Rescue me - Ganz nah am Abgrund
Glotzte dumm auf Ryan herab, während seine feuchte Zungenspitze versuchte, sich zwischen meine Lippen zu schlängeln.
„Was ist?“, fragte Ryan verwirrt, als ich mich nicht rührte. „Willst du nicht?“
„Ob ich …?“ Ich stöhnte. „Oh …! Und wie!“ Packte seine Schultern, riss ihn an mich – eine Drehung und schon schob ich ihn gegen die Tür des Wandschrankes. Meine Hüften drängten gegen ihn, ich rieb mich an Ryans Bauch, so fest, er musste die Erektion spüren, die hart gegen meine Jeans drückte. Meine zitternden Hände fuhren unter sein knappes Shirt, streiften warme, glatte Haut. Vorsichtig strich ich mit dem Daumen darüber, ganz sacht nur. Mehr traute ich mich nicht. Hatte viel zu viel Angst, Ryan würde dann die Flucht ergreifen.
Doch Ryan schien solche Hemmungen nicht zu haben. Er klammerte sich an mich, wie ein kleines Äffchen, und knutschte mit mir, als hätte er noch nie etwas anderes getan. Seine Küsse waren heiß und süß und dabei doch auch irgendwie unschuldig. Zudem gab er diese kleinen atemlosen Seufzer von sich, die mich fast verrückt werden ließen. Jetzt schob sich eine seiner Hände hinten in meinen Hosenbund, während die andere unter meinem Shirt nach vorne krabbelte. Das Brustpiercing berührte. Leicht damit spielte. Mir war, als hätte ich glühende Kohlen unter der Haut.
„Ry“, flüsterte ich heiser. „Ry.“ Mit leichtem Druck dirigierte ich Ryan, bewegte mich mit ihm rüber zum Bett.
Weit kamen wir nicht.
„Tyler? Brad ist da. Wir wollen gleich grillen.“
Der Krach, den ein durchgerosteter Auspufftopf veranstaltete, war ein Dreck gegen den leisen Ruf meiner Mutter, der von unten herauf kam. „Ist Ryan noch bei dir? Bring ihn doch mit.“ Ihre leichten Schritte waren auf der Treppe deutlich zu hören.
Als hätte ich mir die Finger verbrannt, sprang ich von Ryan weg und starrte ihn an, als seien ihm zwei Köpfe gewachsen. Noch immer konnte ich nicht glauben, was gerade zwischen uns geschehen war. Was vermutlich noch passiert wäre, wenn meine Mutter nicht dazwischen gefunkt hätte.
Ausgerechnet meine Mutter. Monatelang interessierte es sie nicht, was ich trieb. Und ausgerechnet jetzt wollte sie ein gemeinsames Abendessen? Das war doch allerübelste Sitcom, fand ich.
„Wir kommen. Gleich“, rief ich, noch immer atemlos und völlig verwirrt.
„Was für ein platter Witz“, murmelte Ryan mit hochrotem Gesicht. Zog sein Shirt zurecht und drückte sich an mir vorbei, wobei er tunlichst darauf achtete, mich nicht zu berühren. Ohne mich eines Blickes zu würdigen, verschwand er durch die Tür und polterte die Treppe hinunter.
Draußen auf der Terrasse hatte Brad den großen Barbecue-Grill angeschmissen. Ein großer, knallgelber Sonnenschirm sorgte für ausreichend Schatten in der Sitzecke.
„Es gibt Steaks, Spareribs und Hamburger, wer mag, kann auch Maiskolben kriegen.“ Brad hatte sich eine Schürze umgebunden und wedelte mit der Grillzange herum. „Und da ihr ja schon alt genug seid, bekommt ihr auch jeder ein Bier. Aber nur eines, klar?“ Er deutete auf die Kühltasche, die auf dem Tisch neben dem Salat und den übrigen Sachen stand.
Ryan, der schon am Tisch saß, winkte ab. „Für mich kein Bier, danke. Ich bleibe bei Cola.“
Ich konnte mir denken, warum er keinen Alkohol wollte. Hatte wohl noch genug vom letzten Mal. Doch ich wollte ein Bier. Brauchte es jetzt. Noch immer steckte mir diese abgedrehte Geschichte in den Knochen. Verstohlen sah ich auf meine Hände. Sie flatterten leicht, genauso wie mein Herzschlag.
Brad hatte mich bemerkt und rief mich zu sich. Er deutete auf ein kleines Mädchen. Es saß auf dem Rasen und spielte mit Barbies.
„Die Süße da ist meine Tochter Maggie. Warum sagst du ihr nicht Hallo?“
Unsicher sah ich zu ihr hinüber. Maggie sah aus wie alle kleinen Mädchen, trug ein rosa Kleidchen und rosa Sandalen. Ihre kurzen blonden Zöpfe wippten bei jeder Bewegung.
„Du willst …“, begann ich, stockte und trat zwei Schritte zurück. Wie konnte Brad wollen, dass seine Tochter mich ansah? Sie würde bei meinem Anblick schreiend davonlaufen. Und vermutlich Albträume bekommen. Dafür konnte ich keine Verantwortung übernehmen.
„Lass mal“, sagte ich leise und wollte den Rückzug ins Haus antreten. „Später vielleicht. Esst alleine. Ich habe sowieso keinen Hunger.“
Doch Brad dachte gar nicht daran, mich davonkommen zu lassen. „Maggie, hier ist jemand, der dich kennenlernen möchte“, rief er
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