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Requiem (Amor-Trilogie) (German Edition)

Requiem (Amor-Trilogie) (German Edition)

Titel: Requiem (Amor-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Oliver
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meine Mutter: Wie würde das denn aussehen? Fred beugt sich zu mir – Das ist im Moment zu gefährlich, Hana  – und Mrs Hargrove sagt: Du hast wohl Fieber.
    Schließlich entscheiden meine Eltern, dass Tony mich nach Hause fahren und sie später abholen soll. Das ist ein vernünftiger Kompromiss. Wenigstens habe ich so das Haus eine Weile für mich. Ich stehe auf und bringe meinen Teller in die Küche, obwohl Mrs Hargrove wiederholt betont, dass die Haushälterin das tun wird. Ich kratze das Essen in den Abfalleimer und habe wieder den Geruch der Müllcontainer in der Nase, sehe, wie Jenny plötzlich zwischen ihnen auftaucht.
    »Ich hoffe, das Gespräch hat dich nicht aufgeregt.«
    Ich drehe mich um. Fred ist mir in die Küche gefolgt. Er bewahrt einen respektvollen Abstand.
    »Nein«, sage ich. Ich bin zu müde, um ihn weiter zu beruhigen. Ich will einfach bloß nach Hause.
    »Du hast doch kein Fieber, oder?« Fred sieht mich fest an. »Du bist blass.«
    »Ich bin nur müde«, sage ich.
    »Gut.« Fred steckt die Hände in die Taschen seiner dunklen Hose mit Bügelfalte, die genauso aussieht wie die meines Vaters. »Ich dachte schon, ich hätte eine Fehlerhafte bekommen.«
    Ich schüttele den Kopf und bin sicher, dass ich mich verhört habe. »Was?«
    »Ich mache nur Spaß.« Fred lächelt. Er hat ein Grübchen in der linken Wange und schöne Zähne; das gefällt mir an ihm. »Bis bald.« Er beugt sich vor und küsst mich auf die Wange. Ich zucke unweigerlich zurück. Es ist noch immer ungewohnt, von ihm berührt zu werden. »Sorg für deinen Schönheitsschlaf.«
    »Das mache ich«, sage ich, aber er ist schon auf dem Weg zurück ins Esszimmer, wo bald Nachtisch und Kaffee serviert werden. In drei Wochen wird er mein Ehemann sein und dies hier meine Küche und auch die Haushälterin wird meine sein. Dann wird Mrs Hargrove auf mich hören müssen und ich werde jeden Tag entscheiden, was wir essen, und es werden keine Wünsche offen bleiben.
    Außer Fred hat Recht. Außer ich bin fehlerhaft.

lena
    S
ie diskutieren immer noch darüber, wohin wir gehen und ob wir uns aufteilen sollen.
    Einige Mitglieder der Gruppe wollen wieder Richtung Süden ziehen und dann ostwärts nach Waterbury, wo es Gerüchten zufolge eine erfolgreiche Widerstandsbewegung und ein großes Invalidenlager gibt, das immer stärker wird. Andere wollen ganz raus bis nach Cape Cod, was praktisch unbewohnt und demnach ein sichererer Ort ist. Ein paar wenige von uns – vor allem Gordo – wollen weiter nach Norden ziehen und versuchen, über die US -Grenze nach Kanada zu entkommen.
    In der Schule hat man uns immer beigebracht, dass andere Länder – Orte ohne das Heilmittel – von der Krankheit verwüstet und in eine Ödnis verwandelt worden wären. Aber das war, wie die meisten anderen Dinge, die man uns beigebracht hat, zweifellos gelogen. Gordo hat von Trappern und Landstreichern Geschichten über Kanada gehört und da hört es sich an wie Eden in Das Buch Psst .
    »Ich bin für Cape Cod«, sagt Pike. Er hat weißblonde Haare, die unbarmherzig bis auf die Kopfhaut abrasiert sind. »Wenn die Bombardierungen wieder losgehen …«
    »Wenn die Bombardierungen wieder losgehen, sind wir nirgendwo in Sicherheit«, unterbricht ihn Tack. Pike und Tack geraten ständig aneinander.
    »Je weiter wir von einer Stadt entfernt sind, desto besser«, argumentiert Pike. Wenn sich die Widerstandsbewegung zu einem richtigen Aufstand entwickelt, müssen wir mit unmittelbaren Vergeltungsschlägen seitens der Regierung rechnen. »Dann haben wir mehr Zeit.«
    »Wozu? Um übers Meer zu schwimmen?« Tack schüttelt den Kopf. Er hockt neben Raven, die eine der Fallen repariert. Es ist unglaublich, wie glücklich sie hier wirkt, nach einem langen Tagesmarsch und nach dem Fallenstellen im Dreck sitzend – glücklicher als zu der Zeit, als wir zusammen in Brooklyn gewohnt und uns als Geheilte ausgegeben haben, in unserer hübschen Wohnung mit den polierten Oberflächen. Da war sie wie eine der Frauen, die wir in Geschichte durchgenommen haben, die sich in Korsetts einschnürten, bis sie kaum noch atmen oder sprechen konnten: bleichgesichtig, erstickt. »Hör zu, wir können davor nicht weglaufen. Das heißt, wir können genauso gut unsere Kräfte bündeln und uns zu einer möglichst großen Gruppe zusammenschließen.«
    Tack begegnet meinem Blick über das Lagerfeuer hinweg. Ich lächele ihn an. Ich weiß nicht, wie viel Tack und Raven über das, was zwischen Alex

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