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Renegade

Renegade

Titel: Renegade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. A. Souders
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habe ich deutlich
genug gezeigt, wie sehr ich das will, jetzt muss ich mich bremsen. Denn vielleicht
lässt sie ihn gerade deshalb töten, weil sie weiß, wie dringend ich ihn retten
möchte.
    Â»Graue Augen, um uns
abzuheben?« Nachdenklich spitzt sie die Lippen und tippt mit einem Fingernagel
gegen ihren Mund. Um die grauen Linien auf ihrer Iris wird sie jetzt schon von
den meisten Frauen beneidet. Ich war noch nie so glücklich, dass ihre Augen
nicht rein blau sind. »Welche Berufung hatte er an der Oberfläche?«, fragt sie
plötzlich.
    Ich kann mich nicht
daran erinnern, ob ich es ihr bereits gesagt habe, doch es schadet auch nicht,
wenn sie es weiß. Eigentlich könnte es sogar hilfreich sein. »Jäger.«
    Â»Wie interessant.«
Ihre Augen funkeln, und schließlich nickt sie. »Die Idee gefällt mir. Natürlich
werden wir vorher sicherstellen müssen, ob seine Gene überhaupt geeignet sind.
Wir wollen schließlich nicht, dass du mangelhafte Kinder bekommst.« Mit kaltem
Blick fügt sie hinzu: »Falls er genetisch nicht passt, wird er sterben. Bist du
bereit, ihn zu opfern?«
    Wenn ich nichts
unternehme, stirbt er sowieso. Es ist schließlich nicht so, als hätte er – oder
ich – eine Wahl. Ich kann nur hoffen, dass seine Gene so überragend sind, wie
sein Äußeres es vermuten lässt. »Ja, Mutter.«
    Â»Und ist er
mangelhaft, verlierst du jede Chance, selbst eine
Wahl zu treffen. Ich werde jemanden für dich aussuchen, und noch einmal werde
ich meine Meinung nicht ändern. Hast du mich verstanden?«
    Â»Ja, Mutter«,
versichere ich, auch wenn ich weiß, dass Gavin ohnehin nicht hierbleiben kann.
Und bestimmt auch nicht hierbleiben will . Er hat eine
Familie und ein Leben, in dem ich keine Rolle spiele, und es wäre nicht
richtig, ihn davon fernzuhalten. Doch ein kleiner Teil von mir hofft, dass er
es vielleicht doch will. Dass er sich dafür entscheiden wird, zu bleiben. Hier,
bei mir.
    Mutter lächelt
wieder, doch diesmal ist der Ausdruck in ihren Augen irgendwie beunruhigend.
»Na schön. Dann teilen wir unserem Gast doch gleich mal mit, welche
Wahlmöglichkeiten er nun hat.«
    Â»Wahlmöglichkeiten?«
    Triumphierend sieht
sie mich an. »Aber Evelyn, er muss sich doch ebenso für dich entscheiden, wie
du dich für ihn entschieden hast. Alles andere wäre ungerecht. Und wenn er sich
für dich entscheidet, muss er bereit sein, sich meinen Regeln zu unterwerfen.
Falls er das nicht tut … nun ja.« Sie hebt vielsagend eine Schulter und
tätschelt meine Hand, als wolle sie mich trösten.

…
Wie die Biene ihren Stock so inniglich,
    wie
die Blüte der Rose so zart, wie des Meeres
    Tiefe
so unendlich, wie des Feindes Tücke
    so
stark, so ja so liebet Mutter mich …
    Kinderlied,
gesungen bei Freudenfestfeiern –
    Angespannt
gehe ich voran zu Gavins Zelle. Jeder meiner Schritte hallt laut in den
Korridoren wider, als wollten sie mich verspotten. Mich reizen. Ich weiß nicht,
was ich von Mutters bereitwilliger Zustimmung halten soll. Insbesondere, da sie
darauf bestanden hat, mich persönlich zu begleiten, statt nur ihr Hologramm in
die Zelle zu projizieren. Wenn sie bereit ist, sich dem Risiko der
Selbstschussanlagen auszusetzen, muss die Sache einen Haken haben. Gavin sitzt
in seiner üblichen Ecke. Bei meinem Anblick breitet sich ein Lächeln auf seinem
Gesicht aus, das allerdings schnell erlischt, als er Mutter bemerkt. Die Wachen
nehmen Haltung an. Wortlos lassen sie uns in die Zelle und schließen dann
hinter Mutter die Tür. Einer positioniert sich an der Schalttafel, mit der man
die Türen steuert, und hält einen Finger über den Knopf, der das Schloss
öffnet. Es ist schon auffällig, wie sehr sich ihr Verhalten in Mutters
Gegenwart von dem unterscheidet, wie sie sich mir gegenüber benommen haben.
    Gavins Blick wandert
zwischen Mutter und mir hin und her. Ganz langsam zieht er die langen Beine an
und steht auf. Aufrecht überragt er Mutter und mich um einiges, und die Zelle
scheint plötzlich kleiner geworden zu sein. Seine Haltung ist wachsam, aber
nicht angespannt. Mutter schenkt ihm ein strahlendes Lächeln. »Du kannst dich
äußerst glücklich schätzen.«
    Ãœberrascht zieht er
die Augenbrauen hoch. »Ach ja?«
    Sie umkreist ihn
langsam und mustert jeden Quadratzentimeter seines Körpers. »Anscheinend

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