Resident Evil - Sammelband 01 - Die Geburt des Boesen
Griffith hatte sie alle vernichtet, bis auf –
– bis auf die von Ammon. Seine hast du nie gefunden.
Griffith erstarrte, dann schüttelte er mit einem nervösen Lächeln den Kopf. Nein, er hatte praktisch überall nach der verschwundenen Karte gesucht. Wie groß sollte da die Chance sein, dass die Eindringlinge rein zufällig darüber stolperten?
Und wie groß ist die Chance, dass sie an den Trisquads vorbeikommen konnten, hm? Und was mag Lyle in den Stunden getrieben haben, als du ihn nicht finden konntest? Was, wenn es ihm gelungen ist, eine Nachricht hinauszuschicken? Du hast nur nach Übertragungen an Umbrella gesucht, aber was, wenn er sich mit jemand anderem in Verbindung gesetzt hat?
Im gleichen Moment, als ihm dieser bedrohliche, unmögliche Gedanke kam, begann der Computer, Informationen über die Logik-Tests auszuspucken. Die sozio-psychologische Reihe, die Ammon entwickelt hatte.
Griffith merkte, wie ihm abermals die Beherrschung zu entgleiten drohte. Er ballte die Hände zu Fäusten und weigerte sich, dem nachzugeben – zu viel stand auf dem Spiel, er konnte es sich nicht leisten, sich von seinen Gefühlen mitreißen zu lassen. Nicht jetzt. Er musste überlegen .
Ich bin Wissenschaftler, kein Soldat. Ich weiß nicht einmal, wie man schießt und kämpft! In einer physischen Auseinandersetzung wäre ich völlig hilflos … Aber auch unberechenbar. Unbeherrscht …
Ein Grinsen breitete sich langsam über seine Züge aus. Blut quoll aus seinen Fäusten, dort, wo sich seine Fingernägel in die Handballen gegraben hatten – aber er verspürte keinen Schmerz. Sein Blick schweifte durch das weite, stille Laboratorium und verweilte kurz an der Luftschleuse. Dann wanderte er weiter zu den leeren, dämlich dreinschauenden Gesichtern seiner Doktoren, und noch weiter, zu den Zylindern mit Pressluft und dem Virus. Dem von ihm erschaffenen Wunder. Und schließlich zu den Kontrollen des Gittertors, das in den Tierkäfig führte.
Dr. Griffith’ Lächeln vertiefte sich. Blut tröpfelte zu Boden.
Sollten sie nur kommen.
NEUN
Während Steve laut vorlas, bemerkte Rebecca, dass Davids Blick mehrmals zwischen seiner Uhr und der Tür hin und her pendelte. Sie glaubte nicht, dass die zehn Minuten schon vorbei waren, aber wohl fast, und weder John noch Karen waren bislang zurück.
„‚… darauf ausgelegt, die logische Anwendbarkeit zu messen, zum Beispiel kombinierte Projektivtechniken des Zeigefingers in präzisen Abstandsintervallen …‘“
Es handelte sich um eine ziemlich trockene Lektüre, offenbar um einen internen Bericht über die Analyse eines Intelligenztests oder etwas in dieser Art. Offensichtlich hatte ihn ein Wissenschaftler geschrieben, in eben jener langweiligen Doppeldeutigkeit, in die Forscher zu verfallen pflegten, sobald sie etwas Komplizierteres als einen Stuhl zu erklären versuchten. Aber genau das war auf dem Monitor erschienen, als Steve Informationen über die „blaue Reihe“ abgerufen hatte. Da der Raum ansonsten kaum etwas von Interesse enthielt, zwang sich Rebecca zur Aufmerksamkeit und kämpfte gegen die nagende, leise Angst an, die während der fruchtlosen Suche von ihr Besitz ergriffen hatte.
Jemand hatte diesen Raum ausgeräumt, und zwar sehr gründlich. Sie hatten Bücher gefunden, Schnellhefter, Kugelschreiber und Bleistifte, etwa eine Tonne Gummibänder und Büroklammern – aber nicht ein einziges beschriebenes Blatt Papier, nicht das geringste Informationsfitzelchen, mit dem sich etwas hätte anfangen lassen. Steves Computersuche verlief nicht besser – noch immer war keine Karte aufgetaucht und rein gar nichts über das T-Virus. Ganz gleich wer die Einrichtung übernommen hatte, er hatte scheinbar alles gelöscht, was von Nutzen hätte sein können.
Außer einer Karre voll ödem Psychogelabere, in dem das Wort ‚blau‘ bislang noch nicht einmal vorgekommen ist. Wie sollen wir hier irgendwas erreichen?
Steve drückte eine Taste, und plötzlich hellte sich seine Miene auf. „Na also!“
„‚Die rote Reihe ist, unter standardisierten Gesichtspunkten betrachtet, die grundlegendste und einfachste, geeignet für Intelligenzquotienten bis 80. Die grüne Reihe –‘“ Stirnrunzelnd unterbrach er sich. „Der Bildschirm ist dunkel geworden.“
Als David zu Steve hinüberging, sah Rebecca von dem größtenteils leeren Schreibtisch auf, den sie gerade durchsuchte.
„Systemabsturz?“, fragte er besorgt.
Die Stirn immer noch in Falten gelegt, drückte Steve
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