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Requiem (Amor-Trilogie) (German Edition)

Requiem (Amor-Trilogie) (German Edition)

Titel: Requiem (Amor-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Oliver
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leise zu sein. Ich frage mich, was sie ursprünglich vorhatten: uns zu umzingeln und im Schlaf niederzumetzeln?
    Ich frage mich, wie viele es wohl sind.
    »Verdammt. Du hattest Recht mit den Schüssen, die wir gehört haben. Das ist Don.«
    »Tot?«
    »Jep.«
    Man hört ein schwaches Rascheln, als würde jemand gegen die Zelte treten. »Guck dir an, wie die hier draußen leben. Zusammengedrängt. Mitten im Dreck. Wie die Tiere.«
    »Pass auf. Das ist doch alles verseucht.«
    Bisher habe ich sechs verschiedene Stimmen gezählt.
    »Es stinkt, was? Ich kann sie riechen. Scheiße .«
    »Atme durch den Mund.«
    »Schweinehunde«, murmelt Pike.
    »Psst«, sage ich instinktiv, obwohl mich ebenfalls neben der Angst die Wut gepackt hat. Ich hasse sie. Ich hasse jeden Einzelnen von ihnen dafür, dass sie denken, sie seien etwas Besseres als wir.
    »Was glaubst du, wo sie hin sind?«
    »Wohin auch immer, weit können sie nicht sein.«
    Insgesamt sieben verschiedene Stimmen. Vielleicht acht. Schwer zu sagen. Und wir sind etwa zwei Dutzend. Trotzdem, genau wie Raven gesagt hat, ist es unmöglich zu wissen, was für Waffen sie haben und ob irgendwo in der Nähe Verstärkung wartet.
    »Dann lass uns hier fertig machen. Chris?«
    »Alles klar.«
    Ich habe einen Krampf in den Schenkeln und lehne mich ein Stück zurück, damit der Schmerz nachlässt, wobei ich gegen Alex stoße. Er rückt nicht von mir ab. Seine Hand streicht erneut über meinen Arm und ich weiß nicht genau, ob es ein Versehen ist oder eine tröstende Geste. Trotz allem anderen wird mein Inneres einen Augenblick ganz weiß und elektrisiert. Pike, die Aufseher und die Kälte sind plötzlich weit weg und da ist nur Alex’ Schulter an meiner, seine Rippen, die sich an meinen ausdehnen und zusammenziehen, und die raue Wärme seiner Finger.
    Es riecht nach Benzin.
    Es riecht nach Feuer.
    Sofort bin ich hellwach. Benzin. Feuer. Es brennt. Sie verbrennen unsere Sachen. Jetzt knallt und knackt es. Die Stimmen der Aufseher werden von dem Lärm gedämpft. Rauchfäden ziehen sich den Abhang hinab, treiben in unser Gesichtsfeld, winden sich wie Schlangen durch die Luft.
    »Schweinehunde«, sagt Pike erneut mit erstickter Stimme. Er will aus der Öffnung springen, aber ich strecke die Hand nach ihm aus und versuche ihn zurückzuhalten.
    »Nicht. Raven hat gesagt, wir sollen auf ihr Zeichen warten.«
    »Raven hat hier nicht zu bestimmen.« Er macht sich los und robbt wie ein Scharfschütze auf dem Bauch nach draußen, das Gewehr vor sich.
    » Lass das , Pike.«
    Entweder er hört mich nicht oder er ignoriert mich. Er arbeitet sich langsam bäuchlings den Hügel hinauf.
    »Alex.« Panik steigt wie eine Flutwelle in mir auf. Der Rauch, die Wut, das Prasseln des sich ausbreitenden Feuers – all das macht mir das Denken unmöglich.
    »Scheiße.« Alex rutscht an mir vorbei und versucht nach Pike zu greifen. Inzwischen sehen wir nur noch seine Stiefel. »Pike, sei kein verdammter Idiot …«
    Peng. Peng.
    Zwei Schüsse. Das Geräusch scheint in der engen Höhle widerzuhallen und verstärkt zu werden. Ich halte mir die Ohren zu.
    Dann: peng, peng, peng, peng . Schüsse von überall her und Leute, die schreien. Ein Schwall Erde rieselt von oben auf mich herab. Meine Ohren dröhnen und mein Kopf ist voller Rauch.
    Konzentration.
    Alex ist bereits aus dem Loch gekrochen und ich folge ihm, während ich versuche, das Gewehr von der Schulter zu ziehen. Im letzten Moment schüttele ich die Rucksäcke ab, sie verlangsamen mich bloß.
    Explosionen von allen Seiten und das Dröhnen eines Infernos. Der Wald ist voller Rauch und Feuer. Orange und rote Flammen schießen zwischen den schwarzen Bäumen hindurch, die kahl und steif dastehen, wie vor Entsetzen erstarrte Zeugen. Pike kniet halb versteckt hinter einem Baum und schießt. Sein Gesicht wird vom Feuer orange angestrahlt und sein Mund ist zu einem Brüllen aufgerissen.
    Ich sehe Raven, die sich durch den Rauch bewegt. Die Luft ist von Schüssen belebt. Es sind so viele, dass ich daran denken muss, wie ich früher immer mit Hana am Unabhängigkeitstag im Eastern Promenade Park gesessen und dem Feuerwerk zugesehen habe, mich an das schnelle Stakkato und das Aufblitzen der blendenden Farben erinnere. An den Geruch nach Rauch.
    »Lena!«
    Ich habe keine Zeit, nachzusehen, wer meinen Namen ruft. Eine Kugel saust an mir vorbei und landet in dem Baum direkt hinter mir. Rindenstücke fliegen umher. Ich löse mich aus meiner Erstarrung, mache einen

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