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Requiem (Amor-Trilogie) (German Edition)

Requiem (Amor-Trilogie) (German Edition)

Titel: Requiem (Amor-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Oliver
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du? Hast du schon eine Partnerin zugeteilt bekommen?« Letzten Sommer war ich gar nicht auf die Idee gekommen, ihn danach zu fragen.
    »Natürlich. Celia Briggs. Kennst du sie? Sie ist jetzt auf der University of Portland. Wir heiraten erst, wenn sie ihren Abschluss gemacht hat.«
    Ich kenne Celia Briggs. Sie war auf der New Friends Academy, einer Schule, die in Konkurrenz zur St.-Anne-Schule stand. Sie hatte eine Hakennase und ein lautes, heiseres Lachen, das immer so klang, als kämpfte sie gerade mit einer üblen Halsentzündung.
    Als ob er meine Gedanken lesen könnte, sagt Steven: »Sie ist nicht gerade das hübscheste Mädchen, aber sie ist anständig. Und ihr Vater ist der Leiter der Kontrollbehörde, das heißt, wir haben ausgesorgt. So sind wir auch an eine Einladung zu dieser Party hier gekommen.« Er lacht. »Nicht schlecht, ich muss schon sagen.«
    Obwohl wir inzwischen praktisch die Einzigen auf der Terrasse sind, bekomme ich plötzlich Beklemmungen.
    »Tut mir leid.« Ich muss mich zwingen, ihn anzusehen. »Ich sollte wieder reingehen. Aber es war nett, dich zu sehen.«
    »Das Vergnügen ist ganz meinerseits«, sagt er und zwinkert. »Viel Spaß noch.«
    Ich kann nur nicken. Ich trete durch die Flügeltüren und bleibe mit dem Saum meines Kleides an einem Splitter in der Türschwelle hängen. Trotzdem halte ich nicht an, sondern ziehe kräftig an meinem Kleid und höre es reißen. Ich zwänge mich zwischen Trauben aus Partygästen hindurch: die wohlhabendsten und wichtigsten Bewohner Portlands, alle parfümiert, gepudert und gut angezogen. Auf meinem Weg durch den Raum schnappe ich Gesprächsfetzen auf, ein lauter und leiser werdendes Stimmengewirr.
    »Sie wissen doch, dass Bürgermeister Hargrove Verbindungen zur VDFA hat.«
    »Offiziell nicht.«
    »Noch nicht.«
    Die Begegnung mit Steven Hilt hat mich aus irgendwelchen Gründen durcheinandergebracht. Jemand drückt mir ein Glas Champagner in die Hand und ich trinke es schnell und gedankenlos aus. Die Bläschen kribbeln in meinem Mund und ich muss ein Niesen unterdrücken. Ich habe schon lange nichts mehr getrunken.
    Leute wirbeln um die Kapelle herum durch den Raum, tanzen mit steifen Armen und anmutigen, festgelegten Schritten Twostepp und Walzer: Muster, die sich bilden und wieder auflösen und einen beim Zusehen schwindeln lassen. Zwei große Frauen mit dem majestätischen Blick von Greifvögeln starren mich an, als ich an ihnen vorbeigehe.
    »Sehr hübsches Mädchen. Sieht gesund aus.«
    »Ich weiß nicht. Ich habe gehört, dass ihre Noten manipuliert wurden. Ich glaube, Hargrove hätte was Besseres kriegen können …«
    Die Frauen verschwinden im Strudel der Tänzer und ich kann ihre Stimmen nicht mehr hören. Andere Gespräche übertönen sie.
    »Wie viele Kinder sind ihnen zugeteilt worden?«
    »Weiß nicht, aber sie sieht aus, als käme sie mit einem ganzen Wurf klar.«
    Hitze steigt mir in Brust und Wangen auf. Sie reden über mich.
    Ich sehe mich nach meinen Eltern oder Mrs Hargrove um, kann sie jedoch nicht entdecken. Auch Fred sehe ich nicht und werde panisch – ich bin in einem Raum voller Fremder.
    Da wird mir schlagartig klar, dass ich keine Freunde mehr habe. Vermutlich werde ich mich jetzt mit Freds Freunden anfreunden – mit Leuten unseres Standes und unseres Status’, Leuten mit ähnlichen Interessen. Leuten wie diese Leute.
    Ich atme tief durch und versuche mich zu beruhigen. Ich sollte mich nicht so fühlen. Ich sollte mutig, selbstsicher und unbekümmert sein.
    »Offensichtlich gab es letztes Jahr vor ihrem Eingriff ein paar Probleme mit ihr. Sie fing an, Symptome zu zeigen …«
    »Das ist doch bei vielen so, nicht wahr? Deshalb ist es auch so wichtig, dass sich der neue Bürgermeister hinter die VDFA stellt. Wenn sie eine Windel vollscheißen können, können sie auch geheilt werden. Das ist meine Meinung.«
    »Bitte, Mark, jetzt hör doch mal auf …«
    Schließlich entdecke ich Fred auf der anderen Seite des Raums, umringt von einer kleinen Gruppe und flankiert von zwei Fotografen. Ich versuche mich zu ihm durchzudrängen, werde aber von der Menge aufgehalten, die im Laufe des Abends immer größer zu werden scheint. Ein Ellbogen stößt mich in die Seite und ich stolpere gegen eine Frau, die ein großes Glas Rotwein in der Hand hält.
    »Entschuldigung«, murmele ich und dränge an ihr vorbei. Ich höre ein Keuchen und nervöses Gekicher, aber ich bin so sehr darauf konzentriert, durch die Menge zu kommen, dass ich

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