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Requiem

Requiem

Titel: Requiem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Kruse
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Obduktionsbericht?«
    »Genau. Und da ich, wie du ja weißt, gut mit ihm kann, und ich ihm außerdem noch als ehemalige Krankenschwester einige medizinische Fragen beantworten konnte, hat er mich den Bericht lesen lassen.«
    »Und da sitzt du hier noch so gemütlich? Musst du keinen Beitrag darüber machen?«
    »Willst du mich loswerden?«, fragte Anne verschmitzt. »Nein, mach dir da mal keine Sorgen. Die Pressemeldung muss erst noch durch Stadlober und Ertl abgesegnet werden und geht frühestens morgen Vormittag an die Redaktionen. Und vorher darf ich darüber sowieso nichts melden. Das musste ich Barthelmess versprechen.«
    »Was für eine schöne Überraschung! Dann kannst du ja noch ein Gläschen mit mir trinken.« Er nahm die Flasche und goss Wein in beide Gläser nach. »Aber was hat der Pathologe denn nun herausgefunden? War es wirklich Mord?«
    »Sieht ganz danach aus.« Anne gähnte. »Holst du mir meine Tasche aus dem Flur? Dann kann ich es dir genau sagen.«
    Beaufort kam ruckzuck damit zurück, und sie zog eine abgegriffene Kladde im DIN-A4-Format daraus hervor. Nach einigem Blättern fand sie ihre Notizen.
    »Also, der Tote weist drei tiefe Stichverletzungen am Oberkörper auf. Daran kann er aber nicht gestorben sein, denn die sind ihm postmortal zugefügt worden. Die Todesursache ist eine Überdosis K.o.-Tropfen. Dadurch hat er aufgehört zu atmen. Außerdem wurde die Leiche noch makaber verunziert. Den aufgemalten Filzstift-Hitlerschnauzer haben wir ja selbst gesehen. Auf seinen Brustkorb fand der Gerichtsmediziner zusätzlich noch eine eingeritzte SS-Rune.« Anne schaute auf.
    »Das ist ja ekelhaft. Stand da auch etwas über den Todeszeitpunkt?«
    Sie blätterte um. »Sebastian K. ist in der Nacht von Samstag auf Sonntag gestorben, so etwa zwischen 22 und 2 Uhr.«
    »Also wahrscheinlich an Führers Geburtstag. Na, das kann ja wohl kein Zufall sein.«
    Anne blickte ihn erstaunt an. »Hast du mit meiner Chefin gesprochen?«
    »Wie kommst du denn darauf? Ich kenne sie doch gar nicht – nur aus deinen Erzählungen.«
    »Weil SPD das heute ebenfalls aufgefallen ist und sie es auch noch mit fast denselben Worten gesagt hat.«
    »Scheint ja eine kluge, eloquente Frau zu sein, deine Vorgesetzte«, uzte Beaufort. »Nein, aber mal ehrlich, gehört das nicht zum Allgemeinwissen?«
    »Zu meinem jedenfalls nicht. Da sieht man doch mal wieder, dass Lesen bildet und du deine Bücher nicht nur zur Dekoration hast.« Sie schaute wieder in ihre Notizen. »Ach ja, noch etwas. Der Ort, an dem die Leiche gefunden wurde, ist nicht der Ort, an dem der Mann getötet wurde. Der Typ muss schon ein paar Stunden tot gewesen sein, ehe er, vermutlich am frühen Sonntagmorgen, in die Ehrenhalle gelegt wurde.«
    »Der Mörder muss ja einen mächtigen Hass auf diesen jungen Neonazi gehabt haben, wenn er selbst die Leiche noch so traktiert. Und dann die Mühe, die er sich beim Inszenieren des Toten gegeben hat, und die Gefahr, dabei entdeckt zu werden.« Beaufort hielt die Rotwein-Flasche hoch. » Magst du noch?« Aber Anne winkte ab, so dass er nur sich selbst ein wenig nachschenkte.
    »Ich hätte jetzt lieber einen Espresso.« Sie hatte vom Wein gerötete Wangen und sah müde aus. »Sag mal, macht dich diese offensichtliche Inszenierung nicht stutzig? Was ist, wenn dieser Tod gar nichts mit der Neonaziszene zu tun hat und uns diese ganze offensichtliche Zurschaustellung nur vom wahren Sachverhalt ablenken soll?«
    »Du meinst, es könnte auch irgendein privater Streit gewesen sein, der mit Mord oder Totschlag geendet hat?« Beaufort stand auf und schaltete die Technika III an.
    »Zum Beispiel«, antwortete Anne. »Wobei das nicht so ganz zu den K.o.-Tropfen passen will. Aber auf alle Fälle wusste der Täter, dass sein Opfer Neonazi war, und das wollte er uns allen deutlich machen. Nur vermute ich eben, dass es ein Ablenkungsmanöver sein könnte.«
    Beaufort füllte den Siebträger mit Kaffeepulver, wärmte zwei Espressotassen mit heißem Wasserdampf vor und ließ dann den Kaffee einlaufen. »Man müsste herausbekommen, was dieser Sebastian am Samstag getrieben hat. Sagt die Polizei nichts dazu?«
    »Keine Chance. Solche Sachen geben die aus ermittlungstaktischen Gründen nie bekannt, es sei denn, sie suchen Zeugen. Aber was wird ein aufrechter Neonazi am 20. April schon tun? Vermutlich mit seinen verblendeten Kumpels feiern.«
    Beaufort stellte die Espressotassen sowie Zucker und Süßstoff auf den Tisch.
    »Kuchen?« Anne

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