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Rendezvous mit Übermorgen

Rendezvous mit Übermorgen

Titel: Rendezvous mit Übermorgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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Führungspersönlichkeiten Frankreichs und Westeuropas. Als Pierre 2181 mit dem »Mary-Renault-Preis« für Historische Romane ausgezeichnet wurde, fuhr sie mit ihm nach Paris zur Verleihung. Sie saß in der ersten Reihe in dem großen Saal, in dem weißen Jackenkleid, bei dessen Wahl Pierre ihr geholfen hatte, und lauschte der Laudatio des Festredners auf ihren Vater.
    Teile seiner Dankesrede hätte sie noch aus dem Gedächtnis zitieren können. »Man hat mich oft gefragt«, sagte der Vater da kurz vor dem Schluss, »ob ich irgendeine besondere Weisheit angesammelt habe, die ich künftigen Generationen weitergeben möchte...« Dabei hatte er Nicole direkt angeblickt. »Meiner geliebten Tochter, Nicole, und allen anderen jungen Menschen der Erde, habe ich nur eine einzige, ganz schlichte Erkenntnis anzubieten. Ich habe in meinem ganzen Leben zwei Dinge von unbezahlbarem Wert gefunden - Lernen und Lieben. Nichts sonst nicht Ruhm und auch nicht Macht, nicht Erfolg um des Erfolges willen - kann jemals so dauerhaft wertvoll sein. Denn wer am Ende seines Lebens wirklich sagen kann: >Ich habe gelernt< und >Ich habe geliebt< - der kann auch sagen: >Ich war glücklich<«
    Ich war glücklich, dachte Nicole, während ihr wieder die Tränen aus den Augen quollen, und das überwiegend durch dich. Du hast mich niemals enttäuscht. Nicht einmal im schwersten Augenblick meines Lebens hast du mich im Stich gelassen. Wie erwartet wandte sich ihre Erinnerung jenem Sommer des Jahres 2184 zu, als in ihrem Leben eine derart phantastische Beschleunigung eintrat, dass ihr die Kontrolle über die Orientierung abhanden gekommen war. Innerhalb von sechs Wochen errang Nicole Olympisches Gold, durchlebte eine kurze, aber umso leidenschaftlichere Liebesaffaire mit dem Prince of Wales und kehrte heim nach Frankreich, um ihrem Vater zu gestehen, dass sie schwanger sei.
    Sie erinnerte sich an die Schlüsselerlebnisse aus jener Zeit, als wäre es erst gestern gewesen. Keine Gefühlsregung ihres Lebens war je an diese freudige Entrückung herangekommen, wie sie sie auf dem Siegerpodest in Los Angeles gefühlt hatte, das Band mit der Goldmedaille um den Hals und den begeisterten Jubel Hunderttausender in den Ohren. Ihr großer Augenblick. Fast eine Woche lang war sie der Medienliebling Nummer eins in der Welt. Ihr Bild prangte auf den Titelseiten sämtlicher Zeitungen, in jeder wichtigeren Sportsendung stand sie im Mittelpunkt.
    Nach einem Schlussinterview im TV-Studio beim Olympia-Stadion stellte sich ihr ein junger Engländer mit gewinnendem Lächeln als Darren Higgins vor und überreichte ihr einen Briefumschlag. Darin steckte eine handgeschriebene Einladung zum Dinner von niemand Geringerem als dem Prince of Wales, dem Mann, der dann als Henry XI. König Großbritanniens werden sollte.
    Es war ein bezaubernder Dinnerabend, erinnerte sich Nicole. Ihre verzweifelte augenblickliche Situation in der Grube in Rama hatte sie vergessen. Der Mann war hinreißend. Und die folgenden zwei Tage waren absolut märchenhaft. Aber als sie neununddreißig Stunden später im Schlafzimmer seiner Suite in Westwood erwachte, fand das Märchen ein abruptes Ende. Ihr bisher so aufmerksamer, zärtlicher Prinz war auf einmal gereizt und abweisend. In ihrer Unerfahrenheit begriff sie anfangs nicht, was schiefgegangen war, doch allmählich dämmerte ihr die Erkenntnis, dass der phantastische Höhenflug zu Ende war. Ich war nichts weiter als eine flüchtige Eroberung, dachte sie nun rückblickend, die Berühmtheit des Augenblicks. Für eine wie immer geartete Beziehung gesellschaftlich unpassend.
    Nie würde sie die letzten Worte vergessen, die der Prinz zu ihr in Los Angeles gesagt hatte. Während sie in aller Hast ihre Sachen packte, war er im Kreis um sie herumgelaufen. Er konnte nicht begreifen, wieso sie dermaßen distraite, »außer sich«, gewesen sei. Nicole hatte keine seiner Fragen beantwortet und ihn immer wieder abgewehrt, wenn er sie zu umarmen versuchte. »Ja, aber was hast du dir denn erwartet?«, fragte er am Ende, sichtlich deprimiert. »Dass wir zusammen in den Sonnenuntergang reiten und fortan glücklich leben bis ans Ende unserer Tage? Also ehrlich, Nicole! Wir leben in der realen Welt, und du musst doch gewusst haben, dass die Briten niemals eine halbschwarze Königin akzeptieren würden.«
    Nicole war davongelaufen, ehe Henry ihre Tränen sehen konnte. Und so, Genevieve-mein-Süßes, verließ ich Los Angeles um zwei Schätze reicher: eine Goldmedaille -

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