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Renner & Kersting 02 - Mordswut

Renner & Kersting 02 - Mordswut

Titel: Renner & Kersting 02 - Mordswut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Schroeder
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ungemütlich. Seiner jetzigen Stimmung entsprechend, dachte er mit einem Anflug von Galgenhumor. Noch eine Stunde bis Dienstschluss. Wieder klingelte das Telefon, und da Masowski keine Anstalten traf, auch nur einen Finger zu rühren, nahm er ab.
    „Hier ist Anja Better, Sie erinnern sich? Hören Sie, ich glaube, unten in Josefs Wohnung bricht jemand ein. Da sind so seltsame Geräusche. Können Sie kommen? Bitte! Ich habe Angst«, sprudelte es aus dem Hörer.
    „Ja natürlich, ich bin gleich da. Halten Sie Türen und Fenster geschlossen, ich klingel zweimal kurz, zweimal lang. Bis gleich.«
    Schnell erklärte er Masowski, was los war, dann schnappte er sich seinen Mantel und lief hinaus. Masowskis „Soll ich nicht lieber mitkommen?«, hörte er schon nicht mehr.

15
    Frau Better hatte die Sicherheitskette vorgelegt als sie öffnete. Erst nachdem sie sich überzeugt hatte, wer draußen stand, schloss sie die Tür wieder, um die Kette zu entfernen. Ihr Gesicht war blass und zeigte noch Spuren der ausgestandenen Angst. „Ich bin so froh, dass Sie da sind«, flüsterte sie. „Haben Sie einen Schlüssel für Josefs Wohnung oder brauchen Sie meinen?«
    An Kowenius’ Wohnungstür klebte noch das Polizeisiegel. Unbeschädigt! Kersting drehte vorsichtig Anjas Schlüssel im Schloss. Mit der linken Hand drückte er die Klinke nieder und öffnete Zentimeter für Zentimeter die Tür, in der rechten hielt er die Dienstwaffe bereit. Das leise Quietschen der Angeln empfanden seine gereizten Nerven als lauten Knall. Anja hatte sich auf seine Weisung hin oben wieder eingeschlossen. Er lauschte. Nichts. Nahezu geräuschlos schlich er von Zimmer zu Zimmer, stets mit der Waffe sichernd. Sein Herz klopfte. Auch als alter Hase spürte er noch Nervosität. Er wusste nicht, was ihn im nächsten Raum erwartete. Gleich nebenan konnte sich ein Mörder verbergen, der vor nichts zurückschreckte. Als er die ganze Wohnung durchsucht hatte, atmete Kersting erleichtert auf. Niemand da. Nun kontrollierte er die Fenster. Fest verschlossen und keine Spur eines Einbruchs. Was immer Anja gehört hatte, aus dieser Wohnung war es nicht gekommen. Nach kurzem Überlegen stieg er die Treppe zum Keller hinab. Langsam, die Waffe in der Hand. Keine der Türen war verschlossen. Mit gebotener Vorsicht schaute er hinter jede. Aber auch hier verbarg sich niemand, und auch hier waren alle Fenster verrammelt. Mit einem Ruck schob er die Pistole zurück ins Halfter, froh, dass er sie nicht benutzen musste. Er warf noch einen letzen Blick in die Runde, dann ging er in den obersten Stock zurück.
    Anja Better musste gleich hinter der Tür gestanden und durch den Spion geschaut haben, denn er brauchte nicht einmal zu klopfen. „Was ist? Haben Sie jemand gesehen?«, fragte sie, und Kersting hörte ihre Angst, die sie mühsam zu unterdrücken suchte.
    „Unten ist niemand. Wo ist Ihre Tochter?«
    „Im Kinderzimmer. Ich hab ihr gesagt, sobald sie ein Geräusch hört, soll sie sich im Schrank verstecken.« Hilflos hob Anja die Schultern. „Was sollte ich machen? Ich hab hinter dem Fenster gestanden und auf Sie gewartet.«
    „Nun, jetzt ist ja alles in Ordnung.« Verlegen wandte Kersting sich zur Tür. Er bewunderte die Tapferkeit dieser Frau. Allein mit dem Kind in einem Haus, in dem ein Mord geschehen war, dazu gehörte Courage. Außerdem lag in ihrem Blick etwas, das er schon lange nicht mehr gesehen hatte. Respekt, Hochachtung, vielleicht sogar ein wenig Verehrung. Einen winzigen Augenblick lang fühlte er sich wie ein Held. Es war ein schönes Gefühl, und er hoffte, dass er nicht rot geworden war. „Also dann, auf Wiedersehen.«
    „Warten Sie.« Nun schien Anja Better verlegen. „Könnten Sie ... könnten Sie noch ein bisschen bleiben? Ich möchte jetzt nicht allein sein.«
    Von nebenan erklang eine laute Kinderstimme. „Kann ich rauskommen?«
    „Entschuldigen Sie mich einen Moment, ich muss mich um Maylinn kümmern.« Und laut fügte sie hinzu: „Natürlich, komm nur, mein Schatz.« Sie ging nach nebenan ins Kinderzimmer. Kersting nutzte die Zeit, sich einmal gründlich umzuschauen. Die Möbel entstammten den unterschiedlichsten Stilepochen, von Großmutters Ohrensessel bis zum modernen Glastisch war alles dabei. Obwohl offensichtlich zusammengesucht, wirkte das Zimmer gemütlich und bewies den Geschmack der Bewohnerin. Ein großes Porträt von dem Mädchen hing über der Anrichte, auf der neben einer Vase mit Dahlien ein Kinderbuch und eine Puppe lagen.

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