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Rendezvous um Mitternacht

Rendezvous um Mitternacht

Titel: Rendezvous um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Laurie
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aller Kraft gegen mein Bewusstsein. Ein paar Scherben und Obststücke in der Hand, richtete ich mich auf. Auch Helen erhob sich.
    »Er sagt, er wäre bestimmt nicht zum See gegangen, wenn er gewusst hätte, dass es schon so weit war. Er sagt, er hätte Sie keinesfalls allein gelassen.«
    In Helens Augen schimmerten Tränen auf, und eine rollte ihr die Wange hinunter. Sie schluckte und ging schweigend wieder in die Küche. Ich stand ein, zwei Momente lang wie vor den Kopf geschlagen da, immer noch mit den Scherben in der Hand. Steven trat neben mich. »Geben Sie mir das.« Ich reichte ihm die Scherben, und er folgte Helen in die Küche. Ich setzte mich wieder, beschämt und erschüttert. Ich und meine große Klappe. »Toll gemacht, M.J.«, murmelte ich und stocherte in meinem Rührei.
    Gilley ließ sich auf dem Stuhl mir gegenüber nieder. »Was hast du toll gemacht?«
    »Nichts«, sagte ich abwehrend. »Hab mich nur gerade unmöglich benommen.«
    »Schon wieder?«, neckte er. »Ich dachte, du hättest davon endlich genug.«
    »Himmel, Gil, kannst du vielleicht mal mit den ewigen Frotzeleien aufhören?«, fuhr ich ihn an.
    »Hey.« Gilley wurde sofort ernst. »Tut mir leid, M. J. Nimms mir nicht übel, ich dachte, es wäre nicht so wild. Was ist denn los?«
    Doch ehe ich antworten konnte, kam Steven zurück. Er setzte sich und legte die Hand über meine. »Es geht ihr gut. Sie war nur im ersten Moment durcheinander. Arnold war ihr Mann. Als sie mit ihrem Sohn schwanger war, fuhr er einmal zu einem See, um zu angeln. Da bekam Helen vorzeitige Wehen. Ein Nachbar brachte sie ins Krankenhaus, und jemand sagte Arnold Bescheid. Er wollte zu ihr fahren, aber er verlor die Kontrolle über das Auto und hatte einen tödlichen Unfall.«
    »Wie furchtbar«, murmelte ich. Kein Wunder, dass Arnold so hartnäckig gewesen war. Wäre ich wohl auch gewesen. »Ich war so blöd. Ich hatte keine Ahnung, dass sie hinter mir stand.«
    Er drückte mir sanft die Hand. »Nichts passiert, haben Sie keinen Kopf deswegen, M.J.«
    Sein Schnitzer entlockte mir ein Lächeln. Da war hinter uns ein unterdrücktes Schniefen zu hören, und Helen kam wieder herein, in der Hand einen frischen Obstteller für Doc. »Verzeihen Sie vielmals«, sagte sie und stellte den Teller vor ihm ab. »Das war nur der Schock …« Ihr versagte die Stimme. Sie legte mir flüchtig die Hand auf die Schulter und eilte hinaus.
    »Was bitte hast du ihr gesagt?«, wollte Gilley wissen.
    Ich wollte antworten, da schnitt mir Steven das Wort ab. »Wie sieht die Schlachtplatte für heute aus?«
    Gil schenkte mir ein Grinsen, und ich war dankbar für den Themenwechsel. »Der Schlachtplan sieht folgendermaßen aus«, begann ich zuversichtlich. »Zuerst sollten wir, denke ich, alle Fernseher aus dem Haus entfernen. Normalerweise würde ich sie lieber drin behalten, um die Bewegungen des Geistes von einem Stockwerk zum anderen zu verfolgen, aber wenn er so viele zur Auswahl hat, fürchte ich, das könnte ein bisschen chaotisch werden.«
    »Gut.« Steven nickte. »Was dann?«
    »Dann werden Gilley und ich den Basistest machen.«
    »Woraus besteht der Basistest?«
    »Wir notieren Größe und Aufteilung jedes Zimmers im Haus und machen dort Langzeitmessungen von Temperatur und elektromagnetischer Energie.«
    »Wozu das?«
    »So können wir Änderungen mitverfolgen. Ein plötzlicher Temperaturabfall oder -anstieg kann bedeuten, dass sich ein Geist nähert«, erklärte ich. »In den Zimmern, in denen die Aktivität am stärksten ist, platzieren wir kleine Triggerobjekte – und bevor Sie fragen, ein Triggerobjekt ist etwas, was von einem Geist leicht bewegt werden kann und möglicherweise seine Neugier weckt. Zum Beispiel ein Schüsselchen mit Sand, ein Kartenspiel oder ein hochkant gestelltes Buch. Wenn ein solches Objekt bewegt oder daran herumgespielt wurde, wissen wir, dass da ein Geist am Werk war.«
    »Wir müssen auch ein Foto von jedem Zimmer machen«, sagte Gilley.
    »Ich weiß, dass ich mich wiederhole. Aber wozu das?«, fragte Steven.
    »Um Sphären, Schrauben, Vortexe und Funken bildlich festzuhalten«, sagte Gilley, und als Steven den Mund öffnete, um die nächste Frage zu stellen, erklärte er: »Eine Sphäre ist eine kleine Lichtkugel, die einfachste Form, die ein Geist annehmen kann. Schrauben sind spiralförmig kreisende Lichtbänder, die anzeigen, dass gerade ein Geist in unsere Dimension wechselt. Vortexe sind die Portale, durch die Geister in niedere Ebenen gelangen

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