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Renner & Kersting 02 - Mordswut

Renner & Kersting 02 - Mordswut

Titel: Renner & Kersting 02 - Mordswut
Autoren: Angelika Schroeder
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Schritte vom Eingang entfernt, sah sie eine bekannte Gestalt im Haus verschwinden. Es war entschieden besser, wenn Klaus sie hier nicht sah. Auf die Auseinandersetzung, die unweigerlich folgen würde, erführe er von ihren Nachforschungen, konnte sie gut verzichten. Sie kannte seine Gründlichkeit und rechnete nicht damit, dass er in der nächsten halben Stunde wieder erscheinen würde. Also spazierte sie durch die engen Straßen und hielt Ausschau nach seinem Wagen. Das erschien ihr unauffälliger, als vor dem Eingang herumzulungern. Womit konnte sie das Vertrauen der Arzthelferinnen am ehesten gewinnen? Von Polizei und Reportern hatten die bestimmt die Nase voll, und die meisten Patienten hatten ihnen vermutlich ebenfalls ein Loch in den Bauch gefragt. Sie schlenderte den Buchsbaumweg entlang, bog in die Noldestraße ein und fand Kerstings Auto am Straßenrand. Langsam ging sie weiter. Fünfzehn Minuten später hatte sie den Westpark erreicht. Die Bäume begannen sich bereits herbstlich zu verfärben, und erste bunte Blätter lagen am Boden. Ab und zu hob sie ein besonders schönes Ahornblatt auf, zunächst aus rein archaischem Sammeltrieb. Dann fiel ihr ein, dass die Kinder mit Hilfe der Blätter kleine Schälchen töpfern konnten, und sie sammelte weiter, bis sie für jedes Kind ihrer Klasse ein Exemplar besaß. Langsam ging sie zurück. Kerstings Auto war weg. Gut. Sie lief zu ihrem eigenen Wagen, legte den Strauß ab und begab sich zur Praxis. Als sie die Tür öffnete, kam ihr ein antiseptisch scharfer Geruch entgegen. Allein deshalb schon mochte sie keine Arztpraxen und vermied deren Besuch, so oft wie möglich. Im Hintergrund des fast quadratischen Eingangsbereichs wuselten ein paar Helferinnen im weißen Kittel umher, begleiteten eine Patientin ins Sprechzimmer oder verschwanden mit dünnen Akten, alten Verbänden oder gebrauchten Handschuhen hinter Milchglastüren mit geheimnisvollen Aufschriften. Drei Helferinnen saßen vorne hinter einem hufeisenförmigen Tresen und blickten ihr misstrauisch entgegen. Als sie erklärte, zu Doktor Kowenius zu wollen, erstarrten sie, und die Ältere wollte sie gleich wieder fortschicken. Sie gehörte zum Typ mütterlicher Hausdrache, der alles für den Chef tun würde und sich im Gegenzug ihm gegenüber einiges herausnehmen durfte. Die beiden anderen schienen eher unbedarft, für eine Arztpraxis ein wenig zu stark geschminkt und, zumindest die Blondgefärbte, ein wenig zu offenherzig gekleidet, obwohl ihr schwarz sehr gut stand. Anscheinend war sie für die Buchhaltung zuständig, denn sie trug keinen weißen Kittel und hatte sich mit unzähligen Patientenakten umgeben. Helga nahm sich vor, sie heute Abend rein zufällig zu treffen und auf einen Kaffee einzuladen, wobei Kaffee vermutlich Synonym für viel Alkohol war. Jetzt konzentrierte sie sich auf die Ältere, älter allerdings nur im Vergleich zu den anderen beiden. Anfang dreißig, schätzte Helga sie, kurze rötliche Haare, Naturfarbe, ein herzförmiges Gesicht, das durch eine kaum sichtbare Narbe auf einer Wange einen interessanten Zug erhielt. Im Moment hingen die Mundwinkel allerdings nach unten, und die kleinen Augen blitzten ärgerlich. „Was ist denn los?«, fragte Helga und legte so viel Verwunderung wie möglich in ihre Stimme. „Ich bin heute Nacht aus dem Urlaub gekommen und brauche dringend ein Mittel gegen Montezumas Rache. Ich war zwar schon lange nicht mehr hier, aber meine Karteikarte müsste noch da sein«, behauptete sie dreist. Das wirkte. Die Atmosphäre wurde gleich freundlicher. „Dann wissen Sie noch gar nicht ...?«
    „Was? Was soll ich wissen?« Und nun erfuhr sie die Geschichte von dem Mord ein weiteres Mal.
    „Sie Ärmste!« Das Mitgefühl in Helgas Stimme tat der älteren Arzthelferin sichtlich wohl. Die Mundwinkel zuckten und verzogen sich ein klein wenig nach oben. „Das muss ja ein furchtbarer Schock für Sie alle gewesen sein. Hätte ich das gewusst, hätte ich mir irgendetwas aus der Apotheke geholt, aber der Doktor ist immer so freundlich, ach du liebe Zeit, war immer so freundlich, muss ich ja jetzt wohl sagen, entschuldigen Sie, ich bin völlig durcheinander. Ach was tut mir das Leid für Sie und natürlich für den armen Herrn Doktor. Sind Sie denn sicher, dass es kein ... kein Unfall war?«
    „Bei mehreren Messerstichen im Bauch dürfte ein Unfall wohl kaum in Frage kommen«, kicherte die Blondgefärbte.
    „Also hören Sie mal, Frau Finkamp, wie können Sie nur so
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