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Renegade

Renegade

Titel: Renegade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. A. Souders
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sehe seinen leeren Blick. Die Stille wird immer
drückender, als würde sich über meinem Kopf eine schwere Last zusammenballen,
die jede Sekunde auf mich herabstürzen könnte.
    Â»Bitte sag etwas«,
flüstere ich schließlich.
    Â»Was hat dich das
gekostet?« Seine Stimme ist sanft, aber unerbittlich.
    Es überrascht mich
nicht, dass sein erster Gedanke mir gilt. »Nichts Wichtiges.« Sosehr ich es
auch versuche, ich schaffe es einfach nicht, ihm in die Augen zu sehen.
    Â»Evelyn! Was hat dich das gekostet? «
    Verzweifelt schließe
ich die Augen und sage so leise, dass ich es selbst kaum verstehe: »Das Recht,
meinen Verpaarungspartner selbst zu wählen, falls deine Gene nicht gut genug
sind.«
    Wieder schweigt er
so lange, dass ich schließlich die Augen öffne, um wenigstens in seinem Gesicht
lesen zu können. Er runzelt verwirrt die Stirn. »Ich dachte, das hättest du
bereits verloren.«
    Â»Nein, bisher hatte
sie mir nur eine Frist gesetzt. Ich sollte selbst wählen, aber schnell, sonst
würde sie die Wahl für mich treffen. Doch nun werde ich mich mit jedem
zufriedengeben müssen, den sie für mich auswählt, und das wird wahrscheinlich
der junge Wachmann sein. Sie scheint eine Schwäche für ihn zu haben.«
    In diesem Moment
öffnet sich die Tür, und ebenjener Wachmann reicht mir die Tasche mit der
Testausrüstung. Dabei beugt er sich zu mir und flüstert: »Warum tust du das? Er ist unter deiner Würde.«
    Ich richte mich zu
voller Größe auf und sehe ihn herablassend an. »Das ist mir bewusst. Doch
Mutter und ich haben Pläne, die dich nichts angehen. Außerdem gefällt es mir
ganz und gar nicht, wenn man meine Entscheidungen auf diese Art und Weise
infrage stellt. Du gehst jetzt sofort , sonst berichte
ich Mutter von deiner Aufdringlichkeit.«
    Ohne eine Antwort
abzuwarten, wirbele ich herum und gehe zu Gavin, der mich breit angrinst.
    Â»Was ist?«, frage
ich ihn, nachdem der Wachmann die Tür hinter sich geschlossen hat.
    Â»Das war echt heiß«,
stellt er fest und zwinkert mir fröhlich zu.
    Ich knie mich hin
und packe die Sachen aus, die wir für den Test brauchen. »Was meinst du damit?«
    Er hockt sich so
dicht neben mich, dass unsere Knie sich berühren. »Wie du ihn angefahren hast.
Sonst wirkst du immer wie ein fügsames kleines Mädchen, und dann bringst du auf
einmal so eine Nummer. Echt heiß.«
    Â»Eigentlich wollte
ich kühl wirken. Scheinbar ist mir das nicht gelungen.«
    Er lacht so laut,
dass ich innehalte. »Nein, nein, damit meine ich sexy. In meiner Welt bedeutet
heiß auch sexy.« Er streichelt sanft meine Fingerspitzen, und sofort schießt
mir das Blut ins Gesicht. Dann räuspert er sich. »Also, äh, was sind das für
Sachen? Reicht nicht einfach nur ein Bluttest?«
    Seufzend greife ich
nach dem Wangenstäbchen. Es sieht aus wie eine winzige Reinigungsbürste mit
feinen Borsten. »Nein. Um sicherzugehen, dass wir eine repräsentative Probe
kriegen, werde ich dir alles abnehmen: Haare, Speichel, Haut und Blut.
Anschließend werde ich die Proben persönlich ins Labor bringen. Dem Wachmann
traue ich nach seinem kleinen Ausrutscher nicht mehr. Wer weiß, ob die Proben
sonst ankommen würden. Mund auf.«
    Er gehorcht, und ich
streiche mit dem Stäbchen dreimal über die Innenseite seiner Wange, dann schabe
ich ein paar Hautschuppen ab, reiße Gavin einige Haare aus und nehme ihm Blut
ab. Nachdem ich die Proben so ordentlich wie möglich verstaut habe, stehe ich
auf. »Ich werde erst wiederkommen können, wenn die Tests abgeschlossen sind,
aber so bald es geht, werde ich dich wissen lassen, wie das Ergebnis lautet.«
    Gavin nickt knapp,
und ich gebe den Wachen ein Zeichen, damit sie mich rauslassen. Sofort ist der
junge Wachmann wieder an meiner Seite und begleitet mich auf dem Weg zum Labor.
Die wissenschaftlichen Labore befinden sich zwischen dem medizinischen Sektor
und den Wohngebieten, vom Palasttrakt aus gesehen am anderen Ende der Stadt. Um
dorthin zu gelangen, müssen wir über den Großen Platz.
    Heute scheint es
hundert Mal länger zu dauern als sonst – und ich habe das Gefühl, als würde
mich jeder Bürger auf dem Platz anstarren. Zwar lächeln sie alle freundlich und
nicken mir grüßend zu, doch insgeheim befürchte ich, dass mir die Wahrheit über
mein Tun ins

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