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Repuestos: Kolonie der Verschleppten (German Edition)

Repuestos: Kolonie der Verschleppten (German Edition)

Titel: Repuestos: Kolonie der Verschleppten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne Reuther
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Herz, Herr Konrad“, forderte er zwischen zwei Bissen, „Sie verarschen mich! – Oder gehören Sie wirklich nicht zur achten Kolonne und wissen auch nichts darüber?“
    „Falls das eine Bildungslücke ist, klär mich auf.“
    „Den Teufel werde ich tun und mich verquatschen. Mit Bildung hat‘s auch nichts zu tun – und wenn Sie nicht dazugehören, geht es Sie auch nichts an.“
    „Wir sollten uns duzen, hier unten klingt das Sie ziemlich gestelzt. Ich bin Edmund.“
    Er grübelte – wieso hatte er Gerd das Du noch nicht angeboten?
    „Rudolf. Wenn du nicht dazugehörst, dann vermutlich niemand hier und das Ganze hat mit den Gorillas nichts zu tun. Womit aber sonst?“
    „Gorillas?“
    „Ja, unsere Gegenspieler. Sie haben damit geprahlt, die Fallen seien gestellt und wir würden in Kürze ratzfatz hineinplumpsen. Logisch, dass ich die Sause in die Tiefe für eine Falle der Gorillas hielt.“
    „Ratzfatz hineinplumpsen. Ihr. Die achte Kolonne.“
    „Richtig. Und außerdem – du lieber Himmel …“ Er klopfte mit seinen Händen den Drillichanzug ab und entrüstete sich: „Man hat mir nicht nur meine Kleider entwendet, sondern auch meine Brieftasche, die Geldbörse, Kreditkarten, Ausweise … Wie um alles in der Welt bezahle ich meine Zeche?“
    „Beruhige dich, hier brauchst du kein Geld. In Repuestos ist alles kostenfrei. Nicht nur die Restaurants, auch die Läden, Boutiquen, Salons …“
    „Da ist doch ein Haken dabei!“
    Edmund lachte laut auf. „Schlaues Bürschchen! Ein Haken, so dick wie ein Atommeiler. Iss fertig. Wir müssen ins Dorf.“
    „Edmund, bitte, jetzt mal Klartext. Exquisiter Laden, Damast, Samt und Seide, erlesenes Porzellan und lauter wunderliche Gäste, trübe Tassen, lassen sich die feinsten Menüs servieren – ein Spiel Perlen vor die Säue, oder was?“
    „So habe ich das noch gar nicht gesehen“, erwiderte Edmund und dachte, in wenigen Tagen siehst du das vermutlich auch nicht mehr so.
    „Und jetzt fällt mir auf, du bist nicht der einzige alte Knacker … Tschuldigung! – Ich meine, hier sind viele über fünfzig. Das hier unten kann nichts mit meinen Befürchtungen zu tun haben, zum Glück. Mir fällt ein Stein vom Herzen.“
    Oje, dachte Edmund, den wirst du bald wieder drauf haben, auf dem Herzen, und einen dazu auf dem Gemüt.
    Endlich verließen sie den „Liliengarten“. Franz Gerschpacher lief vorüber.
    „Sind wir denn Kinder, so sind wir auch Erben, nämlich Gottes Erben und Miterben Christi, so wir mitleiden, auf dass wir auch mit zur Herrlichkeit erhoben werden.“
    Fischer starrte die wunderliche Figur an, zupfte Edmund am Ärmel und sagte: „Mir ist klar, dass hier was oberfaul ist. Hilf mir doch auf die Sprünge, Edmund. Werden wir hier gemästet und anschließend geschlachtet? Wollen Außerirdische sich an uns ergötzen? Ist es ein Paradies als Vorhof zur Hölle, zerschmelzen wir demnächst in ihrer Glut?“
    „Deine Ironie kannst du dir sparen. Lach‘ dich, wenn du willst, kaputt, aber so weit daneben liegst du mit deiner Aufzählung der Möglichkeiten nicht einmal. Wir haben zwar nichts von alledem zu gewärtigen, würde ich sagen, doch von allem ein Stück, aber das erfährst du noch früh genug. Fröhliche Menschen wirst du hier nicht treffen. Lass uns nun den Rundgang hinter uns bringen, danach trinken wir irgendwo einen Espresso und du erzählst mir, was es mit der achten Kolonne auf sich hat. Okay?“
    „Tut mir leid, wenn du nicht dazugehörst … ich darf das nicht. Wohin führst du mich zuerst? „
     
    Nach der anstrengenden Stadtführung fiel Edmund erschöpft auf sein Bett und schlief sofort ein. Das Wecken erlöste ihn von einem bösen Traum. Draußen begegnete er Angela. Sie war auf dem Weg zum Arztzentrum. Ihr standen heute einige Untersuchungen bevor, auch der Schwangerschaftstest, der die Eintragung in die Liste der werdenden Mütter nach sich ziehen würde.
    „Das Ganze ist gegen achtzehn Uhr zu Ende, wir könnten uns zwei Stunden später zum Essen im ‚Rosengarten‘ treffen. Es wäre schön, wenn auch Gerd mitkäme – bis dann.“
    Gegen Ende der Gymnastik traf er auf Gerd.
    „Wir sind ab acht im ‚Rosengarten‘. Kommst du auch?“
    „Heute nicht, leider. Mit Edith könnte es heute klappen – mit der Befruchtung.“
    „Was sagst du da?“
    „Bei all deinen Taten hab acht auf deine Seele. Wer das tut, beachtet die Gebote.“
    „Wie bitte?“
    „... ich war das nicht. Das war der Clown hinter mir, der

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