Rescue me - Niemand wird dich schützen
So still, wie sie in seinem Arm lag, folgerte er, dass es ein unangenehmes Thema für sie war. Aber natürlich
würde Eden leugnen, nicht darüber sprechen zu wollen.
»Wie kommst du darauf, dass du nicht schwanger werden kannst?«
Eden seufzte noch einmal. Sie hatte gehofft, es nicht so bald erklären zu müssen. Seit Langem schon war sie mit dem im Reinen, was ihr widerfahren war und welche Folgen es hatte. Nur hatte sie nie eine Beziehung gehabt, in der sie etwas dazu sagen musste. Entsprechend besaß sie keinerlei Übung darin.
Da sie ihm nicht die Wahrheit erzählen konnte, lieferte sie ihm die Erklärung, die sie sich ausdachte, als sie erfuhr, was mit ihr geschehen war. »Als Teenager wurde bei mir eine seltene Krebserkrankung diagnostiziert. Die einzige Therapie, die man damals dagegen kannte, war eine Totaloperation.«
Jordan drückte sie fester an sich und spendete ihr Trost mit seiner Umarmung. Es schmerzte sie, ihn erneut zu belügen, weil sie mittlerweile das Gefühl hatte, dass die Unwahrheiten sich langsam zu einem Berg zwischen ihnen auftürmten.
»Das tut mir leid, Süße. Es muss schrecklich für dich gewesen sein, das so jung durchzumachen.«
Sie zuckte nur mit den Schultern, denn sie wollte das Thema möglichst rasch hinter sich bringen und über etwas reden, bei dem sie nicht lügen müsste.
Jordan spürte es offenbar, denn er zog sich zurück, sodass ihr Kopf aufs Kissen sank, und beugte sich über sie, um sie sanft auf den Mund zu küssen.
Eden genoss seine zärtliche Rücksicht.
Schließlich murmelte er: »Es ist noch Wein da. Möchtest du?«
»Mmmm«, machte Eden, legte jedoch beide Arme um ihn, damit er nicht aufstand.
Lachend küsste Jordan sie wieder, und beide vergaßen den Wein, während sie sich erneut Vergnüglicherem hingaben.
18
»Ich denke, wir sollten Honeycutt zusammen übernehmen«, sagte Jordan, der ganz und gar nicht Edens Meinung teilte, es handele sich hier um einen Ein-Mann-Job.
»Sei nicht albern, Jordan. Ich mache solche Rettungsaktionen im Schlaf. Der Mistkerl, der Honeycutt entführt hat, ist nicht bloß ein Amateur, er ist dazu auch noch ein Idiot. Es ist vollkommen unnötig, dass du dich einschaltest. Ich bin wahrscheinlich sogar rechtzeitig für ein spätes Abendessen zurück.«
»Oder ich mache es allein. Ich hatte bisher noch gar keine Gelegenheit zu solch einem Einsatz.«
Eden richtete sich auf ihrem Stuhl auf. »Was ist hier eigentlich los?« Sie ahnte die Antwort schon, fragte sich jedoch, ob er ihr die Wahrheit sagen würde – oder ob ihm vielleicht gar nicht bewusst war, was er tat.
Seine Miene verfinsterte sich. »Was meinst du?«
»Das ist der dritte Job, bei dem du sagst, jemand anders soll ihn übernehmen. Seit du an Noahs Schreibtisch sitzt, habe ich keinen einzigen Auftrag mehr bekommen, bei dem mehr als ein strenger Blick und eine kleine Drohung nötig waren.«
Jordan zuckte mit den Schultern. »Viel lag eben nicht an. Außerdem haben wir genug Männer frei – entschuldige,
Leute. Warum sollte ich unsere beste Agentin auf die anderen Sachen ansetzen?«
»Versuch nicht, mich mit Schmeicheleien abzuspeisen. Du gibst mir keine Projekte, weil du Angst hast, dass mir etwas zustoßen könnte.«
Statt beleidigt oder ausweichend zu reagieren, zuckte er nur wieder mit den Schultern. »Ist das denn so schlimm?«
Mit einem leisen Lachen beugte sie sich vor und küsste ihn auf die Wange. »Nein, es ist sogar eigentlich ganz süß. Aber ich wurde für diese Arbeit ausgebildet. Solche Sachen mache ich nun mal. Und ich gehe keine unnötigen Risiken ein. Dazu ist mein Selbsterhaltungstrieb viel zu stark ausgeprägt. Also hör bitte auf, mich in Watte zu packen, okay?«
Mit einem frustrierten Seufzer stand Jordan auf, nahm die Akte von seinem Schreibtisch und reichte sie ihr. »Okay, dann übernimm du den Fall. Falls dir allerdings irgendetwas zustößt, werde ich stinksauer.«
Eden, die ebenfalls aufgestanden war, küsste ihn zärtlich auf den Mund und zeigte ihm damit wortlos, wie sehr sie sein Bedürfnis schätzte, sie beschützen zu wollen. Schließlich löste sie den Kuss, ehe sie sich zu mehr hinreißen ließe – was ihr bei ihm allzu oft geschah. »Lass das Licht für mich an.« Von der Tür aus blies sie ihm noch einen Kuss zu und ging.
Jordan schüttelte den Kopf, als er ihr nachblickte. Sie hatte ihn von Anfang an durchschaut und ihn dennoch gewähren lassen. Sein übertriebener Beschützerinstinkt war unfair gegenüber den anderen
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