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Requiem (Amor-Trilogie) (German Edition)

Requiem (Amor-Trilogie) (German Edition)

Titel: Requiem (Amor-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Oliver
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mich nicht darum kümmere.
    Dann kämpft sich meine Mutter zu mir durch. Sie packt mich fest am Ellbogen.
    »Was ist mit deinem Kleid passiert?«, zischt sie.
    Ich sehe hinab und sehe einen großen roten Fleck, der sich auf meiner Brust ausbreitet. Ich verspüre den unangebrachten Drang zu lachen; es sieht aus, als wäre ich angeschossen worden. Glücklicherweise gelingt es mir, das Lachen zu unterdrücken.
    »Eine Frau hat Wein darauf verschüttet«, sage ich und mache mich los. »Ich wollte gerade zur Toilette.« Sobald ich es ausgesprochen habe, bin ich erleichtert: Ich nehme mir eine kurze Auszeit auf der Toilette.
    »Also, beeil dich.« Sie schüttelt den Kopf, als wäre es meine Schuld. »Fred wird gleich einen Toast ausbringen.«
    »Ich beeile mich«, verspreche ich.
    Im Flur ist es deutlich kühler und das Geräusch meiner Schritte wird von dem flauschigen Teppich verschluckt. Ich gehe mit gesenktem Kopf zur Damentoilette, um den Blicken der paar Gäste, die hier draußen stehen, auszuweichen. Ein Mann spricht laut und demonstrativ in ein Handy. Alle hier haben so viel Geld. Es riecht nach Raumerfrischer und ganz schwach nach Zigarrenrauch.
    Als ich die Toilette erreiche, bleibe ich kurz mit der Hand an der Tür stehen. Ich kann murmelnde Stimmen und Gelächter hören. Dann sagt eine Frau ganz deutlich: »Sie gibt eine hervorragende Frau für ihn ab. Das ist auch gut so, nach dem, was mit Cassie passiert ist.«
    »Wem?«
    »Cassie O’Donnell. Seiner ersten Partnerin. Erinnerst du dich nicht an sie?«
    Ich bleibe weiterhin stehen. Cassie O’Donnell. Freds erste Frau. Man hat mir praktisch nichts von ihr erzählt. Ich halte den Atem an, in der Hoffnung, dass sie weitersprechen.
    »Doch, natürlich. Wie lange ist das jetzt her? Zwei Jahre?«
    »Drei.«
    Eine andere Stimme: »Wisst ihr, sie war bei meiner Schwester auf der Grundschule. Damals hat sie ihren zweiten Vornamen benutzt. Melanea. Dämlicher Name, findet ihr nicht? Meine Schwester sagt, sie war eine richtige kleine Hexe. Aber schließlich hat sie ja bekommen, was sie verdient.«
    »Gottes Mühlen …«
    Ich höre Schritte und weiche zurück, bin aber nicht schnell genug. Die Tür fliegt auf. Eine Frau steht im Türrahmen. Sie ist vermutlich nur ein paar Jahre älter als ich und hochschwanger. Erschrocken tritt sie zurück, um mich vorbeizulassen.
    »Wollten Sie rein?«, fragt sie freundlich. Sie zeigt keine Anzeichen für Unbehagen oder Verlegenheit, obwohl sie davon ausgehen muss, dass ich ihr Gespräch mitangehört habe. Ihr Blick senkt sich auf den Fleck auf meinem Kleid.
    Hinter ihr stehen zwei Frauen nebeneinander vor dem Spiegel und betrachten mich mit identischen Mienen aus Neugier und Belustigung. »Nein«, platze ich heraus, drehe mich um und gehe weiter durch den Flur. Ich kann mir vorstellen, wie sich die Frauen jetzt grinsend zuzwinkern.
    Ich biege um eine Ecke und stürze blindlings einen anderen Flur entlang, wo es sogar noch ruhiger und kühler ist als in dem vorigen. Ich hätte den Champagner nicht trinken sollen; mir ist ganz schwindelig geworden. Ich stütze mich an der Wand ab.
    Ich habe nicht viel über Cassie O’Donnell, Freds erste Partnerin, nachgedacht. Alles, was ich weiß, ist, dass sie über sieben Jahre lang verheiratet waren. Irgendetwas Schreckliches muss vorgefallen sein; man lässt sich eigentlich nicht mehr scheiden. Es ist nicht nötig. Es ist praktisch illegal.
    Vielleicht konnte sie keine Kinder bekommen. Wenn sie biologisch fehlerhaft war, wäre das ein Scheidungsgrund gewesen.
    Freds Worte fallen mir wieder ein: Ich dachte schon, ich hätte eine Fehlerhafte bekommen. Mir ist kalt und ich zittere.
    Ein Schild weist den Weg zu zusätzlichen Toiletten am Ende einer mit Teppich ausgelegten Treppe. Hier ist es vollkommen still abgesehen von einem leisen, elektrischen Summen. Ich lege die Hand auf das breite Geländer, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
    Am Fuß der Treppe bleibe ich stehen. Auf dem Boden hier unten liegt kein Teppich und der Flur wird weitgehend von Dunkelheit verschluckt. Ich war bisher erst zweimal im Harbor-Klub, beide Male mit Fred und seiner Mutter. Meine Eltern waren hier nie Mitglied, aber mein Vater überlegt gerade, ob er dem Klub beitreten soll. Fred sagt, dass die Hälfte der Angelegenheiten dieses Landes in Golfklubs wie diesem geregelt werden; es hat seine Gründe, warum das Konsortium vor fast dreißig Jahren Golf zum Nationalsport erklärt hat.
    Bei einer perfekten Golfpartie

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