Rescue me - Niemand wird dich schützen
war Jordan völlig neu. Er hatte sie stets als nette, unkomplizierte Frau wahrgenommen. Wie interessant, dass Noah solch ungekannte Züge in ihr zutage förderte.
Und der Gedanke, dass Noah McCall seine Nemesis ausgerechnet in Jordans Exfreundin gefunden hatte, war verdammt witzig. Nur leider war es nicht lustig genug, ihn über die Sorge hinwegzutrösten, Eden käme womöglich gar nicht mehr zurück. Und die wurde mit jedem Tag größer.
Noah schüttelte den Kopf. »Ich kann das nicht riskieren, Mann. Selbst wenn du mir deine kleine Xanthippe auf den Hals hetzt – was ich dir übrigens nie verzeihen würde. Eden befindet sich momentan in einer äußerst heiklen Situation, da wäre jede Ablenkung …«
»Eden ist ein Profi, wie du sehr wohl weißt. Sie würde nie …«
»Sie ist nicht mehr dieselbe.«
Der Satz traf Jordan wie ein Messerstich ins Herz. »Was meinst du damit?«
»Ich meine, dass ich vorher dachte, in ihren Adern würde Eiswasser fließen … Nun ja, bis du hier aufgetaucht bist und sie aus der Bahn geworfen hast. Jetzt kommt sie mir
wie ein Roboter vor, ohne Gefühle, ohne Feuer. Sie funktioniert nur noch.«
Jordans Beine drohten nachzugeben, deshalb ging er um den Stuhl herum und ließ sich mit einem Seufzer in das weiche Polster fallen. Vor zwei Stunden hatte er gegen ärztlichen Rat das Krankenhaus verlassen, weil er es nicht mehr aushielt. Tag für Tag hatte er gehofft, ihr Gesicht zu sehen.
Noahs Besuche waren keine Hilfe gewesen, denn er bestätigte ihm lediglich, dass sie bei einem Einsatz war und ihn angewiesen hatte, sich nicht mehr in ihr Leben einzumischen.
»Du hast dir einen verflucht günstigen Zeitpunkt ausgesucht, plötzlich Skrupel zu bekommen und nicht länger Gott spielen zu wollen. Dir ist klar, dass ich dich grün und blau prügeln könnte.«
»Du siehst nicht aus, als könntest du eine Fruchtfliege grün und blau prügeln.«
Jordan lehnte sich zurück und schloss die Augen. Noah hatte leider recht. Nach zwei Operationen und einer Lungenentzündung konnte er von Glück reden, dass er überhaupt noch lebte. Richtig lebendig allerdings würde er erst wieder sein, wenn er Eden zurückhatte.
Schließlich atmete Noah langsam aus. »Also gut, ich werde es sicher bereuen, und wahrscheinlich kommt Eden und verpasst mir die Tracht Prügel, zu der du nicht imstande bist.«
Abrupt setzte Jordan sich auf.
»Sie ist in Las Vegas.«
»Was macht sie denn da?«
»Es geht um eine Trennung, die erst unschön wurde und dann vollständig aus dem Ruder lief. Ein Milliardär
hat seine Kinder entführt, die er als Pfand gefangen hält, bis seine Frau die Scheidungspapiere unterschreibt, mit denen sie auf einen Großteil des ihr zustehenden Vermögens verzichtet. Die Frau will nicht, dass die Sache an die Presse geht, also hat sie sich an uns gewandt.«
Jordan sah ihn ungläubig an. »Und du willst mir weismachen, dass es einen Monat dauert, so etwas zu regeln?«
»Ganz und gar nicht. Das ist Edens dritter Einsatz innerhalb von vier Wochen.«
»Verdammt, Noah, bei dem Arbeitspensum ist sie demnächst völlig ausgebrannt!«
»Ich weiß. Und was willst du jetzt machen?«
Jordan lehnte sich wieder zurück, und zum ersten Mal hatte er das Gefühl, dass endlich etwas passierte. »Kommt darauf an. Hast du noch Bedarf an einem neuen LCR-Agenten?«
Ein echtes Lächeln huschte über McCalls Züge. »Ja, ich denke, einen kann ich noch unterbringen. Hattest du jemand Bestimmtes im Auge?«
Jordan stemmte sich aus dem Stuhl. »Ja, Eden St. Claires Ehemann … aber erst nach einer ausgedehnten Hochzeitsreise. Sagen wir, in einem Monat?«
»Ein Monat! Du willst einen Monat allein mit Eden verbringen? Wow, du musst sie wirklich lieben.«
Was offensichtlich sein dürfte, daher ersparte sich Jordan eine Antwort. »Erzähl mir von dem Einsatz. Soll Eden die Kinder zur Mutter zurückbringen?«
»Ja, obwohl keiner der Eltern die Kinder verdient hat. Er ist fies, aber die Frau ist noch fieser.«
»Du hast gesagt, die Situation wäre heikel. Was genau ist so heikel daran?«
Grinsend schwenkte Noah seinen Monitor herum, sodass
Jordan lesen konnte, was dort stand. Es war eine E-Mail, die heute von Eden gekommen war.
Noah, die Eltern verdienen diese Kinder nicht. Ich behalte sie bei mir.
Jordan sah Noah an, und beide Männer fingen lauthals an zu lachen.
26
Eden schlenderte durch das Casino, wo sich das melodische Klimpern der Spielautomaten mit den teils verzweifelten, teils aufgeregten Stimmen zu
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