Rescue me - Niemand wird dich schützen
ihm selbst beantworten.« Noah ging an ihr vorbei zur Tür. »Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen wollen? Ich muss meine Empfangsdame feuern.«
Immer noch die Hände in die Hüften gestemmt, drehte Samara sich um und funkelte ihn erbost an. »Wagen Sie es ja nicht, Angela zu kündigen! Sie hat einen kleinen Bruder und eine Schwester zu ernähren. Ihre Mutter ist krank, und ihr Vater hat gerade seine Arbeit verloren. Sie braucht diesen Job!«
»Wie in aller Welt haben Sie so viel über Angela herausbekommen?«
»Ich habe ein wenig mit ihr geplaudert, bevor ich nach oben kam. Sie ist eine sehr nette junge Frau, und Sie wären ein Esel, jemanden wie sie zu feuern.«
Er warf ihr ein überhebliches Lächeln zu, von dem er wusste, dass es sie noch wütender machen würde. »Wäre nicht das erste Mal.«
»Na, das ist allerdings das erste Mal, dass Sie etwas sagen, was ich Ihnen tatsächlich glaube!«
»Kluges Mädchen.« Er öffnete die Tür. »Ich habe wirklich viel zu tun.«
Sie rührte sich nicht von der Stelle. »Sie feuern sie nicht, oder?«
»Nein, ich feuere sie nicht. Zufrieden?«
Für einen winzigen Moment huschte ein Ausdruck echter Verzweiflung über ihre Züge, den sie angestrengt zu verbergen bemüht war. Das arme Mädchen hatte ein gebrochenes Herz, und statt nach Hause zu fliegen und ihre Wunden zu lecken, blieb sie hier und tat ihr Bestes, dem Mann, den sie liebte, zu helfen, die Frau zu finden, die er liebte. Das erforderte ein gigantisches Maß an Courage.
Da er ihr nicht sagen konnte, wo Eden war, beschränkte er sich auf das Zweitbeste. »Sagen Sie Jordan, dass Eden einen Auftrag hat. Ich gebe ihm Bescheid, sobald sie wieder zu Hause ist.«
Als wüsste sie, dass er einen kurzen Blick auf das erheischt hatte, was sie so angestrengt verbarg, nickte sie und ging zur Tür. Auf halbem Weg zum Fahrstuhl blieb sie noch einmal stehen. Ihr zierlicher Körper verspannte sich, wie in Vorbereitung auf einen erschütternden Schlag, und sie drehte sich um. »Liebt sie ihn, Mr. McCall?«
»Ja, das tut sie.«
»Danke«, flüsterte sie und verschwand im Aufzug.
Noah blickte eine halbe Ewigkeit auf die geschlossenen Fahrstuhltüren, während er mit dem unbegreiflichen Wunsch rang, ihr nachzulaufen und Trost anzubieten. Schließlich kam er wieder zur Besinnung, schüttelte den Kopf und ging in sein Büro zurück, fest entschlossen, die Frau und ihren Liebeskummer aus seinen Gedanken zu verbannen.
Eine Stunde später hatte er keine Erklärung mehr dafür, weshalb er auf einen schwarzen Bildschirm blickte und seine Gedanken immer noch einzig der mutigen, wunderschönen Samara Lyons galten.
»Verdammt noch mal, Noah, sag mir jetzt endlich, wo sie ist!« Jordans Finger gruben sich ins weiche Leder, so fest umklammerte er die Armlehnen des Sessels. Auf andere Weise konnte er seine Anspannung nicht kompensieren, denn zum Aufspringen war er leider noch viel zu schwach. Sollte Noah jedoch nicht bald mit der Wahrheit herausrücken, hatte er fest vor, die nötigen Kräfte zu mobilisieren, um die Informationen aus ihm herauszuprügeln.
Noah saß lässig zurückgelehnt in seinem Sessel. Wieder einmal kontrollierte er anderer Leute Schicksal. Allerdings würde Jordan dafür sorgen, dass er sich in Edens und seines nicht mehr einmischte. Nur musste er sie dazu erst einmal finden.
»Eden hat mir gesagt, ich soll mich aus ihrem Leben heraushalten, und ich entspreche ihrem Wunsch. Das bedeutet unter anderem, dass ich niemandem sage, wo sie sich aufhält. Wenn sie von ihrem Einsatz zurückkommt, kannst du sie in ihrer Wohnung besuchen.« Er schob seinen Sessel zurück und sah Jordan an, als hätte er ein Recht, wütend zu sein. »Ich bin draußen.«
»Sie ist schon einen Monat weg. Ich warte nicht länger.«
»In ein paar Tagen ist sie wieder da. So lange kannst du dich noch gedulden.«
Jordan spielte seine Trumpfkarte aus. »Wenn du mir nicht erzählst, wo sie steckt, werde ich Samara bitten, es aus dir herauszubekommen.«
Tatsächlich schien Noah entsetzt, wie Jordan erwartet hatte. Dabei war es gelogen, denn Samara war schon vor Tagen abgereist – auf Jordans Drängen hin. Dennoch war es verdammt komisch zu sehen, welche Reaktion seine Drohung auslöste. Noah McCall hatte endlich jemanden getroffen, den er nicht manipulieren konnte.
Als Samara aus Noahs Büro zurückgekehrt war, hatte sie verkündet, der LCR-Chef wäre der größte Chauvi, der ihr je über den Weg gelaufen sei.
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