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Renner & Kersting 02 - Mordswut

Renner & Kersting 02 - Mordswut

Titel: Renner & Kersting 02 - Mordswut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Schroeder
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beeilen«, versprach Kersting und lächelte dem Mädchen zu. Noch ein fragender Blick zur Mutter, dann verschwand sie wieder.
    „Sie haben eine süße Tochter. Wie alt ist sie?«
    „Sechs. Gerade in der ersten Klasse.«
    „Sie sieht Ihnen ähnlich.«
    „Gott sei Dank. Ich bin heilfroh, dass sich bisher nichts von ihrem Vater gezeigt hat.«
    Obwohl Kersting schwieg, denn die Geschichte ging ihn nun wirklich nichts an, bemerkte sie seine Neugier und erzählte unbefangen von dem Erzeuger der Kleinen, der Mutter und Kind kurz nach der Geburt im Stich gelassen hatte. „Ich weiß wie hart eine Scheidung sein kann, vor allem, wenn verletzte Gefühle im Spiel sind, aber ich glaube, Josef hat noch mehr gelitten als ich. Wir wurden beide von unseren Partnern verlassen, und das, nachdem sie lebenslange Treue versprochen hatten.« Für einen kurzen Moment nahm die Bitterkeit überhand, sie wandte den Kopf ab und schaute aus dem Fenster, dann gab sie sich einen Ruck. „Ich gönnte Josef sein neues Glück. Er war ein guter Bruder, kümmerte sich immer um mich. Ich habe viel zu jung geheiratet, aber ich war verliebt und glaubte allen Versprechungen. – Damals, nach meiner Scheidung, hat Josef mir geholfen wo er konnte. Er hat mich bei sich aufgenommen, den Dachboden zur Wohnung ausgebaut und mir einen Job besorgt, den ich daheim am Computer ausführen kann. Ich erledige die Buchungen für eine kleine Firma, wissen Sie. Ein Bote bringt die Belege, die ich dann nur ins Buchhaltungsprogramm eingeben muss. Auf diese Weise kann ich problemlos mein Kind versorgen. Der Verdienst ist alles andere als gut, aber Josef nahm keine Miete, und wenn mein Exmann den Unterhalt zahlen würde, käme ich auch zurecht. Aber das vergisst er natürlich regelmäßig, bis ich wieder Anzeige erstatte und das Gericht ihn erinnert. Na ja, als es einmal finanziell besonders eng wurde, weil Maylinn dringend neue Winterkleidung brauchte, sprang Josef in die Bresche. Er wollte nicht, dass ich zum Sozialamt ging.«
    „Gibt es noch mehr Verwandte?«
    „Unsere Eltern sind verstorben. Entfernte Vettern und Cousinen existieren, aber wir halten keinen Kontakt.«
    „Folglich werden Sie wohl Ihren Bruder beerben?«
    „Wahrscheinlich, aber ... aber Sie denken doch nicht, dass ich ... dass ich deswegen ...« Sie verstummte und blickte ihn mit angstweiten Augen an.
    Darüber hatte er noch gar nicht nachgedacht, wie er ehrlicherweise zugeben musste. Sie war klein und schmal, höchstens Kleidergröße sechsunddreißig. Ob sie die Kraft aufbringen würde, ein Messer in einen Körper zu stechen? Mit der entsprechenden Wut im Bauch vermutlich schon. Damit kam er auf sein eigentliches Thema zurück. „Kennen Sie jemanden, der Ihren Bruder gehasst hat?«
    „Gehasst? Nein, jeder mochte ihn. Er war ein guter Arzt und genoss einen hervorragenden Ruf. Er kam mit jedem zurecht. Aber, warten Sie mal. Da war etwas, vor ein paar Jahren, als er die Praxis gemeinsam mit Bergedorf eröffnete. Da wollte ursprünglich noch ein dritter mitmachen. Eine Frau. Aber Josef und Walter, Walter Bergedorf, haben sie irgendwie ausmanövriert. Sie war stocksauer und hat unten im Wohnzimmer eine Riesenszene gemacht, von wegen gebrochenem Versprechen und so. Was und wie die beiden getrickst haben, weiß ich nicht, aber das ist mehrere Jahre her. Weshalb sollte die Frau sich jetzt noch an Josef rächen wollen? Außerdem hing auch Walter mit drin in der Sache. Nein, Sie können mir glauben, mein Bruder war bei allen beliebt.«
    „Nicht beim Mörder«, erinnerte der Polizist.
    „Natürlich, Sie haben Recht. Entschuldigen Sie.« Wie sie da so klein und zerbrechlich, mit traurigem Gesicht im Sessel saß, spürte er plötzlich Mitgefühl mit ihr.
    „Erzählen Sie mir von Ihrem Bruder«, bat er leise.
    „Josef war ein großartiger Mensch, so verständnisvoll und hilfsbereit, in jeder Beziehung. Waren Sie schon in seiner Praxis?« Kersting nickte. „Dort arbeitet eine Karen Hellwitz, sie ist Arzthelferin.« Wieder schaute sie ihn fragend an. „Ich habe sie kennen gelernt. Was ist mit ihr?«
    „Sie hatte einen Unfall mit dem Auto, vor etwa zehn oder elf Jahren. Daher die Narbe im Gesicht, das leichte Hinken und die kaputten Hände. Ich habe ihre Hände nie gesehen, weil sie meist Handschuhe trägt, aber Josef erzählte mal, wie schlimm sie aussehen. In jener Nacht kam sie von einer Feier, war betrunken und nicht angeschnallt. Offenbar geriet sie in einer Kurve ins Schleudern und auf die

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