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Reptilia

Reptilia

Titel: Reptilia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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auf einem Teppich von Sprengstoff. Eine kleine Reserve, falls alles andere versagt, so hatte Maloney seinen Vorrat liebevoll umschrieben. Ich erinnerte mich an die Kabelrolle und das kleine Steuerungskästchen, mit dem sich die Ladung hochjagen ließ, und plötzlich war mir klar, was er vorhatte. Irgendwo in der schützenden Dunkelheit lag er auf der Lauer und wartete darauf, dass der Kongosaurier mich angriff. Und wenn er dicht genug herangekommen war, würde er auf den Auslöser drücken und uns gemeinsam in die Luft jagen. Zwei Fliegen mit einer Klappe.
    Ein perfider Plan, ebenso genial wie narrensicher. »Maloney!«, brüllte ich. »Ich habe Ihren Plan durchschaut, Sie verdammter Hurensohn. Aber damit werden Sie nicht durchkommen, das schwöre ich Ihnen. So wahr ich hier sitze, dafür werden Sie bezahlen!«
    Stille.
    Möglicherweise konnte er mir nicht antworten, da er zu weit entfernt war. Sehr viel wahrscheinlicher aber war, dass er nicht antworten wollte. Meine Drohung war ja auch zu lächerlich.
    »Maloney, antworten Sie!«
    Immer noch nichts. Wahrscheinlich lag er in sicherer Entfernung in seinem Schlauchboot, den Zünder in der Hand und freute sich diebisch über mein Geschrei. Und das Dumme war, ich hatte nichts in der Hand. Nach all den Katastrophen, die uns während der Reise widerfahren waren, wäre es ein Leichtes für ihn, heimzukehren und sich eine x-beliebige Geschichte über unseren Tod zurechtzubasteln. Elieshis Tod eingeschlossen, denn nach dem, was er hier vorhatte, konnte er sie unmöglich am Leben lassen. Panik erfüllte mich. Ich musste hier um jeden Preis freikommen. Mit aller Kraft begann ich an meinen Fesseln zu ziehen, bis ich den Schmerz nicht mehr ertrug. Dann versuchte ich, mit meinen Füßen gegen die Plastikzylinder zu treten, in der Hoffnung, einen von ihnen zu lösen und den Stromkreis der Zünder zu unterbrechen. Doch der Sprengstoff war wie festgeschraubt. Es gelang mir auch nicht, die Zünddrähte zu packen und abzureißen. Voller Enttäuschung trat ich auf das Floß ein. Die dumpfen Tritte hallten weithin über das Wasser. Mit Sicherheit waren sie auch unter Wasser zu hören.
    Erschrocken hielt ich inne. War ich denn vollkommen verrückt geworden? Ebenso gut hätte ich rufen können: »Hallo, hier bin ich! Friss mich!«
    Noch während ich überlegte, welche Möglichkeiten mir noch blieben, hörte ich ein mächtiges Rauschen von der linken Seite. Ein Rauschen, das alle meine Hoffnungen auf ein glimpfliches Ende mit einem Schlag zunichte machte. Mokéle m’Bembé war eingetroffen, und ich zweifelte keine Sekunde daran, dass ich nur noch wenige Augenblicke zu leben hatte.

34
    Das Rauschen wanderte von der linken zur rechten Seite, dann verstummte es. Ich gab mich nicht der Illusion hin, dass Mokéle vielleicht das Interesse an mir verloren hätte, denn dazu war ich viel zu interessant. Wer konnte schon jemandem wiederstehen, der blind und gefesselt war und auf ein paar Pfund hochexplosivem C4 saß? Und tatsächlich, nur wenige Minuten später hörte ich das Rauschen wieder. Gleichzeitig stach mir der unverwechselbare Geruch nach verfaultem Fisch in die Nase. Mokéle würde mich nicht mehr aus den Augen lassen. Es schien, als würde das Ungeheuer mein Floß in gebührendem Abstand umkreisen und sich ein Bild von der Lage machen, ehe es zum tödlichen Schlag ausholte. Und wenn der erfolgte, würde Maloney die Sprengladung unter meinem Hintern zünden. Kraftlos sackte ich zusammen. Ich hatte keine Chance.
    Meine Gedanken wanderten zu Sarah, die jetzt vielleicht gerade in der Bibliothek saß und recherchierte oder sich bei einer Tasse Tee entspannte und dem Regen zuschaute, wie er gegen die Scheiben schlug. Ich dachte an Lady Palmbridge, wie sie durch ihr Haus wanderte, in der Hoffnung, bald eine Nachricht über den Verbleib ihrer Tochter zu erhalten, und an Aston, der hinter ihr her schlurfte, um ihr jeden Wunsch von den Lippen abzulesen. Sie alle wurden in diesem Augenblick von Maloney verraten, denn sie alle würden niemals erfahren, was wirklich geschehen war, an jenem verhängnisvollen Mittwoch, den 17. Februar, am Lac Télé.
    Noch während ich diesen trübsinnigen Gedanken nachhing, schlich sich eine Stimme in mein Bewusstsein, die seltsam vertraut war. Ich hob den Kopf und lauschte.
    Nein, ich musste mich getäuscht haben, es war nichts zu hören außer dem immerwährenden Regen. Und doch, plötzlich war die Stimme wieder da, diesmal lauter und kräftiger.
    Schlagartig waren

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