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Renner & Kersting 01 - Mordsliebe

Renner & Kersting 01 - Mordsliebe

Titel: Renner & Kersting 01 - Mordsliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Schroeder
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schob sie die Hefte beiseite. Stattdessen nahm sie sich die Bilder der 3b vor, die noch bewertet werden mussten. Eine Tätigkeit, die sie hasste. Es gefiel ihr ganz und gar nicht, künstlerische Arbeiten mit Noten zu versehen. Aber die Kinder hatten schon mehrfach gefragt, wann die Kunstwerke denn endlich aufgehängt würden. Zur großen Freude aller hatten sie mit Filzstift zeichnen und ihr Bild selbst betiteln dürfen. Die Lehrerin bildete zunächst zwei Stapel, die sorgfältigen Zeichnungen und die Schmierereien. Angenehm überrascht bemerkte sie, dass diesmal die erste Gruppe überwog. Die Kritzeleien stammten von den bekannten, nicht motivierbaren Schülern, winzige Männchen mit überdimensionalen Pistolen in den Händen, Feuer speiende Panzer und Ufos sowie ein Machwerk, das einen Mann mit erigiertem Penis zeigte, umgeben von schwarzen Klecksen und gelben Strichen. Ein Kunstwerk von Benni. Normalerweise hätte Helga es achselzuckend zu den Schmierereien gelegt. Zeichnungen von nackten Männern und Frauen in den Heften der Schüler sah sie jeden Tag. Dass Benni es jedoch gewagt hatte, so ein Bild zwecks Benotung bei der Lehrerin abzugeben, war neu. Wenn der Junge noch lebte, hätte sie keinen zweiten Blick darauf verwandt. So aber starrte sie es an und fragte sich, was in Bennis Kopf vorgegangen sein mochte, während er zeichnete. Sie kam zu keinem Ergebnis und legte das Blatt erst einmal beiseite. Nachdem sie den einen Stapel mit gut und sehr gut, den zweiten mit befriedigend bis mangelhaft zensiert hatte, musste sie noch ein Thema für den morgigen Religionsunterricht finden. Sie wollte weder über den Tod reden, noch die Ostergeschichte wiederkäuen, und für Himmelfahrt war es zu früh. Also wieder einmal: Streit und Versöhnung. Darüber konnte sie mit den Kindern gar nicht oft genug reden. Wenn nur ab und zu auf dem Schulhof das beherzigt würde, was die Schüler in den Religionsstunden so unbekümmert äußerten. Sie seufzte und suchte in ihren Büchern nach einer passenden Geschichte als Aufhänger.
    Endlich fertig! Aufatmend dehnte sie die Schultern und warf einen Blick zur Uhr. Zehn nach fünf. Zeit für Tee und Schokoplätzchen. Sie füllte gerade Teeblätter in die Kanne, da störte das Telefon.
    „Hallo, ich bin’s! Sag mal, was hältst du von der Linners?”
    „Ali, was ist los? Sag bloß, du hast was rausgefunden?”
    „Aber sicher doch, ich war schließlich den ganzen Tag unterwegs. Heute Nachmittag habe ich die Nachbarn der Linners besucht und eine ziemlich seltsame Geschichte gehört. Mich interessiert, welchen Eindruck du von der Frau hast!”
    „Na ja …” Helga biss sich auf die Unterlippe. Dass ihr ausgerechnet jetzt ihre Schweigepflicht einfallen musste!
    „Raus damit!” Ali ließ nicht locker. „Wir sind schließlich Verbündete und haben ein gemeinsames Ziel. Also?”
    „Warum ist meine Meinung so wichtig?”
    „Pass auf! Ich habe gehört, dass sie einen Freund hat.”
    „Und? Viele Frauen haben einen.”
    „Menschenskind, du kannst doch nicht wirklich so schwer von Begriff sein! Der Polizei hat sie doch gesagt, es gäbe keinen Mann in ihrem Leben. In allen Zeitungen wurde darauf hingewiesen. Und jetzt das!”
    „Mmh.”
    „Also, was für ein Typ ist sie?”, wiederholte Anne-Liese ungeduldig. Sie mochte keine zögerlichen Menschen und verstand nicht, warum Helga so mit Informationen geizte. Den Täter konnten sie nur erwischen, wenn sie alles Wissen teilten. Das musste auch der Lehrerin klar sein.
    „Nun?”
    „Modebewusst und auf ihr Aussehen bedacht, sie bemüht sich auffallend um eine korrekte Sprache, was bei den Eltern unserer Schüler selten vorkommt.”
    „Und dein persönlicher Eindruck? Ich meine, mochtest du die Frau? War sie dir sympathisch?”
    Diese Frage konnte Helga bedenkenlos beantworten, schließlich ging es hier um ihren persönlichen Eindruck, der nichts mit Schülern oder schulischen Angelegenheiten zu tun hatte. Und es interessierte sie keinen Deut, ob das sophistisch gedacht war oder nicht.
    „Sympathisch? Nun ja, wir konnten miteinander reden, aber es herrschte immer eine gewisse Distanz. Die Frau hielt sich zurück. Sie erschien mir überfordert, gestresst. Ich glaube nicht, dass sie immer die Wahrheit sagte, oder dass ich mich auf das verlassen konnte, was sie versprach.”
    „Und was hat sie versprochen?” Ali unterdrückte ein Stöhnen, weil sie Helga jedes Wort aus der Nase ziehen musste. Natürlich hatte sie längst bemerkt, dass die

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