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Requiem (Amor-Trilogie) (German Edition)

Requiem (Amor-Trilogie) (German Edition)

Titel: Requiem (Amor-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Oliver
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doch auch Teil der Widerstandsbewegung. Du weißt, wir kämpfen für das, was uns wichtig ist. Stimmt’s?«
    Ich begegne ihrem Blick. Ihre Augen sind leuchtend blau wie der Himmel, der sich hoch über den Bäumen erstreckt, eine hohe farbige Decke. Ich erinnere mich an die Strände in Portland, ans Drachensteigen, an Nudelsalate, Picknicks im Sommer, die Hände meiner Mutter, eine sanfte Stimme, die mich in den Schlaf singt.
    »Stimmt«, sage ich.
    Gemeinsam gehen wir zurück zum Versteck.

hana
    D
ie Grüfte sehen anders aus, als ich sie in Erinnerung habe.
    Ich war bisher erst einmal hier, auf einem Schulausflug in der vierten Klasse. Komischerweise kann ich mich an den eigentlichen Besuch gar nicht mehr erinnern, nur noch daran, dass Jen Finnegan sich anschließend im Bus übergeben hat und es nach Thunfisch stank, auch noch nachdem der Busfahrer alle Fenster geöffnet hatte.
    Die Grüfte grenzen direkt an die Wildnis und den Presumpscot River. Deshalb ist es so vielen Gefangenen gelungen, während der Zwischenfälle zu fliehen. Die Granatsplitter rissen große Stücke aus der Grenzmauer und die Insassen, die es schafften, aus ihren Zellen zu entkommen, konnten direkt in die Wildnis rennen.
    Nach den Zwischenfällen wurden die Grüfte wieder aufgebaut und ein neuer, moderner Flügel wurde angefügt. Die Grüfte waren schon vorher ungeheuer hässlich gewesen, aber jetzt ist es noch schlimmer. Der Stahlbeton-Anbau passt überhaupt nicht zu dem alten Gebäude aus geschwärztem Stein mit seinen Hunderten winzigen Gitterfenstern. Der Tag ist sonnig und der Himmel über dem hohen Dach ist von einem lebhaften Blau. Die ganze Szenerie kommt mir irgendwie unwirklich vor – an einem solchen Ort sollte nie die Sonne scheinen.
    Eine Weile stehe ich vor dem Tor und überlege, ob ich doch umkehren soll. Ich bin mit dem Stadtbus aus dem Zentrum gekommen, der immer leerer wurde, je näher wir diesem Ziel, der Endstation, kamen. Schließlich saßen außer mir nur noch der Fahrer und eine kräftige, stark geschminkte Frau in Schwesterntracht im Bus. Als der Bus wieder abfuhr und Matsch und Abgase hinter ihm hochschleuderten, dachte ich einen verrückten Augenblick daran, hinter ihm herzurennen.
    Aber ich muss es jetzt wissen. Ich muss einfach.
    Also gehe ich hinter der Krankenschwester her, als sie auf das Wachhäuschen am Tor zuschlurft und ihren Ausweis zeigt. Der Blick des Wachmanns huscht zu mir und ich reiche ihm wortlos ein Stück Papier.
    Er mustert die Kopie. »Eleanor?«
    Ich nicke, wage es aber nicht zu sprechen. Auf der Kopie kann man ihre Züge nicht genau erkennen und auch ihre Haarfarbe wie Waschwasser nicht ausmachen. Aber wenn er genau guckt, wird er feststellen, dass die Einzelheiten nicht übereinstimmen: die Größe, die Augenfarbe.
    Glücklicherweise tut er das nicht. »Was ist mit dem Original passiert?«
    »Im Trockner gelandet«, erwidere ich prompt. »Ich musste einen Ersatz beim SÜS beantragen.«
    Er sieht wieder die Kopie an. Ich hoffe, er hört mein Herz nicht, das laut und heftig klopft.
    Die Kopie zu besorgen war kein Problem; ein kurzer Anruf bei Mrs Hargrove heute Morgen, der Vorschlag, eine Tasse Tee zu trinken, ein zwanzigminütiges Gespräch, die Äußerung des Wunsches, zur Toilette zu gehen – und dann stattdessen ein zweiminütiger Abstecher in Freds Arbeitszimmer. Das Risiko, als Freds zukünftige Frau erkannt zu werden, konnte ich nicht eingehen. Wenn Cassie wirklich hier ist, besteht die Möglichkeit, dass einige der Wachen auch Fred kennen. Und wenn Fred herausfindet, dass ich in den Grüften herumgeschnüffelt habe …
    Er hat mir bereits deutlich gemacht, dass ich keine Fragen stellen darf.
    »Anlass?«
    »Nur … einen Besuch machen.«
    Der Wachmann grunzt. Er gibt mir das Papier zurück und winkt mich durch, als das Tor schwankend aufgeht. »Melden Sie sich an der Besucheranmeldung«, knurrt er. Die Krankenschwester wirft mir einen neugierigen Blick zu, bevor sie vor mir über den Hof eilt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass hier viele Besucher herkommen, denn darum geht es ja gerade – schließt sie weg und lasst sie verrotten.
    Ich überquere den Hof, trete durch eine schwere, mit Riegeln versehene Stahltür und finde mich in einer klaustrophobischen Eingangshalle wieder, die von einem Röntgenscanner und mehreren massigen Wachleuten beherrscht wird. Als ich durch die Tür trete, hat die Krankenschwester bereits ihre Handtasche auf das Förderband gestellt und steht mit

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