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Rendezvous mit Übermorgen

Rendezvous mit Übermorgen

Titel: Rendezvous mit Übermorgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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Wasserring um die Insel. »Wir haben den großen Dr. Luigi Bardolini mit seinen intelligenten Delphinen hier. Francesca wird sie in etwa fünfzehn Minuten präsentieren.« Er starrte sie mit offener Verblüffung an. »Dr. Bardolini wird hier und heute Nacht beweisen«, brüllte er, »dass seine Delphine die Zulassungsprüfung für unsere Universitäten bestehen könnten.«
    Nicole wich zurück und betrachtete sich ihren Kollegen genauer. Er ist wirklich blau, dachte sie. Vielleicht fühlt er sich ja genauso fehl am Platz wie ich.
    Richard spähte nun angestrengt aus dem Fenster. »Diese Party ist wirklich eine zoologische Veranstaltung, wie?«, sagte Nicole nach einem langen Schweigen. »Wo haben die denn sowas aufgetrieben ...«
    »Das stimmt«, unterbrach Wakefield abrupt und hämmerte triumphierend auf den Tisch. »Deswegen also kommt mir das hier vom ersten Moment an so bekannt vor.« Er schaute Nicole an, die ihn ihrerseits beäugte, als hätte er den Verstand verloren. »Es ist ein Rama en miniature , verstehen Sie nicht?« Er sprang auf, als könne er sich vor Glück über seine Entdeckung nicht mehr beherrschen. »Der Wasserring um das Haus hier ist die Zylindrische See, die Säulenportikos stellen die Zentralebene dar, und wir zwei, liebreizende Lady, wir sitzen hier in der City von New York.«
    Nicole begann es zu dämmern, doch sie vermochte Richard Wakefields rasendem Gedankensturz nicht ganz zu folgen. »Und was beweist die Ähnlichkeit des Planes?« Er sprach seine Vermutungen laut in den Raum. »Was hat es zu bedeuten, dass irdische Baumeister vor zweitausend Jahren ein Theater nach gleichen Strukturprinzipien entwickelt haben, wie sie in dem Raumschiff der Ramaner Verwendung fanden? Eine auf natürlichen Gegebenheiten basierende Ähnlichkeit? Eine vergleichbare Kultur? Ganz bestimmt nicht.«
    Er brach ab. Er hatte wahrgenommen, dass Nicole ihn gebannt anblickte. »Mathematik!«, sagte er voll Nachdruck. Ihr fragender Gesichtsausdruck verriet ihm, dass sie ihn noch immer nicht ganz verstanden habe. »Mathematik«, wiederholte er, auf einmal mit völlig klarer, nüchterner Stimme. »Da liegt der Schlüssel. Es ist höchstwahrscheinlich, dass die Ramaner uns nicht ähnlich gesehen haben, und sie haben sich zweifellos auf einer Welt entwickelt, die von unserer Erde ziemlich verschieden war. Aber sie müssen sich exakt nach denselben mathematischen Regeln gerichtet haben wie die alten Römer.«
    Sein Gesicht erhellte sich. »Hah!«, brüllte er so laut, dass Nicole aufsprang. Er schien ausgesprochen selbstzufrieden. »Die Ramaner und die Römer. Darum, nur darum dreht es sich heute Nacht. Und irgendwo, auf irgendeiner Entwicklungsstufe dazwischen, ist der moderne Homo sapiens.«
    Nicole schüttelte den Kopf angesichts solch überschwänglicher Freude an der eignen Witzigkeit. »Sie verstehen nicht, liebreizende Lady?«, sagte er und streckte ihr die Hand entgegen, um ihr beim Aufstehen zu helfen. »Dann sollten Sie und ich uns vielleicht von hinnen wenden und uns spielende Delphine betrachten, und ich will zu Euch von Ramanern hier und Römern dort reden, von Kohlköpfen und Königen, von tatatu und Siegellack, und davon, ob die Schweine Flügel tragen.«
     

13 Prosit Neujahr!
    Als alle fertiggegessen hatten und die Tische abgeräumt waren, erschien Francesca Sabadni mit Mikrophon im Innenhof und bedankte sich zehn Minuten lang bei sämtlichen Sponsoren des abendlichen Galaempfangs. Dann präsentierte sie Dr. Luigi Bardolini, wobei sie unzweideutig die Vermutung äußerte, dass seine Pionierarbeit auf dem Sektor der Kommunikation zwischen Mensch und Delphin sich als höchst nützlich erweisen könnte, wenn Menschen mit irgendwelchen Außerirdischen in Kontakt zu gelangen versuchten.
    Kurz bevor die Sabatini zu sprechen begann, war Richard Wakefield verschwunden; allem Anschein nach auf der Suche nach einer Toilette und einem frischen Drink. Fünf Minuten später und unmittelbar nachdem Francesca ihre Einführungsrede beendet hatte, war sie seiner erneut kurz ansichtig geworden. Er war eingekeilt zwischen zwei busenträchtigen italienischen Schauspielerinnen, die schallend über seine Witzeleien lachten. Er winkte Nicole zu, kniff ein Auge zu und wies auf die beiden Weiber, als sei damit alles erklärt.
    Eins zu null, Richard , dachte Nicole und lächelte in sich hinein. Also hat wenigstens einer von uns gesellschaftlichen Misfits ein bisschen Spaß. Dann beobachtete sie, wie Francesca graziös über die

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