Rescue me - Ganz nah am Abgrund
Er holte tief Luft. „Nein. Ich wusste … wusste es … ich … ich …“ Seine Hände verknoteten sich fast um die Colaflasche, während er versuchte, seinen rasenden Herzschlag unter Kontrolle zu bringen. Nervös sprang er auf, packte Tyler am Arm und zog ihn halb vom Stuhl hoch. „Nicht hier. Komm mit.“ Schon hastete er davon.
In der Garage flüchtete er sich hinter den Mustang. Brauchte so viel Abstand zu Tyler, wie es ging.
„Also, noch mal von vorne“, begann er und kaute unsicher auf seiner Lippe herum. „Im Gegensatz zu dir … wusste ich es.“
Tyler hatte es immer noch nicht verstanden, er sah es an seinem verwirrten Blick.
„Woher, zum Henker? Ich habe es noch niemals jemandem erzählt.“ Tyler hatte begonnen, aufgeregt hin und her zu tigern. Von der Werkbank zum Garagentor. Kehrt. Wieder zurück. Er blieb stehen und hob in einer hilflosen Geste die Hände. „Niemand wusste davon!“ Wieder lief er zum Garagentor.
„So habe ich es auch gar nicht gemeint. Ich meine … dass ich es bin.“ In der entstehenden Stille war nur Ryans hastiges Atemholen zu hören, draußen, Lichtjahre entfernt, lautes Juchzen und Kreischen von Peg und Maggie. Seine zitternden Hände krallten sich ins offene Seitenfenster, die Knie waren weich wie Gummidrops. „Ich. Ich bin schwul.“
„Erklär es mir“, forderte Tyler gefährlich ruhig und blieb abrupt stehen. Stemmte die Arme in die Hüften. „Erklär mir: Du bist schwul!“
„Äh, brauchst du wirklich eine Definition davon?“ Mit einem verunglückten Lächeln versuchte Ryan, die Situation ins Komische zu ziehen.
Tyler wiederum fand es überhaupt nicht witzig. „Willst du mich verarschen?“ Misstrauisch zog er die Brauen zusammen „Wie kannst du so was sagen? Als Rache dafür, weil ich gesagt habe, ich sei in dich verknallt?“, knurrte er und kam drohend um den Wagen herum. „Hast du mich deshalb geküsst?“
„Nein!“ Ryan lief rot an und wandte den Blick ab, während er antwortete. „Ich tat es, weil … weil ich zuerst dachte, ich hätte es mir eingebildet, es wäre nur ein Traum gewesen, doch es hatte sich so echt … so gut … ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll … Und dann … du hast es nicht geleugnet … Also dachte ich, du würdest es gerne noch einmal tun, damit wir … ich … sicher sein konnte. Ob es wirklich so gut war … darum“, haspelte er schnell herunter. „Und dann … dann ging es mit mir durch.“ Er blinzelte und holte tief Luft. Raufte sich die Locken. „Ergibt das irgendeinen Sinn für dich?“
„Irgendwie schon“, antwortete Tyler und verschränkte die Arme vor der Brust. „Du hast mich geküsst, weil du neugierig warst. Schon klar. Und was jetzt? Jetzt, wo du deine Neugier befriedigt hast?“ Er klang verletzt.
Ryan konnte förmlich sehen, wie er sich wieder hinter seine Burgmauern zurückzog. Und die Zugbrücke hochholte. Soweit konnte er es nicht kommen lassen!
„Nein! So ist es nicht.“ Wieder sah er zu Boden. Doch dann hob er den Blick und sah Tyler fest in die Augen. „Ich habe es auch getan, weil … weil ich dich mag. Sehr sogar.“ Er lächelte kläglich. „Reicht das?“
Tyler nickte nur, entspannte sich etwas und ritt zum Glück nicht weiter darauf herum.
„Seit wann weißt du es? Dass du schwul bist, mein’ ich.“
Ryan blies die Backen auf und ließ die Luft zischend entweichen. „Puh! Schon ein paar Jahre. Ich ahnte es, weil ich lieber den Sportlern beim Training zusehen wollte, als den Cheerleadern. Da war ich vielleicht dreizehn. Und als ich später mit Dad darüber …“
„Du hast mit deinem Dad …“ Tyler unterbrach ihn fassungslos. „Du hast es ihm erzählt? Also ist es wahr? Wieso hast du es mir nie gesagt?“
„Da fragst du noch?“ Ryan stemmte die Hände in die Hüften. „Hey, Ty, dein bester Freund findet Jungs toll? Zu der Zeit, als ich mit Dad sprach, hattest du was mit Gina und überhaupt keine Zeit mehr für mich. Und außerdem rechnete ich damit, du würdest dich von mir abwenden, solltest du es rausfinden. Wer will schon mit ’nem Schwulen befreundet sein, he?“
„Ach, Gina, vergiss es!“, winkte Tyler ab und hievte sich auf die Werkbank. „Sag lieber, wie dein Dad reagiert hat.“
„Oh, der war cool.“ Ryan lehnte sich an den Wagen und kicherte leise, als er an ihr Gespräch von ‚Mann zu Mann‘ zurückdachte. „Ich ging zu ihm, weil ich so durcheinander war. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, weil Ross Ventrone mich mehr
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