ein Irrtum ausgeschlossen sei und er sich nicht von seinem Wunschdenken habe verleiten

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