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Reptilia

Reptilia

Titel: Reptilia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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lachte die Biologin. »Klar ist es eng. Deswegen haben wir uns ja auch genau überlegt, was wir mitnehmen. Die Zuladung ist begrenzt, aber dafür ist es ein Flugzeug. Das heißt, wir sind in drei Stunden am Ziel. Haben Sie eine Ahnung, was es heißt, den Fluss mit einem Schiff hinaufzufahren?« Sie schüttelte energisch den Kopf. »Ich habe die Prozedur zehnmal über mich ergehen lassen, und ich sage Ihnen: Nie wieder! Es ist die Hölle. Ach übrigens, ich habe den Geigerzähler. Ein kleines, unauffälliges Gerät, kaum größer als eine Uhr. Es ist hier hinten in meinem Gepäck.«
    »Sehr schön«, erwiderte ich geistesabwesend. Ich war mit meinen Gedanken immer noch bei unserer Luftkutsche. »Schiffe haben aber auch ihre Vorzüge«, murmelte ich. »Mit ihnen kann man wenigstens nicht vom Himmel fallen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Sie haben eine Art an sich, die mich wahnsinnig macht. Ihnen kann man nichts recht machen. Furchtbar, ist das in England so üblich?«
    In diesem Moment steckte Sixpence den Kopf durch die Tür. »Kleine Ehekrise?«
    »Keineswegs«, entgegnete Elieshi mit einem giftigen Seitenblick auf mich. »Wir unterhalten uns gerade über die Vorzüge des Fliegens.«
    »Na, wenn das so ist, kann’s ja losgehen. Tut mir leid, aber die vorderen Türen sind wegen Korrosionsschäden leider außer Funktion. Wenn ich mal dürfte …« Er quetschte sich an mir vorbei auf den Pilotensitz, dicht gefolgt von Maloney, dessen riesiger Körper kaum durch die Luke passte. » Möchten Sie vorn sitzen, Mr. Astbury? Dann können Sie den Ausblick besser genießen.«
    Ich sah unsicher zu Sixpence, doch der winkte mich fröhlich zu sich. »Klar. Gute Idee, Stewart, dann lernt unser junger Kollege gleich, wie man fliegt.« Er grinste. »Könnte ja sein, dass mir etwas zustößt und wir einen zuverlässigen Copiloten brauchen. Kommen Sie, Mr. Astbury, setzen Sie sich neben mich.«
    Während mir immer noch die Ohren von dem Wort Korrosionsschäden klingelten, befand ich mich auch schon auf dem Platz des Copiloten, mit einem bananenförmig gekrümmten Lenkrad vor meiner Nase, das mit seinem Pendant auf der Pilotenseite durch ein Y-förmiges Teilstück verbunden war. »Haben Sie schon Flugerfahrung?«
    Ich verneinte vehement.
    »Drehen Sie mal dran«, forderte Sixpence mich auf, »und dann ziehen Sie den Knüppel zu sich ran.« Als ich seinem Wunsch Folge leistete, bemerkte ich, dass sich das Lenkrad auf der Pilotenseite wie von Geisterhand mitbewegte. »Synchron geschaltet«, sagte er lächelnd. »Falls ich einschlafe, können Sie übernehmen. Und jetzt sehen Sie mal raus.« Er drehte an dem Lenkrad, und ich sah, wie sich die Klappen an den Tragflächen hoben und senkten. »Querruder«, erläuterte er. »Damit leiten Sie eine Kurve ein. Ziehen oder Drücken des Knüppels betätigt das Höhenleitwerk am Heck, und die beiden Pedale hier unten sind für das Seitenleitwerk zuständig, das sich ebenfalls am Heck befindet. Wenn Sie also eine Kurve fliegen wollen, betätigen Sie erst das Querruder, treten dann das Pedal in die entsprechende Richtung und ziehen den Knüppel leicht zu sich, damit die Maschine nicht absackt. Alles klar? Dann wollen wir mal. Stewart, machst du uns los?« Maloney balancierte über den Schwimmer und löste die Seile, mit denen das Flugzeug an der Kaimauer befestigt war. Dann kletterte er wieder hinein, schlug die Tür zu und zog seinen Gurt stramm. »Mann, ist das eng hier hinten«, hörte ich ihn fluchen. »Mr. Astbury, dafür schulden Sie mir was.«
    »Können Sie den Sitz nicht nach hinten schieben?«
    »Wohin denn bitte? Da hinten ist alles voll gestopft. Fünfhundert Kilo Ausrüstung! Damit liegen wir schon über dem zulässigen Gesamtgewicht. Ich glaube nicht, dass sich der Sitz auch nur einen Zentimeter bewegen lässt. Aber egal, es geht auch so. Sind ja nur drei Stunden. Also mein Freund, Start frei.« Er berührte seinen Traumfänger mit den Lippen und steckte ihn in den Hemdausschnitt.
    Ich beobachtete, wie Sixpence Schalter betätigte und Knöpfe drückte sowie an einem Hebel zog, unter dem das Wort ›Flaps‹ stand. Dann drückte er einen roten Knopf, und der Motor sprang mit einem Rülpsen an. Gewaltige Abgaswolken hüllten uns ein.
    »Ganz schön laut«, rief ich ihm zu.
    »Der wird gleich noch viel lauter«, gab Sixpence zurück und bewegte einen Hebel nach vorn, den ich zunächst für eine Handbremse gehalten hatte. Im nächsten Augenblick ging die Drehzahl des Motors hoch, und der

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