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Requiem fuer einen Henker

Requiem fuer einen Henker

Titel: Requiem fuer einen Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Mann reden.«
    »Was gibt es da zu sprechen?«
    »Eine ganze Menge«, sagte ich. Mir trat der Schweiß auf die Stirn. In meinem Bein trommelte es, als ginge ein Musikkorps dort auf und ab. »Ich brauche ein Glas Wasser.«
    »Na sicher«, sagte Frau Schmitz-Feller. »Hol ihm eins, Tanja. Und Gotthilf, du kannst zur Bank fahren.«
    Gotthilf furchte die Stirn: »Und wenn er frech wird?«
    »Ich werde nicht frech«, sagte ich.
    »Na ja«, murmelte er und marschierte hinaus.
    Ich kippte das Wasser mit drei Schmerztabletten hinunter. »Ich habe eine Wunde am Bein, die noch nicht verheilt ist.«
    »Es geht also um meinen Mann. Um was speziell?«
    Ich sah auf das kleine Mädchen, das wieder artig auf dem Sofa saß.
    »Tanja«, sagte sie scharf, »geh bitte auf dein Zimmer!«
    »Es geht um seinen Tod«, sagte ich leichthin, als die Kleine verschwunden war.
    »Ich war nicht dabei«, sagte sie und suchte nach Zigaretten und steckte sich nervös eine an. Dann streifte sie die hochhackigen Schuhe ab und hockte sich, die Beine hochgezogen, auf das Sofa. »Wollen Sie über ihn schreiben? Kommen Sie von der Parteizeitschrift? Für wen arbeiten Sie?«
    »Für mich«, sagte ich. »Wie war er?«
    »Freier Journalist, wie?« Sie rauchte sehr hastig. »Er war ein guter rechtschaffener Mann. Wie Sie sicher wissen, hat er die ganze Ochsentour gemacht. Parteiarbeit, Stadtverordneter, Landtagsabgeordneter, Bundestagsabgeordneter. All die schlimme Arbeit, die nie ein Ende nahm. Er hat sich massiv für die Probleme der Jugendlichen interessiert. Zu den Bürgern hier, zu seinen Wählern hatte er starke Beziehungen. Er kannte sie alle, und sie kannten ihn. Er sagte immer, er sei einer der vielen kleinen Arbeiter im Weinberg des Herrn. Er liebte diese biblische Sprache, wissen Sie. Wir gingen jeden Sonntagmorgen zur Kirche. Das war ihm eine heilige Pflicht.«
    »Wieso hat sein Denken sich so plötzlich verändert? Wieso plädierte er für einseitige Abrüstung? Wieso überwarf er sich mit der Fraktion?«
    »Oh, Sie sind auf die politischen Grundsätze seines Lebens aus. Nun ja, er hatte zuweilen eine andere Meinung als seine Kollegen. Er war aufrecht, stark und störrisch. Aber wirklichen Krach hat es doch nie gegeben.«
    »Mag sein, dass Ihr Mann für seine Wähler und seine Partei ein Heiliger war, aber das interessiert mich nicht. Ich bin hierher gekommen, um eine Antwort auf drei Fragen zu bekommen. Erstens: Wollte Ihr Mann mit Ihnen nach Moskau reisen? Zweitens: Seit wann wissen Sie von den Hintergründen seines Todes? Drittens: Wo ist der schwarze Safekoffer, der plötzlich verschwand?«
    Sie wurde leichenblass. »Ich wusste, dass eines Tages alles auffliegt«, murmelte sie tonlos. »Hat der KGB Sie geschickt?«
     
    11. Kapitel
     
    Es war sehr still. Sie schloss die Augen wieder und zündete sich die nächste Zigarette an. »Kann ich irgendwie mit Geld aus der Sache rauskommen? Wie viel würde das kosten? Unterlagen habe ich aber keine, die gibt es nicht mehr.« Ich sagte noch immer nichts.
    »Wie können Sie solche Fragen stellen? Sie sind doch nie im Leben ein Journalist. Ein Journalist könnte doch so etwas nicht fragen.«
    »Ich heiße Siggi Baumeister und bin Journalist. Ich bin durch Zufall in die Geschichte hineingeschlittert, wenn es überhaupt Zufälle gibt. Und ich weiß ziemlich sicher, dass Ihr Mann ermordet wurde.«
    Ihre rechte Hand drückte die Zigarette im Aschenbecher platt. Dann verbrannte sie sich und zuckte zusammen. »Ich sage nichts mehr.«
    Ich hatte keine Zeit, um mich auf einen langen, nutzlosen Streit einzulassen. Sie war eine energische, hübsche Person. Es machte keinen Sinn, wütend zu sein und sie anzublaffen.
    »Sie sagen, Sie werden schweigen, und ich sage, Sie werden mir die Geschichte erzählen. Es bleibt Ihnen auch nichts anderes übrig. Und jetzt sehen Sie sich bitte dieses Foto an.«
    Ich legte ihr ein Bild von Willi Metzger vor. Er lachte darauf so herzhaft, als sei das ganze Leben eine wunderbare aufregende Sache.
    »Dieser Mann war hier bei Ihnen. Er ist ein Kollege, der ermordet wurde. Er starb auf dieselbe bestialische Art wie Ihr Mann. Umgebracht von denselben Leuten. Sie haben ihm aber nichts gesagt, nicht wahr?«
    »Ich hatte zu viel Angst«, sagte sie schnell.
    »Außer ihm war noch jemand bei Ihnen. Rasputin, ein Russe. Sie müssen es nicht abstreiten, weil ich es beweisen kann. Erzählen Sie mir also die Geschichte, Sie können mich nicht daran hindern, darüber zu schreiben. Sie können

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