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Requiem (Amor-Trilogie) (German Edition)

Requiem (Amor-Trilogie) (German Edition)

Titel: Requiem (Amor-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Oliver
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darüber reden.«
    »Nein, nein. Es geht schon. Ich … erinnere mich nur an kaum etwas …« Sie schüttelt erneut den Kopf, jetzt wirkt sie verwirrt. »Nan hatte Probleme mit den Gelenken. Sie ging nicht gerne im Dunkeln allein raus, wenn sie aufs Klo musste. Sie hatte Angst zu fallen.« Sie presst die Knie enger an die Brust. »Wir haben uns damit abgewechselt, sie zu begleiten. In jener Nacht war ich an der Reihe. Das ist der einzige Grund, weshalb ich … Das ist der einzige Grund …« Sie bricht ab.
    »Die anderen sind also tot?« Tacks Stimme klingt hohl.
    Sie nickt. Dani murmelt »Scheiße« und kickt ziellos ein wenig Erde durch die Gegend.
    »Verbrannt«, sagt das Mädchen. »Im Schlaf. Wir haben alles gesehen. Die Schmarotzer haben die Scheune umzingelt und dann einfach – Wuschh . Sie ging in Flammen auf wie ein Streichholz. Nan hat die Nerven verloren und raste direkt auf die Scheune zu. Ich rannte hinter ihr her … danach erinnere ich mich nicht mehr an viel. Ich dachte, Nan stünde in Flammen … und dann bin ich in einem Graben aufgewacht und es regnete … und dann habt ihr uns gefunden …«
    »Scheiße, Scheiße, Scheiße.« Bei jedem Wort kickt Dani eine weitere Drecklawine hoch.
    »Das hilft uns nicht weiter«, fährt Raven sie an.
    Tack reibt sich die Stirn und seufzt. »Sie sind nicht mehr in der Nähe«, sagt er. »Das ist unsere Chance. Wir müssen nur hoffen, dass wir ihnen nicht über den Weg laufen.«
    »Wie viele waren es?«, fragt Pike Coral, die nur den Kopf schüttelt. »Fünf? Zehn? Komm schon. Du musst uns was liefern, um …«
    »Ich will wissen, warum«, wirft Alex ein. Obwohl er mit sanfter Stimme spricht, sind augenblicklich alle still und hören ihm zu. Das habe ich immer an ihm gemocht: wie er eine Situation in den Griff bekommt, ohne die Stimme zu erheben, die Mühelosigkeit und die Zuversicht, die er immer ausgestrahlt hat.
    Jetzt darf ich eigentlich gar nichts fühlen, deshalb konzentriere ich mich darauf, dass Julian hinter mir steht, nur Zentimeter entfernt; ich konzentriere mich darauf, dass Alex’ und Corals Knie sich berühren und er nicht zurückzuckt oder es ihm etwas auszumachen scheint.
    »Warum kam es zu dem Angriff? Warum haben sie die Scheune abgefackelt? Das ergibt doch keinen Sinn.« Alex schüttelt den Kopf. »Wir wissen alle, dass die Schmarotzer plündern und stehlen, aber nicht einfach so verwüsten. Und das hier war kein Raubüberfall – das war ein Massaker.«
    »Die Schmarotzer arbeiten mit der VDFA zusammen«, sagt Julian. Die Worte kommen flüssig heraus, obwohl sie ihm schwerfallen müssen. Die VDFA war die Organisation seines Vaters, das Lebenswerk seiner Familie, und bis Julian und ich nur vor ein paar Wochen übereinandergestolpert sind, war sie auch Julians Lebenswerk.
    »Genau.« Alex steht auf. Obwohl er und Julian miteinander reden, aufeinander reagieren, vermeidet er es auch diesmal, in unsere Richtung zu sehen. Er hält den Blick auf Raven und Tack gerichtet. »Es geht für sie nicht mehr ums Überleben, oder? Es geht um Lohn. Der Preis ist höher und die Ziele sind andere.«
    Niemand widerspricht ihm. Alle wissen, dass er Recht hat. Den Schmarotzern war das Heilmittel immer egal. Sie kamen in die Wildnis, weil sie nicht in die normale Gesellschaft passten – oder aus ihr vertrieben wurden. Sie kamen ohne Loyalität oder Zugehörigkeit, ohne Sinn für Ehre oder Ideale. Und obwohl sie schon immer skrupellos waren, dienten ihre Angriffe einem Zweck – sie plünderten und raubten, stahlen Vorräte und Waffen und störten sich nicht daran, wenn dabei jemand ums Leben kam.
    Aber Töten ohne Sinn und Zweck …
    Das ist etwas ganz anderes. Das ist Auftragsmord.
    »Sie werden uns umbringen.« Raven spricht langsam, als käme ihr der Gedanke gerade erst. Sie wendet sich an Julian. »Sie werden uns jagen wie … wie Tiere. Ist es das?«
    Jetzt sehen ihn alle an – einige neugierig, andere verbittert.
    »Ich weiß es nicht.« Er stolpert leicht über die Worte. Dann: »Sie können es sich nicht leisten, uns am Leben zu lassen.«
    »Darf ich jetzt Scheiße sagen?«, fragt Dani sarkastisch.
    »Aber wenn die VDFA und die Aufseher uns mit Unterstützung der Schmarotzer umbringen wollen, ist das doch ein Beweis dafür, dass die Widerstandsbewegung mächtig ist«, wende ich ein. »Sie sehen uns als Bedrohung. Das ist was Gutes.«
    Jahrelang wurden die Invaliden, die in der Wildnis lebten, geradezu beschützt von der Regierung – ihre

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