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Rescue me - Ganz nah am Abgrund

Rescue me - Ganz nah am Abgrund

Titel: Rescue me - Ganz nah am Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Koch
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hatte.
    Oh Mann! Wie hatte es bloß dazu kommen können?
    Er war ins Zimmer zurückgejagt und war über Tyler hergefallen. Der hatte eindeutig mit Ärger gerechnet, nicht aber mit einer Kuss-Attacke.
    Ryan schob die Reste seines Maiskolbens über den Teller, als Brad ihn vom Grill her ansprach. „Ryan, ich meinte es ernst mit meinem Angebot. Ich habe drüben in Lakeside eine Autowerkstatt. Wir lackieren auch. Ich kann dir ein wirkliches Superangebot machen.“
    Dankbar ging er auf den Themenwechsel ein. „Lackieren? Wäre ja echt klasse, doch ich … äh, habe schon mit einer anderen Werkstatt Kontakt aufgenommen“, log er nicht gerade überzeugend. „Aber danke fürs Angebot.“ Schweren Herzens lehnte Ryan ab. Er tat es hauptsächlich Tyler zuliebe. Wollte ihm nicht in den Rücken fallen, indem er etwas tat, von dem Tyler glaubte, er würde sich im Gegenzug verkaufen müssen. Soviel hatte Ryan immerhin verstanden.
    Er würde noch mal mit dem Typen in Springfield reden. Der hatte tausenddreihundert Dollar für die Lackierarbeiten haben wollen. So viel Geld. Ob er eine Ratenzahlung vereinbaren konnte? Vielleicht sollte er erst einmal auf die Überarbeitung der Sitze verzichten. Wenn er sie reinigte, könnten sie noch gut ein, zwei Jahre durchhalten. Er würde es einfach ‚Vintage‘ nennen. Und er würde wieder Nachhilfe geben. Schnell überschlug er, was noch an Kosten für die Ersatzteile auf ihn zukommen würde. Er seufzte leise. Es würden viele Nachhilfestunden sein.
    Tyler mischte sich jetzt ein. Er hatte die ganze Zeit außer zu der kleinen Maggie, die neben ihm saß, kein einziges Wort gesagt.
    „Mach dir keinen Kopf. Nimm Brads Angebot ruhig an. Es ist okay.“ Und als hätte Tyler seine Gedanken gelesen, warf er noch ein: „Ach ja, um die Sitze habe ich mich schon gekümmert.“
    Verwundert sah Ryan auf. Wie war das? „Was meinst du mit ‚du hast dich darum gekümmert‘?“
    „Du hast mich doch um Hilfe gebeten, oder nicht?“, fragte er zurück.
    Ja. Hatte er. Aber Tyler hatte es abgelehnt, ihm zu helfen. Er hatte schon zu einer entsprechenden Antwort angesetzt, da sprach Tyler weiter. „Du musst die Sitze nach Brigdewater bringen. Dort gibt es eine Sattlerei, da warten sie schon auf dich.“
    Ryan verstand nur Bahnhof. „Sattlerei? Wieso Sattlerei?“
    „Weil der Mustang Ledersitze bekommen wird.“ Tyler sagte es so bestimmend, als stünde es unumstößlich fest.
    „Ledersitze? Bist du irre, Mann? Wovon soll ich denn die noch bezahlen? Glaubst du, ich hätte einen Dukatenesel?“ Sein Dad hatte sich einmal für Ledersitze interessiert. Und war fast hinten übergeschlagen, als er den Preis dafür hörte. „Nein, vergiss die Sache mal ganz schnell wieder. Mehr als neues Vinyl ist nicht drin. Und bestimmt nicht mehr in diesem Jahr!“
    Vinyl musste reichen. Inzwischen sah es gar nicht mehr so übel aus, es gab welches, das sah echtem Leder täuschend ähnlich.
    „Das lass mal meine Sorge sein. Der Mustang, den du ja – wie wir wissen – ohne mich gar nicht hättest, wird Leder bekommen!“ Tyler warf ihm einen Blick zu. So entschieden. Entschlossen. Als hätte er jedes Recht, so etwas zu bestimmen.
    Nur, fragte sich Ryan unwillkürlich – was gab ihm dieses Recht? Bloß weil Tyler beschlossen hatte, seinen Elfenbeinturm zu verlassen und nun wieder alles an sich riss, genau, wie er es früher immer getan hatte?
    Ryan hatte doch tatsächlich vergessen, wie bestimmend und dominierend Tyler sein konnte. Immer ganz der große Bruder. Doch nun – nun war nichts Brüderliches mehr zwischen ihnen. Nicht nach diesem Kuss.
    Ihm kam ein anderer Gedanke. Hatte es etwa damit zu tun? Mit dem Geständnis, er sei in ihn, Ryan, verknallt? Wollte Tyler damit etwas demonstrieren?
    Sein Kerl, sein Auto, sein Wille?
    Egal, was es war, Ryan beschloss, ihn nicht damit durchkommen zulassen.
     „Aber du …“, begehrte er erneut auf.
    „Kein aber! Lass es gut sein“, unterbrach ihn Tyler barsch, bevor er sich wieder seinen Spareribs zuwandte.
    „Aber ich will es jetzt wissen! Wovon soll ich denn alles bezahlen?“ Störrisch beharrte er auf einer Erklärung und funkelte ihn wütend an. „Du kannst nicht einfach über meinen Mustang bestimmen, klar?“
    Tyler warf den abgenagten Knochen auf den Teller zurück, leckte sich die Finger ab und ließ sich dann zu einer Erklärung herab. „Ich habe alle Teile bei Ebay versteigert, die du nicht benötigst. Die Auktionen haben so viel Geld gebracht, da hast du

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