Resident Evil - Sammelband 01 - Die Geburt des Boesen
versuch dir nicht in die Hosen zu scheißen.“
Diese Bemerkung hatte ihn in seiner Nervosität dermaßen überrascht, war so vollkommen bizarr gewesen, dass er buchstäblich gezwungen gewesen war, einen Teil seiner Angst sausen zu lassen, um Raum für ihre Worte zu schaffen …
„Warum grinst du so?“
Chris schüttelte den Kopf. Sein Lächeln verging. Irgendwie glaubte er, dass der Spruch bei Rebecca nicht funktionieren würde – und die Gefahren, mit denen sie es hier zu tun hatten, schossen auch nicht zurück. „Lange Geschichte. Komm, gehen wir.“
Sie traten in die Nacht hinaus. Das schläfrige Summen von Grillen und Zikaden erfüllte den umliegenden Wald. Sie befanden sich in einer Art Hinterhof, auf jeder Seite ragten hohe Ziegelsteinmauern empor, links von ihnen gab es einen abzweigenden Fußweg. Chris konnte ganz in der Nähe das Rauschen von Wasser hören und von weiter weg drang der klagende, einsame Ruf eines Hundes oder Kojoten zu ihnen vor.
Apropos Hunde …
Zwei davon lagen niedergestreckt vor ihnen auf den Steinen. Weiches Mondlicht schimmerte auf ihren feuchten, sehnigen Leibern. Chris trat neben einen, bückte sich und berührte die Flanke des Tieres. Rasch zog er die Hand wieder zurück. Ein angewiderter Ausdruck erschien auf seinem Gesicht. Der mutierte Hund war klebrig und warm, als wäre er in eine dicke Schleimschicht gepackt.
Chris stand auf und wischte sich die Hand an der Hose ab. „Ist noch nicht lange tot“, sagte er leise. „Nicht länger als eine Stunde jedenfalls.“
Vor ihnen, hinter ein paar Hecken, war ein verrostetes Tor auszumachen. Chris nickte Rebecca auffordernd zu, und während sie darauf zugingen, steigerte sich das Rauschen des Wassers zu einem dumpfen Dröhnen.
Chris drückte gegen das Tor. Es schwang laut in seinen Angeln quietschend auf und offenbarte ein gewaltiges, aus Stein gehauenes Becken von der Größe mehrerer Swimmingpools. An den Seiten wucherten tiefe Schatten, hervorgerufen von der scheinbar undurchdringlichen Mauer aus dunkelgrünen Bäumen und üppiger Vegetation, die durch das umkränzende Geländer zu brechen drohte.
Sie gingen weiter und verharrten am Rand des weitläufigen Beckens. Offenbar wurde der Pegel gerade gesenkt; der tosende Lärm rührte von dem Wasser her, das in einem schmalen Strom durch ein hochgezogenes Schott an der Ostseite abfloss. Es gab keinen Rundweg um das Becken, aber Chris sah, dass ein Steg den Pool teilte, der bei randvollem Becken etwa mannstief unter der Wasseroberfläche liegen musste. An beiden Seiten befanden sich verschraubte Leitern, und der Steg hatte offenbar bis vor kurzem noch unter Wasser gelegen – das Gestein war voller nassglänzender Algen.
Chris betrachtete das ungewöhnliche Szenario für einen Augenblick und fragte sich, wie man bei Höchststand des Wassers hinübergekommen sein mochte. Ein weiteres Rätsel auf der immer länger werdenden Liste unbeantworteter Fragen.
Wortlos kletterten sie hinab und eilten hinüber. Ihre Stiefel patschten über den rutschigen Stein, feuchte Luft umgab sie. Rasch erklomm Chris die Leiter, dann fasste er hinunter, um Rebecca bei Aufstieg zu helfen.
Der überschattete Pfad war mit Ästen und Kiefernnadeln bedeckt. Er begrenzte, über das offene Schleusentor verlaufend, das östliche Ende des Reservoirs. Sie hielten auf den künstlichen Wasserfall zu, waren aber erst ein paar Schritte weit gekommen, als es zu regnen begann.
Plop … Plop-plop …
Chris runzelte die Stirn. Eine innere Stimme setzte ihn sachlich darüber in Kenntnis, dass er eigentlich nicht in der Lage hätte sein dürfen, durch das Dröhnen des ablaufenden Wassers hindurch ein paar Regentropfen zu hören.
Er spähte nach oben und sah, wie ein verdrehter Ast aus dem Laubwerk, das über das Geländer hing, fiel. Ein Ast, der auf dem Stein aufschlug – und geschmeidig davonglitt.
D as ist kein Ast …
Es befanden sich schon Dutzende andere „Äste“ auf dem glitschigen Boden, schlängelten sich darüber, zischelten und wanden sich, während immer mehr aus den Bäumen fielen.
Rebecca und er waren von Schlangen umzingelt.
„O Shit!“
Erschrocken drehte sich Rebecca zu Chris um. Sie fühlte, wie kaltes Entsetzen in ihr hochschoss und ihr Herz mit eisigem Griff umklammerte, als ihr Blick auf den Weg hinter Chris fiel. Der Boden war in Aufruhr geraten. Schwarze Schemen schlängelten sich auf ihre Füße zu und weitere fielen von oben herab wie lebender Regen.
Rebecca war im Begriff, ihre
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