Rendezvous um Mitternacht
zweite Blatt. »Hier fängt die Kette an. Das ist die Übertragung auf Lebenszeit an Maureen. Im Jahr 1974 fällt der Besitz an Andrew zurück. Und hier, direkt nach Maureens Tod Ende 1974, wird der Besitz an Mirabelle übertragen, und ihr Alter wird ausdrücklich mit achtzehn angegeben.«
»Andrew muss es sehr am Herzen gelegen haben, dass der Besitz so schnell wie möglich auf Mirabelle übergeht, vielleicht um ihr über Maureens Tod hinwegzuhelfen.«
»Möglich«, sagte Gilley.
»Und was ist dann das hier?« Ich deutete auf den dritten Vertrag.
Gilley überflog ihn. »Dem Datum nach wurde er eine Woche vor Andrews Tod aufgesetzt. Er ist unterzeichnet, aber noch nicht ans Grundbuchamt weitergereicht worden. Im Grunde ist er identisch mit dem ersten, nur dass hier Mirabelles Geburtsdatum mit dem zweiten Dezember 1957 angegeben wird …«, Gilley unterbrach sich, um noch einmal einen Blick auf den älteren Vertrag zu werfen. »Und hier ist sie 1956 geboren.«
»Also wusste Andrew, dass er den ursprünglichen Vertrag so nicht stehen lassen konnte. Hier«, ich tippte auf das neue Dokument, »ist alles korrekt, sodass niemand mehr anfechten könnte, dass sie das Haus lebenslang behalten kann.«
Gilley seufzte. »Ja. Der erste Vertrag ist nicht legal, weil das Geburtsdatum falsch ist. Das heißt, man müsste den neuen Vertrag jetzt nur noch beim Grundbuchamt registrieren lassen, und alles wäre in Butter.«
»Warum hat Dillon ihn dann noch nicht registrieren lassen? Warum ist das nicht längst erledigt? Mein Großvater ist seit drei Monaten tot.«
»Und glaubst du, dein Vater hat in Dillons Büro nach dem Vertrag gesucht, oder vielleicht doch nach was anderem?«, fragte ich.
Gilley schwenkte wieder den Kopf wie ein Tenniszuschauer. »Wart mal«, sagte er. »Woher hast du das eigentlich, M. J.?«
Mit einem nonchalanten Schulterzucken raffte ich die Dokumente zusammen. »Zerbrich dir darüber nicht den Kopf, Gil. Tu einfach, was du so verdammt gut kannst, nämlich Infos ausgraben. Momentan solltest du dich auf Steven senior konzentrieren. Wir sollten dringend wissen, warum er so interessiert an dem Land ist.« Ich stand auf und streckte mich gähnend.
»He, warte!«, forderte Gilley. »Ihr beide verschweigt mir was!«
Steven streckte sich ebenfalls. »Ich bin ein völliger Eimer?«
Gilley und ich starrten ihn einen Augenblick an, dann brach ich in Lachen aus. »Du bist im Eimer, mein Lieber.«
»Ja, ja«, winkte Steven ab. »Na gut, wenn ihr mich braucht, ich bin in meinem Zimmer.«
»Ich auch.« Ich folgte ihm in Richtung Treppe.
»He!«, protestierte Gilley. »Kommt zurück! Das ist nicht fair!«
Ich winkte ihm zu. »Nacht, Gil.«
»Nehmen keine Rücksicht auf Behinderte! Ihr gehört angezeigt!«, schimpfte er.
Einige Zeit später, ich hatte eben Doc zu Bett gebracht, klopfte es leise an meiner Tür. Ich beeilte mich zu öffnen, damit das Geräusch nicht den Vogel aufweckte. Draußen stand Steven in schwarzen Boxershorts und passendem T-Shirt. In der Hand hielt er zwei gefüllte Cognacgläser. »Betthüpfen?«, fragte er.
Ich lehnte mich gegen den Türrahmen und verschränkte die Arme. »Ich dachte, du wärst ein völliger Eimer und wolltest schlafen gehen?«
Steven hob eines der Gläser an die Lippen, schnupperte daran und sah mich über den Rand hinweg an. »Magst du Scotch, M.J.?«
Ich lächelte. Diese tiefe, maskuline Stimme mit dem fremden Akzent war einfach unwiderstehlich. »Zu meinen besten Zeiten hab ich durchaus ein paar davon kippen können.«
Er streckte mir das andere Glas hin und ließ den Blick nicht von mir, bis ich es nahm. Kaum hatte ich es in der Hand, schob er sich an mir vorbei in mein Zimmer.
»Komm doch rein«, bemerkte ich trocken.
Er ignorierte den Kommentar. »Ich mag dieses Zimmer. Es hat … wie sagt man … Schirm?«
Ich schloss die Tür. »Schirm?«
»Ja, so sagt ihr doch, wenn etwas liebenswürdig und gewinnend wirkt, nicht wahr?«
»Charme!«
»Ja, genau, es hat Charme.« Er drehte sich mir zu und sah mich an.
Ich zog eine Augenbraue hoch. »Okay, was willst du nun wirklich hier?«
»Betthüpfen.«
Ich verdrehte die Augen. »Ein Betthupferl. Nicht Betthüpfen.«
»Dann eben das.« Er trat an mein Bett und setzte sich. Als ich ihn kopfschüttelnd ansah, klopfte er neben sich auf die Bettdecke. »Komm her und trink einen Whisky mit mir. Ich verspreche, dass ich dir kein Herzchen krümmen werde.«
»Härchen«, berichtigte ich.
»Was? Wieso Herrchen? Gibt es
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