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Renner & Kersting 01 - Mordsliebe

Renner & Kersting 01 - Mordsliebe

Titel: Renner & Kersting 01 - Mordsliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Schroeder
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sagte Ali ehrlich besorgt. Sie konnte sich gar nicht vorstellen, dass Frau Große auch einmal krank werden könnte. Sie lebte schon so lange hier, dass sie ebenso zu diesem Viertel gehörte wie die Kneipe an der Ecke oder die Schule. Früher hatte ihr Mann den Kiosk geführt. Als er starb, war seine Frau froh gewesen, das Geschäft übernehmen zu können. Auf diese Weise blieb sie in Kontakt mit Menschen und kannte keine Langeweile.
    „Waren Sie schon beim Arzt? Was sagt der?”
    „Mitte Näafen bin ich fäatig!”
    „Na ja, das kann ich verstehen. Sie sind schließlich jeden Tag im Laden, das ist sicher ganz schön anstrengend. Sie sollten mal in Urlaub fahren, Frau Große. Richtig ausspannen, das täte Ihnen gut.”
    „Doch nich darum! Nee, Mann! Das hier ssowas passiert, das macht mich fäatig! Ochottochott!”
    „Was meinen Sie? Die Geschichte mit Sandra und Benjamin? Kannten Sie die Kinder denn?”
    „Diese zwei? Ja ssicher doch! Die kamen öfter und holten ssich Bömsken.”
    „Bömsken” mussten Süßigkeiten sein, übersetzte Ali für sich. Endlich eine Spur! Hatte Helga nicht behauptet, die zwei würden sich nicht kennen? Aber anscheinend waren sie gemeinsam hier gewesen.
    „Die aamen Kinder.” Aus Frau Großes braunen Augen löste sich eine winzige Träne, blieb einen Moment im Augenwinkel hängen und wurde dann mit einer unauffälligen Bewegung weggewischt. „Da war immer Verlass auf, wenn sse mir helfen ssollten.”
    „Kamen die zwei immer zusammen?”
    „Zussammen? Wie meinen Sse das?”
    „Ich meine, waren die beiden häufiger gemeinsam hier und haben Ihnen geholfen?”
    „Aber ja doch. Die haben oft cheholfen, haben die beiden.”
    Traurig nickte sie mit dem Kopf.
    „Kennen Sie auch die Eltern?”
    Bevor die Inhaberin antworten konnte, öffnete sich mit leisem Klingklang die Tür, um eine junge Frau in Jeans und bauchfreiem Oberteil hereinzulassen. Trotz modischer Frisur und Kleidung wirkte ihre Erscheinung ungepflegt.
    „Haben Sie noch Brötchen? Vier Stück und zwei Packungen Zigaretten.”
    Leicht verwundert bemerkte Ali, wie die alte Frau ihr Gesicht verzog und der neuen Kundin kein weiteres Wort gönnte. Als sie den Laden verlassen hatte, wischte Frau Große ihre Hände demonstrativ an einem Tuch ab und meinte kopfschüttelnd: „Sso was! Die kommt cherade ausm Bette . Dabei hat sse ’n Lüd, das inne erste Klasse cheht. Darum ssollte sse ssich kümmern, jau, das ssollte sse!”
    Ali kam auf das vorige Thema zurück. Diplomatie brauchte sie nicht. „Wie ist das nun, kennen Sie die Eltern der beiden?”
    „Ssie meinen die Mutter von die Sandra? Tcha, das is sso ’ne Sache is das. Aber da komm ich auch noch hinter.”
    „Wohinter?” Du meine Güte, jetzt redete sie auch schon wie Oma Große. Manchmal hegte Ali den Verdacht, dass diese ihren Dialekt ganz besonders kultivierte, vielleicht aus Spaß, vielleicht, um sich von ihrer Umgebung abzusetzen. Für eine heimatstolze Westfälin musste die Sprache des Ruhrpotts ziemlich ungehobelt klingen.
    Oma Große schaute sich um, als befürchte sie heimliche Lauscher. Dann flüsterte sie: „Tcha, das is sso, eijentlich müsste die doch chanz kümmerlich zuweje sein. Aber meinen Ssie, das is sse? Nee man! Der cheht nix ab. Die is richtich chut beinander. Is doch komisch, oder?”
    „Sie meinen, dass die Frau nicht trauert? Vielleicht verbirgt sie ihre Gefühle vor Außenstehenden.”
    „Vonwejen, ich ssach noch zu mein Ssohn, ssach ich, dass da was nich sstimmmt. Sse chlauben nich, wie die schon wieder zujange is, anjemalt ssach ich Ihnen, die reinste Diva. Da komm ich cha nich drüber. Und Modezeitungen hat sse ssich chleich am nächsten Tach chekauft. Das chehört ssich nich, ssag ich Ihnen, nee.”
    „Vielleicht wollte sie sich nur ein wenig ablenken? Ich jedenfalls stelle es mir schrecklich vor, allein in der Wohnung zu sein und zu wissen, dass die Tochter nie wieder kommen wird. Da tut Zerstreuung gut.”
    Ali hoffte, dass sie sich nicht so verlogen anhörte, wie sie sich fühlte.
    „Nee, nee, da cheht das nich drum! Und allein inne Wohnung? Was mein Vetter umme Ecke is, der hat sse chesehn mit’n Käal. Chelacht haben die, die Frau is getzt besser dabei als vooher.”
    „Aber Frau Große, Sie können doch nicht wirklich glauben, dass das mit Sandras Tod …?”
    „Da ssei Chott vor! Nee! Aber komisch is es!”
    Da hatte sie Recht. Komisch war es schon! Ali beschloss, gleich heute Nachmittag herauszufinden, wer der

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