Rendezvous
zusammengefaltetes Blatt Papier hin.
»Sie sind Lady Graystone?«
»Ja, die bin ich.«
»Das ist für Sie.« Der Junge drückte ihr den Zettel in die Hand und rannte eilig wieder fort.
»Was auf Erden hat das zu bedeuten?« Augusta schaute auf den Zettel herunter. Meredith hatte nichts von alledem bemerkt. Sie war viel zu sehr damit beschäftigt, Mr. Mitfords kühne Mannschaft anzufeuern.
Augusta beschlich plötzlich Grauen, als sie den Zettel auseinanderfaltete. Die Nachricht war kurz und trug keine Unterschrift:
Wenn Sie die Wahrheit über Ihren Bruder erfahren wollen, dann finden Sie sich heute um Mitternacht auf dem Weg hinter Ihrem Haus ein. Erzählen Sie niemandem etwas darüber, oder Sie werden niemals den Beweis bekommen, den Sie suchen.
»Augusta, das ist wirklich das Tollste, was ich je gesehen habe«, vertraute ihr Meredith an, deren Augen immer noch gebannt auf den aufsteigenden Ballon geheftet waren. »Wohin gehen wir morgen?«
»In Astley's Amphitheater«, murmelte Augusta geistesabwesend vor sich hin, während sie den Zettel in ihre Handtasche gleiten ließ. »Nach den Ankündigungen in der Times werden wir dort erstaunliche Reitkünste zu sehen bekommen, und es gibt auch ein Feuerwerk.«
»Das wird sicher schön, aber ich glaube nicht, dass es so wunderbar wie diese Ballonfahrt wird.« Meredith drehte sich schließlich um und sah sie an, als sich Mr. Mitfords Ballon über der Stadt zu entfernen begann. »Wird Papa mit uns ins Amphitheater kommen können?«
»Das bezweifle ich, Meredith. Du weißt ja, dass er viele geschäftliche Angelegenheiten zu erledigen hat, solange wir in der Stadt sind. Vergiss nicht, er erwartet von uns, dass wir uns allein amüsieren.«
Meredith lächelte ihr bedächtiges, zögerndes Lächeln. »Das kriegen wir doch ganz prima hin, findest du nicht auch?«
»Doch, ganz prima sogar.«
Harry öffnete die Tür seiner Bibliothek, als Augusta und Meredith in die Eingangshalle seines Stadthauses gestürmt kamen. Er lächelte zaghaft. »Hat der Ballonaufstieg Spaß gemacht?«
»Es war äußerst interessant und sehr lehrreich«, sagte Augusta kühl. Sie konnte an nichts anderes denken als an die Nachricht in ihrer Handtasche. Sie verzehrte sich danach, nach oben zu eilen und den Zettel ungestört in ihrem Schlafzimmer noch einmal gründlich zu betrachten.
»0 Papa, es war absolut erstaunlich«, schwärmte Meredith. »Augusta hat mir als Souvenir ein wunderschönes Taschentuch mit einem Bild von Mr. Mitfords Ballon darauf gekauft. Und sie hat gesagt, du würdest mir erklären, wie es kommt, dass es den Menschen manchmal ziemlich kühl wird, wenn sie in einem Ballon aufsteigen, obwohl sie in Wirklichkeit der Sonne näher kommen.«
Harry zog eine Augenbraue hoch und warf einen belustigten Blick auf Augusta, während er seiner Tochter antwortete. »Sie hat gesagt, ich würde dir das erklären, ist das wirklich wahr? Was hat sie auf den Gedanken gebracht, dass ich die Antwort auf diese Frage kenne?«
»Jetzt hör aber auf, Graystone«, schalt Augusta ihn aus. «Du hast im allgemeinen Antworten auf alles, oder etwa nicht?«
»Augusta...«
»Wirst du heute Abend wieder außer Haus sein?«
»Leider ja. Ich werde sogar erst sehr spät zurückkommen.«
»Wir werden natürlich nicht aufbleiben und auf dich warten.« Ohne eine Antwort abzuwarten, stieg sie mit gemäßigten Schritten die Stufen zu ihrem Schlafzimmer hinauf. Sie warf noch einen Blick über die Schulter und sah, dass Meredith am Ärmel ihres Vaters zog.
»Papa?«
»Komm ein paar Minuten lang in die Bibliothek, Meredith. Ich werde versuchen, deine Frage zu beantworten.«
Augusta hörte, wie sich die Tür der Bibliothek schloss Sie lüpfte ihre Röcke und rannte die restlichen Meter zu ihrem Schlafzimmer. Sowie sie diesen privaten Bereich betreten hatte, ließ sie sich auf den Stuhl hinter ihrem Schreibtisch sinken und riss ihre Handtasche auf. Wenn Sie die Wahrheit über Ihren Bruder erfahren wollen ...
Vielleicht kannte Graystone dieses eine Mal nicht alle Antworten. Sie würde es ihm zeigen, gelobte sich Augusta. Sie würde den Beweis für die Unschuld ihres Bruders vorlegen und Harry mit ihrer Klugheit bestürzen.
Nach reiflicher Überlegung beschloss Augusta, der sicherste Weg aus dem Stadthaus und in den nächtlichen Garten sei der durch das Fenster der Bibliothek ihres Mannes.
Die einzige andere Möglichkeit bot die Hintertür, doch der Weg dorthin hätte sie durch die Küche und dicht an den
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