Reservierung for Lucky One (German Edition)
Karfreitag. Die Sonne scheint strahlend vom Himmel, das deutet auf einen warmen Tag hin. Ich entscheide mich für einen geblümten Minirock und eine weiße Bluse mit kurzen Ärmeln.
Als ich fertig angezogen aus dem Bad komme, sitzt Henning nur mit knappen Shorts bekleidet auf seinem Bett.
»Hi, schon wach? Ich wollte dich noch etwas schlafen lassen, deshalb war ich im Fitnessroom. Das Frühstück kommt auch jede Minute. Ich geh dann mal duschen.«
Verstohlen schaue ich ihm hinterher und bewundere seinen ausgeprägten Körperbau. So ohne Kleidung wirkt er sehr Erwachsen, mit seinen fein definierten Muskeln und dem flachen Bauch. Ich starre ihm mit offenem Mund hinterher, wie eine liebeskranke Stalkerin. Erst das Klopfen des Zimmerservice reißt mich aus meiner Trance.
Zum Frühstück gibt es Croissants mit Butter, Marmelade und Käse, Früchtemüsli und Kaffee. Himmlisch. Ich habe einen enormen Hunger und Henning kann gar nicht fassen, was ich alle so verputze.
»Hast du es dir überlegt, Lilly?« fragt er ganz unvermittelt und trinkt einen Schluck heißen Kaffee.
»Ob ich weiter hier bleibe?«
Er nickt, sein Blick voller Erwartung.
»Ich weiß wirklich nicht, ob ich dein Angebot annehmen kann. Ich kann mir noch nicht einmal das Frühstück in diesem Hotel leisten.«
Sein Blick spricht Bände, wann immer ich von dem Geld anfange. Ich weiß, dass das Zimmer bezahlt ist, aber trotzdem, ich bin nicht gut darin, Geschenke anzunehmen.
»Also, was steht heute auf dem Plan, Abschied am Gare de l‘Est oder der Louvre?«
Damit hat er mich. Wer würde nicht wehmütiges Winken am Bahnhof gegen den Louvre eintauschen? Bahnhöfe ziehen mich, zugegeben, magisch an, aber der Louvre, hey, wir sprechen hier von dem Louvre!
»Wie kann ich da widerstehen?«, frage ich lachend.
Henning springt auf und zieht mich in seine Arme. »Ich liebe deine Spontaneität«, murmelt er und streift mit seinen Lippen über meine Wange.
Verlegen winde ich mich aus seinen Armen und schnappe mir meine Funbag. »Was hältst du davon, wenn wir erst heute Abend den Louvre besuchen, da habe ich freien Eintritt, weil ich unter sechsundzwanzig bin.« Wenn ich schon bleibe, dann gibt es eine Menge, was ich sehen will.
Henning schüttelt lachend den Kopf. »Du immer mit deinem Geld.«
»Sagt der Mann, der unter der Brücke schlafen wollte.«
Schließlich setze ich mich durch und wir besuchen zuerst Notre Dame. Ich bin begeistert von dem riesigen Rosettenfenster und der Größe der Kathedrale. Allerdings sind so viele Touristen unterwegs, dass mich die Menschenmenge einschüchtert. Zögerlich greift Henning nach meiner Hand und wir verschränken unsere Finger ineinander. Heute soll unser Kirchentag werden und wir beschließen, uns auch noch die Basilika Sacré-Coeur anzusehen. Die liegt allerdings auf der anderen Seite der Seine und wir müssen uns in das Abenteuer Metro stürzen. Ich überlasse den Kartenkauf lieber Henning, da sein Französisch perfekt ist, während meine Kenntnisse sich auf Oui und Non beschränken, vielleicht noch ein Bonjour oder s iʼ l vous-plaît.
Die Metro ist ganz schön voll und rast mit einem Affenzahn durch dunkle Gänge tief unter der Erde. Es schaukelt gewaltig und ich werde unweigerlich an Hennings Brust gedrückt, weil wir wie die Sardinen in der Dose gequetscht stehen. In der nächsten Kurve hält er mich fest an sich gedrückt und grinst auf mich herab. »Sag doch, wenn dir mein Rasierwasser gefällt.«
Ich will mich losmachen, doch er zieht mich fest an sich und haucht mir einen leichten Kuss auf die Stirn.
Es ist mir nicht unangenehm, ich möchte mich am liebsten gar nicht mehr von ihm lösen. In kürzester Zeit habe ich sehr viel Vertrauen zu Henning gefasst. Wir stehen eng zwischen den anderen Touristen und haben doch nur Augen füreinander.
»Ich würde dich jetzt gerne küssen«, flüstert er.
Ohne lange zu überlegen strecke ich mich in die Höhe und berühre seinen Mund mit meinen Lippen. Es dauert nur eine Sekunde bis Henning diesen Kuss erwidert. Ich schlinge meine Arme um ihn, um festen Halt zu finden. Henning hält mich mit einer Hand, die andere hat er fest an einem Haltegriff.
Ich versinke fast in diesem Mann, von dem ich nicht viel weiß, außer vielleicht die Farbe seiner Boxershorts, weil ich einen Blick riskiert habe, als er gestern in sein Bett gestiegen ist.
Seine Lippen brennen heiß auf meinen und rauben mir den Atem. Ich blende alles andere aus, es zählt nur dieser Wahnsinns
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