Reservierung for Lucky One (German Edition)
-Typ, der meine abenteuerliche Seite hervorbringt und an mich glaubt. Ein Ruck bringt uns beide in die Wirklichkeit zurück. Henning hebt seinen Kopf und schaut sich um. »Oh Scheiße, wir müssen hier raus.« Er greift nach meiner Hand und zieht mich aus dem Zug. Lachend schaffen wir es, im letzten Augenblick auszusteigen.
Wir folgen dem Besucherstrom zur Basilika. Ich bin angetan von diesem außergewöhnlichen Gebäude und der unfassbaren Aussicht auf Paris zu Füßen der Sacré Coeur.
Obwohl die Kirche von außen etwas mystisch auf mich wirkt, ist sie im Innenraum weder unheimlich noch abweisend, sondern begrüßt ihre Besucher mit behaglichem Kerzenlicht. Doch so ohne Sonnenlicht friere ich und wir verlassen sie schnell wieder. Wir suchen uns einen Platz auf den Treppen, legen dort eine kleine Pause ein. Ich sitze zwischen Hennings Beinen und er hat die Arme fest um mich geschlossen. Wir genießen das Zusammensein und die neuen Eindrücke.
»Weiß t du, dass unser Abenteuer mir richtig Spaß macht, Lilly Adventure?«, fragt Henning und streicht mir zärtlich über den Rücken.
»Ich kann es auch nicht fassen, dass ich wirklich hier bin. Ohne dich wäre ich schon wieder in Düsseldorf.«
»Dort wohnst du?«
Ich nicke. »Ja, ich bin dort geboren und nie woanders hingezogen. Wo lebst du?«
»Frankfurt, aber ich ziehe in Kürze nach Köln.«
»Köln, das ich ganz in der Nähe von Düsseldorf ... also ich meine ... näher als Frankfurt ... oder so«, stottere ich und weiß selbst nicht genau, warum ich das jetzt sage. Ich spüre ich erröte und schäme mich. »Warum ziehst du nach Köln?«, frage ich schnell, um abzulenken.
»Wegen eines Jobs«, antwortet er kurz angebunden und ich bohre auch nicht weiter.
»Wie weit ist es von Köln nach Düsseldorf?«
»Ich denke so 40 km, warum?«
Er zieht mich wieder fest an sich und flüstert mir ins Ohr: »Ich weiß ja nicht, wie du das siehst, aber ich fände es toll, dich in Düsseldorf zu besuchen, das könnte ein noch größeres Abenteuer werden.«
Ich kann ein breites Lächeln nicht unterdrücken. Die Vorstellung, dass dies hier in vier Tagen nicht enden wird, ist sehr verlockend. Ich lege den Kopf an seine Schulter und meine: »Ja, die Idee hat was, könnte glatt von mir sein.« Ich würde ihn am liebsten wieder küssen, doch das traue ich mich dann doch nicht, sondern springe auf und ziehe ihn an der Hand hoch. »Komm, lass uns ein wenig Bummeln gehen.«
Wir durchstreifen die langen Gassen um die Basilika, wo es alle möglichen kleinen Läden gibt. Besonders haben es mir die kitschigen Eiffeltürme angetan, die es in allen Ausführungen gibt. Ich entdecke eine Schneekugel mit einer Straßenszene vor dem Pariser Wahrzeichen, die so kitschig ist, dass sie schon fast wieder schön ist. Henning verdreht nur die Augen. »Schneekugel zu Ostern?«, fragt er zweifelnd, doch ich kann nicht anders und kaufe sie.
Zum Mittagessen gibt es Käsebaguette auf der Hand und wir laufen die Straßen am Montmartre entlang. Es gibt eine Menge Treppen, da dieser Stadtteil sehr hügelig gelegen ist. Mir gefallen die vielen Bilder, die überall zum Verkauf angeboten werden. Ganz reizende Szenen und auch Porträts. Wir bleiben eine Weile bei einem Künstler stehen, der eine junge Frau mit Kohle zeichnet.
»Wollen wir eines von uns zeichnen lassen? Dann haben wir immer eine Erinnerung?«, fragt Henning und ich kann gar nicht glauben, wie romantisch das ist.
Doch sofort drängt sich ein ungutes Gefühl auf und versetzt meiner Freude einen Dämpfer. Mich malen zu lassen verursacht die gleiche unliebsame Empfindung, wie mich fotografieren zu lassen. Ich halte mich nicht für besonders fotogen, ob auf Bildern oder Leinwand. Ich mag zwar meine dunkelbraunen Locken und meine großen Augen, doch lieber verberge ich sie hinter meiner Brille. Mein Mund ist mir viel zu groß, mein Gesicht zu herzförmig, mein Hals zu schmal, mein Busen zu klein. Alles in allem ein Körper, bei dem irgendwie nichts zusammenpasst.
»Vielleicht sollten wir doch lieber ...«, setze ich an, doch Henning gibt nicht auf. »Quatsch, komm, lass es uns tun«, sagt er und irgendwie habe ich das Gefühl, das s er nicht nur das Porträt meint.
Knapp eine Stunde später trage ich in meiner Funbag eine wunderschöne Kohlezeichnung von Henning, der mich liebevoll in den Armen hält, mit der Basilika und dem Eiffelturm im Hintergrund. Nun bin ich doch froh, dass wir es haben zeichnen lassen.
Den
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