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Renner & Kersting 02 - Mordswut

Renner & Kersting 02 - Mordswut

Titel: Renner & Kersting 02 - Mordswut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Schroeder
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meinte nicht nur die Reaktion des Arztes. „Die Frau tut mir Leid. Ihr Leben ist doch kaputt. Und nur, weil sie einmal einem Mann vertraut hat.«
    „Hm.« Helga schwieg bis sie zum Auto kamen. „Weißt du, am liebsten würde ich der Frau Recht geben und auch sagen, Männer sind Monster. Aber das stimmt nicht. Klaus benimmt sich im Moment mies, aber er ist kein Monster. Und dein Herbert auch nicht.«
    Ali nickte bekümmert. „Ich weiß. Aber das macht es nicht leichter. Wie hältst du es nur aus, Tag für Tag mit solchem Dreck konfrontiert zu werden?«
    „Im Moment ist es wirklich hart! Manchmal denke ich, das Schicksal schlägt in Schüben zu. Jahrelang interessiert sich kein Mensch für Ernst Meister, und plötzlich erscheinen drei Bücher gleichzeitig über ihn. Ich hatte schon so lange nichts mehr mit sexuellem Missbrauch zu tun und jetzt gleich zweieinhalb Fälle, die Panowitsch nicht mitgerechnet. Aber auch das ist eine Art von Missbrauch.«
    „Glaubst du, dass sie es getan hat?«
    „Was getan?«
    Helga war mit ihren Gedanken noch immer bei ›ihren‹ Opfern und bei Jan Panowitsch, der in gewisser Weise noch Glück gehabt hatte. Obwohl seine Mutter das zu Recht anders sah.
    „Den Kerl umgebracht. Deswegen sind wir doch hier.«
    „Ach so. Ja, nein, ich meine, ich glaube nicht, dass sie es getan hat. So wie sie da saß und sprach, nein, das passt nicht zu einer Mörderin. Oder glaubst du, die würde sich Gedanken darüber machen, dass sie als Täterin auf gleicher Stufe mit Bestien und Monstern stehen würde? Nein, die Frau können wir von unserer Liste streichen.«
    „Und was machen wir jetzt?«
    „Ins Auto steigen.«
    Ali grinste. „Gute Idee. Fahren wir zu dir oder zu mir? Himmel, das klingt wie ein Antrag. Wir haben anscheinend zuviel über Männer geredet.«
    Beide mussten sich nach dem Gehörten erst einmal abreagieren. Helga fiel es schwer, ihre Gedanken von dem Unfassbaren zu lösen. Es war gut, dass der Straßenverkehr ihre volle Konzentration erforderte. Ali erzählte einen dummen Witz, brach aber vor der Pointe mit einem missglückten Grinsen ab. „Ich begreife das nicht. Wie kann ein Mann seinem kleinen Jungen wehtun? Ihm Schmerz zufügen, nur wegen eines Fotos.«
    „Wahrscheinlich ging es ihm um den Kick, um das Ausleben von Macht. Das Foto war nur ein Vorwand.« Helga verstand nicht, wie ein Mann sich aufgeilen konnte an der Qual eines Kindes.
    Ali schüttelte den Kopf. Sie stammte aus einem gutbürgerlichen, katholischen Elternhaus, war sehr behütet aufgewachsen und hatte trotz aller Hilfsbereitschaft die schmutzige Seite des Lebens nie wirklich kennen gelernt. Sie starrte immer noch durch die Frontscheibe ohne etwas zu sehen. „Ich glaube, ich könnte einen Menschen umbringen, wenn ich erfahren würde, dass er ... Warum hat Kowenius bloß geschwiegen?«
    „Nun, dafür gibt es mehrere Erklärungen. Vielleicht glaubte er, seiner Sache nicht sicher genug zu sein. Es ist schließlich keine Kleinigkeit, einer Mutter zu sagen, dass ihr Kind sadistisch gequält wird. Dann gibt es noch die Schweigepflicht. Womöglich hat er sie zu eng ausgelegt.«
    „Oder er war da irgendwie involviert.«
    „Glaube ich nicht.« Helga schüttelte den Kopf. „Da hätte man sicher schon Gerüchte gehört. Schließlich kamen viele Kinder in seine Praxis. Das wäre aufgefallen, wenn er da mal einen falschen Griff getan oder komisch geguckt hätte. Du weißt am besten, wie schnell geredet wird. Und du weißt auch, wie viel Gutes man über ihn erzählt.«
    „Na schön, wer steht noch auf unserer Verdächtigen-Liste?“
    „An erster Stelle die Hellwitz, dann der Sauermann und an letzter Stelle der Bergedorf.« Kurz erklärte Helga, wer Heinz Sauermann war. „Da ich morgen früh arbeiten muss, könntest du seine Überwachung übernehmen. Ich möchte wissen, was der arbeitet, woher das Geld für das dicke Auto und die Spielbank kommt, wenn er sich auf der anderen Seite mit einer billigen Wohnung begnügt und – zumindest nach der Aussage von Andreas Eltern – der Better auf der Tasche liegt.«
    „Verstehe. Du meinst, er besorgt der Freundin eine dicke Erbschaft und heiratet sie dann.« So einfache und logische Motive konnte Ali problemlos nachvollziehen.
    Helga warf einen Blick auf die Uhr und erschrak. „Gleich sechs. Ich wollte doch mit der Hellwitz reden. Wenn ich direkt zur Praxis fahre, ist das für dich ziemlich weit, um zu Fuß heim zu gehen.«
    „Kein Problem. Ich kann mir ein Taxi rufen.« Ali

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