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Rendezvous mit Rama

Rendezvous mit Rama

Titel: Rendezvous mit Rama Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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Weise er dieses Kliff von einem halben Kilometer Höhe hinuntersteigen sollte. Auch wenn er ein Seil von ausreichender Länge besessen hätte, es gab dort nichts, woran er es festmachen könnte.
    Trotzdem, es war dumm - und unmännlich, sich kampflos zu ergeben. Hilfe würde, wenn überhaupt, von der See kommen müssen und während er auf sie zumarschierte, konnte er sehr gut auch weiterhin seine Arbeit erledigen, als wäre nichts geschehen. Kein anderer Mensch würde jemals wieder Gelegenheit haben, die verschiedenartige Bodenstruktur zu beobachten und zu fotografieren, die er hinter sich bringen musste; damit sicherte er sich eine posthume Unsterblichkeit. Und wenn er auch viele andere Ehrungen vorgezogen hätte, so war diese doch besser als gar keine.
    Er war nur drei Kilometer Luftlinie, wie seine arme Libelle sie hätte fliegen können, von der See entfernt, doch schien es ihm jetzt ziemlich unwahrscheinlich, dass er in gerader Linie dorthin gelangen konnte; das vor ihm liegende Terrain mochte sich hier und da als ein zu großes Hindernis herausstellen. Allerdings standen ihm zahlreiche Routen zur Auswahl. Jimmy sah sie allesamt auf dieser großen gekrümmten Landkarte vor sich ausgebreitet, die von ihm zu beiden Seiten emporragte.
    Er hatte reichlich Zeit; mit der interessantesten Szenerie würde er beginnen, auch wenn ihn dies von der direkten Strecke wegführen sollte. Rechts von ihm, etwa einen Kilometer entfernt, lag ein Rechteck, das wie geschliffenes Glas blitzte - oder wie ein riesiges Tablett voller Juwelen. Möglicherweise war es dieser Gedanke, der Jimmys Schritte dahin lenkte. Selbst ein zum Tode Verurteilter durfte doch wohl angesichts ein paar tausend Quadratmetern voller Edelsteine ein leichtes Interesse aufbringen.
    Er war jedoch nicht übermäßig enttäuscht, als es sich um Millionen von Quarzkristallen in einem Sandbett handelte. Das nächstliegende Quadrat auf dem Schachbrett war da schon interessanter: Es war von einem anscheinend zufälligen Muster von metallischen Hohlzylindern überzogen, die ziemlich dicht beieinander standen und eine Höhe von knapp einem bis fünf Meter erreichten. Das Feld war völlig unpassierbar, nur ein Panzer hätte sich einen Pfad durch diesen Röhrenwald brechen können.
    Jimmy wanderte zwischen dem Kristall-und dem Säulenfeld bis zur ersten Kreuzung. Das Quadrat rechts war ein riesiger Teppich oder Gewebe aus verknüpften Drähten; er versuchte einen Strang loszureißen, allerdings vergeblich. Links lag ein Mosaik aus sechseckigen Platten, die so glatt gelegt waren, dass zwischen ihnen keine Fugen sichtbar waren. Beinahe hätte es wie eine ungebrochene Fläche gewirkt, wenn die Platten nicht in allen Farben des Regenbogens geschimmert hätten. Jimmy versuchte viele Minuten lang zwei nebeneinanderliegende Platten von gleicher Färbung zu entdecken, um so vielleicht ihre Ränder festzustellen, doch fand er nicht ein einziges Beispiel.
    Während er einen langsamen Panoramaschwenk über die Kreuzung vornahm jammerte er zur Nabenkontrolle: »Wofür haltet ihr das denn? Ich komme mir vor wie in einem riesigen Zusammensetzspiel gefangen. Oder ist das hier das Kunstmuseum von Rama?«
    »Wir sind genauso verwirrt wie Sie, Jimmy. Aber wir haben nirgendwo ein Anzeichen dafür entdeckt, dass die Ramaner sich was aus Kunst machen. Warten wir, bis wir noch ein paar Beispiele mehr haben, bevor wir voreilige Schlüsse ziehen.«
    Die zwei Beispiele, die er an der nächsten Kreuzung fand, stellten keine große Hilfe dar. Das eine Quadrat war vollkommen leer - ein glattes neutrales Grau, hart, aber glitschig bei der Berührung. Das zweite war ein weicher Schwamm mit Milliarden winziger Löcher. Er trat prüfend mit dem Fuß dagegen, und die ganze Fläche begann ekelhaft unter ihm zu wogen wie kaum gefestigter Schwemmsand.
    Bei der nächsten Kreuzung stieß er auf etwas, das einem gepflügten Feld verblüffend ähnlich sah - nur dass hier die Furchen einheitlich einen Meter tief waren und das Material, aus dem sie bestanden, wie eine Feile oder Raspel strukturiert war. Doch Jimmy machte sich darüber nicht lange Gedanken, denn das danebenliegende Feld bereitete ihm mehr Kopfzerbrechen als alle, die er bisher gesehen hatte. Endlich war er auf etwas gestoßen, das er begreifen konnte; und er fühlte sich mehr als beunruhigt.
    Das ganze Quadrat war von einem Zaun umgeben, und der wirkte so alltäglich, dass er keinen zweiten Blick darauf geworfen hätte, wenn er ihn auf der Erde

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