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Rendezvous mit Übermorgen

Rendezvous mit Übermorgen

Titel: Rendezvous mit Übermorgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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schwächer, während das laute Krachen immer häufiger ertönte und sich dann - nach einem Höhepunkt - allmählich abschwächte. Wind setzte ein. Anfangs war es nur eine Brise, doch nachdem das Krachen des Eisbruchs aufgehört hatte, brasste er rasch zum Sturm auf. Nicole war zutiefst entmutigt. Als sie wieder einschlief, war es mit dem Gedanken, dass sie wahrscheinlich nur noch ein- oder zweimal wieder aufwachen würde.
    Die Winde hämmerten auf New York ein; der Hurrikan tobte stundenlang. Nicole lag wie ein lebloses Bündel in ihrer Ecke. Sie horchte auf den heulenden Sturm, und ihr fiel wieder ein, wie sie einmal während eines Blizzards in einer Skihütte in Colorado ausgeharrt hatte. Sie versuchte sich zu erinnern, was für eine Lust das Skifahren war, aber es gelang ihr nicht. Hunger und Übermüdung hatten auch ihr Vorstellungsvermögen geschwächt. Sie hockte reglos da, ihr Kopf war leer, nur ab und zu blitzte da eine leise Neugier auf, wie es sein würde, dieses Gefühl beim Sterben.
    Sie vermochte sich nicht zu erinnern, dass sie eingeschlafen war, aber sie konnte sich andererseits auch nicht daran erinnern, wieder aufgewacht zu sein. Sie war sehr schwach. Irgendetwas in ihrem Kopf sagte ihr, dass da etwas in ihre Grube geweht worden war. Es war wieder finster. Nicole kroch aus ihrem Winkel zum anderen Grubenende, wo der Schrotthaufen lag. Sie knipste ihre Lampe nicht an. Sie stieß gegen etwas, und als sie es mit den Händen abgetastet hatte, erstarrte sie. Der Gegenstand war groß, größer als ein Basketball. Die Oberfläche war glatt, und das Ding war eiförmig.
    Nicoles Denken wurde wacher. Sie ertastete die Lampe in ihrem Flugdress und richtete den Strahl auf diesen Gegenstand. Der war eiförmig und mattweiß. Sie untersuchte das Ding gründlich. Bei festem Druck gab es etwas nach. Kann ich das essen?, fragte ihr Bewusstsein. Das Hungergefühl war dermaßen heftig, dass es ihr gleichgültig war, was für Folgen der Verzehr haben könnte.
    Sie zog das Messer und konnte unter Mühen einen Schnitt anbringen. Fieberhaft säbelte sie ein Stück ab und stopfte es sich in den Mund. Es hatte überhaupt keinen Geschmack. Sie spuckte es aus und begann trocken zu schluchzen. Zornig stieß sie nach dem Ding, und es rollte weg. Sie dachte, sie hätte etwas gehört. Also griff sie zu und ließ das Ding erneut rollen. Ja, sagte sie sich, aber JA! Das klang wie ein Schwappen.
    Das Durchschneiden der Haut mit dem Messer erwies sich als Schwerarbeit. Das Objekt, was immer es sein mochte, bestand aus drei getrennten, deutlich verschiedenen Schichten. Die Außenhaut war fest, etwa wie das Außenleder eines Football-Eies, und recht schwierig. Die zweite Schicht bestand aus einer weichen feuchten königsblauen Masse von der Konsistenz etwa einer Melone. Darunter, im Kern, schwappte eine grünliche Flüssigkeit, schätzungsweise anderthalb Liter. Vor gieriger Erwartung zitternd steckte Nicole die Hand durch das Loch und brachte eine Hand voll Flüssigkeit an ihren Mund. Sie schmeckte fremdartig, irgendwie medizinisch, aber erfrischend. Sie trank hastig zwei Schlucke, dann schaltete sich die Automatik ihrer jahrelangen ärztlichen Ausbildung ein.
    Sie kämpfte gegen den wilden Drang, noch weiter zu trinken, und steckte stattdessen die Sonde ihres Massenspektrometers in die Flüssigkeit, um eine Chemoanalyse der Zusammensetzung zu erhalten. Sie ging dabei derart hastig vor, dass ihr bei der ersten Probe ein Fehler unterlief und sie den Entnahmeprozess wiederholen musste. Als das Ergebnis auf dem winzigen Modularmonitor aufleuchtete, der an sämtliche ihrer Instrumente angeschlossen werden konnte, begann Nicole vor Freude zu keuchen: Die Flüssigkeit war für sie nicht giftig ... ganz im Gegenteil, sie war hochangereichert mit Proteinen und Mineralien in jenen chemischen Verbindungen, die ihr Körper weiterverarbeiten konnte.
    »Na also!«, rief Nicole laut. Sie stand rasch auf - und verlor dabei fast das Bewusstsein. Vorsichtig geworden kniete sie nieder, verlagerte ihr Gewicht auf die Waden und stürzte sich in das köstlichste Fest ihres Lebens. Sie trank und trank und aß und aß von dem wässrigen Fleisch, bis sie bis obenhin vollgestopft war. Dann kippte sie weg in einen tiefen und tiefbefriedigten Schlaf.
    Ihre erste Sorge beim Aufwachen galt der verbliebenen Menge in ihrer »Manna-Melone« (wie sie es nannte). Sie war hemmungslos gierig gewesen, und sie wusste es. Aber das war vorher gewesen. Jetzt musste sie sich

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