Resident Evil - Sammelband 01 - Die Geburt des Boesen
Ohren klingendes, schrilles Kreischen.
Billy sah, dass Rebecca dem Ding ein Knie zerschossen hatte, und zögerte nur eine Sekunde – gerade lange genug, um sich zu fragen, warum er nicht selbst daran gedacht hatte. Es war nicht tot, aber wenn ihm nicht gerade Flügel wuchsen, würde es ihnen nicht so schnell folgen.
Dann hob er die Magnum ein weiteres Mal, richtete sie auf den fischbauchweißen Schädel der Kreatur, die flach wie eine Flunder dalag und sich mit ihren Krallen auf sie zuziehen wollte, zweifelsohne, um ihren Angriff fortzusetzen. Aber alles, was sie damit erreichte, war, halb ins Wasser abzurutschen. Rosiger Schaum wirbelte in dem dunklen Becken, als sich das Ding mühte, wieder herauszuklettern.
„Munitionsverschwendung?“, fragte er und warf Rebecca einen Blick zu, um ihr Einverständnis einzuholen. So schrecklich dieses Geschöpf auch sein mochte, es behagte ihm nicht, es verbluten und noch länger leiden zu lassen. Auf gewisse Weise war es ja nur ein weiteres Opfer von Umbrella, es hatte schließlich nicht darum gebettelt, geboren zu werden.
„Ja“, sagte sie nickend – und er konnte das Mitleid in ihrer Miene lesen, konnte sehen, dass sie genauso empfand wie er. „Tu’s.“
Zwei Kugeln, die zweite nur, um sicherzugehen, und der gewaltige Körper glitt lautlos in das Becken und verschwand unter der Wasseroberfläche.
FÜNFZEHN
Im schwachen Licht des beginnenden Tages überquerten sie den Damm. Das tiefe Blau der frühen Morgenstunden wich einem sanften, blassen Grau, das sämtliche Sterne bis auf die strahlendsten verbarg.
Rebecca ging schweigend neben Billy her und bemerkte, dass der Himmel aufklarte. Es würde ein weiterer heißer Sommertag werden, im Moment allerdings hatte sie alle Mühe, nicht zu frösteln. Die Sonne würde sich noch mindestens eine halbe Stunde lang nicht richtig zeigen. Rebecca war müde, müder als sie es je zuvor in ihrem Leben gewesen war. Aber das schlichte Wissen, dass sich diese lange, schreckliche Nacht nun ihrem Ende entgegen neigte, dass ein neuer Tag angebrochen war, genügte ihr, um nicht schlapp zu machen.
Am Ende des Damms führte eine kurze Leiter zu einer Tür. Sie stiegen daran empor, Billy zuerst, und betraten einen Turbinenraum, in dem weitere rostige Geländer um Gehwege aus Zement herumliefen und schweres Röhrenequipment die Wände säumte. Es gab zwei Türen. Die nördliche führte in einen Lagerraum, der sich als Sackgasse erwies. Die westliche stand offen, und dahinter lief ein langer, umzäunter Korridor zu einer weiteren Tür.
„Gehen wir weiter?“, fragte Billy, und Rebecca nickte. Wahrscheinlich war es eine weitere Sackgasse, aber sie wollte es so lange wie möglich aufschieben, umkehren und den Weg, den sie gekommen waren, zurückgehen zu müssen. Sie hatten genug Tod und Zerstörung gesehen, sie wollte sich keinen Nachschlag mehr holen.
Während Billy schon den Weg hinunterzugehen begann, hielt sie inne, weil ihr ein silbriger Rahmen um die schwere Tür auffiel. Sie war mit Stahl verstärkt, und daneben war ein Schlüsselkarten-Lesegerät angebracht. Jemand hatte ein Stück Holz unter die Tür geklemmt, damit sie offen blieb.
Ein nasses Stück Holz , stellte sie fest, als sie sich bückte und den glänzenden Keil berührte. Als sie die Hand wieder wegnahm, klebten dünne Schleimfäden, die sich vom Holz wegzogen, an ihren Fingerspitzen.
Eine halbe Sekunde lang hatte sie den unsinnigen Gedanken, dass aus irgendeinem Grund die Egel diese Tür offen hielten – dann verwarf sie ihn und rief sich in Erinnerung, dass es in dieser Einrichtung quasi von Egeln wimmelte. Sie wischte sich die Hand an der Weste ab und schloss zu Billy auf, der fast schon das andere Ende des Weges erreicht hatte und gerade die Magnum nachlud.
Die Tür war nicht abgeschlossen, und Billy drückte sie auf. Ein weiterer Eingang aus Zement und Metall führte in einen weiteren kurzen Gang. Billy trat seufzend ein, und Rebecca seufzte mit ihm. Nahm dieses Gebäude denn gar kein Ende?
Der Raum roch wie ein Strand bei Ebbe, allerdings konnten sie vom Eingang aus nichts sehen, denn er erweiterte sich außerhalb ihres Blickfelds. Sie hatten zwei Schritte hinein getan, als sie das Klicken eines Schlosses hörten, mit dem sich die Tür hinter ihnen verriegelte.
„Ein automatisches Schloss?“, fragte Rebecca mit gerunzelter Stirn.
Billy ging zurück zur Tür und rüttelte an der Klinke. „Sie war doch vorhin schon zu. Ergibt keinen Sinn, dass das Schloss
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