Resident Evil - Sammelband 01 - Die Geburt des Boesen
keuchende Gestalt hereinstürzte!
Rebecca zögerte nicht. Sie sprang vor, drückte den Spraykopf, sprühte dem Eindringling eine Wolke chemischen Nebels ins Gesicht, spannte sich, um an ihm vorbeizurennen und –
„Gah!“, machte die Gestalt, fiel nach hinten gegen die Tür und rammte sie mit ihrem Gewicht zurück ins Schloss. Fluchend fuhr sich der Eindringling über seine Augen.
Es war kein Monster. Rebecca hatte die chemische Keule soeben einem der Alphas übergebraten.
„O nein!“ Rebecca wühlte bereits in ihrem Medi-Pack. Ihre immense Erleichterung darüber, ein anderes S.T.A.R.S.-Mitglied zu sehen, rang mit abgrundtiefer Beschämung.
Sie fummelte ein sauberes Tuch hervor, dazu eine kleine Wassersprühflasche, und trat zu ihrem Kollegen. „Halt die Augen geschlossen, nicht reiben.“
Der Alpha senkte die Hände. Sein Gesicht war rot, und jetzt erkannte Rebecca ihn. Es war Chris Redfield – „nur“ der bestaussehende Typ bei S.T.A.R.S. und dazu noch, kaum der Rede wert, ihr Vorgesetzter. Sie merkte, wie sie selbst puterrot anlief und war auf einmal heilfroh, dass er sie nicht sehen konnte.
Grandiose Leistung, Rebecca. Genau so macht man beim ersten Einsatz einen guten Eindruck: Verlier deine Waffe, verlauf dich, blende einen Teamkameraden …
Sie führte Chris zu einer schmalen Liege in einer Ecke des Raumes, setzte ihn hin und ließ sich ihr weiteres Tun von ihrer Ausbildung diktieren.
„Leg deinen Kopf zurück. Das wird ein bisschen brennen, aber es ist nur Wasser, okay?“ Mit dem feuchten Tuch tupfte sie seine Augen, froh, dass sie ihm nichts noch Schlimmeres ins Gesicht gesprüht hatte.
„Was war das für Zeug?“, fragte Chris heftig blinzelnd. Tränen und Wasser liefen ihm übers Gesicht, aber er schien nicht ernstlich verletzt.
„Oh, Insektenspray. Das Etikett ist abgerissen, aber der Wirkstoff ist wahrscheinlich Permephrin. Das ist ein Reizmittel, aber die Wirkung sollte nicht allzu lange anhalten. Ich hab meine Pistole verloren, und als du reinkamst, hielt ich dich für eins dieser Monster. Wenn sie also bis jetzt nicht rausgefunden haben, wie man einen Türknauf dreht, werden sie wahrscheinlich nicht –“
Sie merkte, dass sie wie ein Wasserfall redete und hielt abrupt den Mund. Kurz darauf beendete sie die improvisierte Augenspülung und trat zurück. Chris wischte sich übers Gesicht und blinzelte aus blutunterlaufenen Augen zu ihr hoch.
„Rebecca … Chambers, richtig?“
Sie nickte unglücklich. „Ja. Tut mir wirklich leid –“
„Ist schon in Ordnung“, erwiderte er und lächelte. „Im Grunde gar keine schlechte Waffe.“
Er stand auf und schaute sich in der kleinen Kammer um. Es gab nicht viel zu sehen: einen offenen Schrankkoffer voller Papiere, ein Regal, auf dem sich zumeist unbeschriftete Flaschen mit Chemikalien reihten, eine Liege und ein Schreibtisch. Rebecca hatte sich das alles bereits betrachtet, als sie nach etwas gesucht hatte, mit dem sie sich gegen die Kreaturen wehren konnte.
„Was ist mit dem Rest deines Teams?“, fragte Chris.
Rebecca schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht. Irgendwas stimmte nicht mit dem Hubschrauber, wir mussten landen. Dann wurden wir von Tieren angegriffen, einer Art Hunde, und Enrico befahl uns, Schutz zu suchen.“
Sie hob die Schultern und kam sich auf einmal wie zwölf vor. „Ich habe im Wald die Orientierung verloren und kam an der Eingangstür dieses Hauses heraus. Ich schätze, einer von den anderen hat sie aufgebrochen. Sie war offen …“
Rebeccas Stimme wurde leiser, bis sie schließlich ganz verstummte. Sie wich Chris’ brennendem Blick aus. Der Rest lag vermutlich auf der Hand: Sie hatte keine Waffe, sie hatte sich verirrt, sie war hier gelandet. Alles in allem ein ziemliches Armutszeugnis.
„Hey“, sagte er sanft. „Du konntest nichts weiter tun. Enrico sagte: ,Rennt!‘, und du bist gerannt, hast den Befehl befolgt. Diese Wesen da draußen, diese Zombies … sie treiben sich hier überall herum. Ich hab mich auch verlaufen, und die anderen Alphas könnten sonst wo sein. Glaub mir, schon allein die Tatsache, dass du es so weit geschafft hast –“
Draußen gab eines der Ungeheuer ein tiefes, klagendes Wimmern von sich, und Chris verstummte mit verbissener Miene.
Rebecca schauderte. „Und was machen wir jetzt?“
„Wir schauen uns nach den anderen um und versuchen, einen Ausweg zu finden.“ Seufzend sah er auf seine Waffe hinab. „Aber du hast keine Pistole, und ich hab fast keine
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