Resident Evil - Sammelband 03 - Im Netz der Verraeter
mich, Doktor. Sie haben in letzter Zeit keinen Detailbericht abgeliefert. Man hat sich Ihretwegen Sorgen gemacht.“
Aquino schien vor Erleichterung fast zusammenzubrechen. „Oh, wenn Sie Bescheid wissen über … Ich dachte, Sie seien … Ja, der Impfstoff, ich war sehr beschäftigt. Meine … äh, Kontaktperson wollte, dass ich die ursprüngliche Synthese zergliedere, deshalb habe ich keine tatsächlich gemischte Probe kultiviert – aber ich kann Ihnen versichern, dass es nur noch eine Frage der Kombination von Elementen ist, es ist alles bereit.“ Der Doktor plapperte in seinem Bemühen, Unterwürfigkeit zu demonstrieren.
Nicholai schüttelte in spöttischer Verwunderung den Kopf, spielte seine Rolle jedoch weiter. „Und das haben Sie alles ganz alleine gemacht?“
Aquino lächelte schwach. „Mit der Hilfe meines Assistenten, Douglas, möge seine Seele in Frieden ruhen. Ich fürchte, dass ich ein bisschen groggy bin seit seinem Tod, vorgestern war das. Das ist auch der Grund, warum ich etwas nachlässig mit meinen Berichten geworden bin … “
Er verstummte, dann versuchte er ein weiteres Lächeln. „Also … Sie sind derjenige, den man geschickt hat, um die Probe abzuholen – Franklin, stimmt’s?“
Nicholai konnte sein Glück nicht fassen – oder Aquinos Naivität. Der Mann war drauf und dran, ihm das einzige existierende TGV iral-Gegenmittel auszuhändigen, und das nur, weil Nicholai gesagt hatte, Umbrella habe ihn geschickt. Und jetzt würde auch noch eine weitere seiner Zielpersonen hier auftauchen …
„Ja, das ist richtig“, sagte Nicholai ungerührt. „Ken Franklin. Wo ist der Impfstoff, Doktor?“
Aquino fummelte seine Schlüssel hervor. „Hier drin. Ich habe es gerade versteckt – den Vakzine-Grundstoff, meine ich, wir haben das Medium getrennt gehalten. Ich habe es zur Sicherheit hier drinnen versteckt, bis zu Ihrer Ankunft. Ich dachte, Sie würden erst morgen Nacht kommen … nein, in der Nacht darauf, Sie sind viel früher hier, als ich es erwartet habe.“
Er öffnete die Tür und deutete in den Raum dahinter. „Hinter diesem geschmacklosen Landschaftsbild befindet sich ein gekühlter Wandtresor. Das Gemälde wurde erst kürzlich aufgehängt, das Geschenk eines reichen Patienten, ein Exzentriker, wenn Sie mich fragen, nicht, dass das von Bedeutung wäre, aber … “
Nicholai trat an dem geschwätzigen Doktor vorbei, ignorierte dessen Gefasel und war immer noch verblüfft, dass Aquino als Spürhund ausgewählt worden war, als ihm plötzlich bewusst wurde, dass er den Wissenschaftler jetzt im Rücken hatte.
In diesem Moment fügte sich alles zusammen, ergab ein komplettes Mosaik in Nicholais Kopf – der dumme, plappernde Klischeewissenschaftler, der seine Feinde einlullte, sich die Tatsache zunutze machte, dass sie seine Fähigkeiten unterschätzten …
Die Erkenntnis beanspruchte nur den Bruchteil einer Sekunde, dann reagierte Nicholai auch schon.
Er ging in die Knie, schwang die Arme, packte Aquinos Unterschenkel und ließ sich fallen, womit er den Doktor buchstäblich von den Füßen riss.
Aquino keuchte und stürzte sich auf Nicholai. Eine Spritze klapperte zu Boden, und Aquino wollte ihr mit einem Sprung nachsetzen, doch Nicholai hielt immer noch seine knochigen Beine fest. Der Doktor besaß keine nennenswerte Muskelkraft. Mehr noch, Nicholai hatte keine Mühe, den um sich Schlagenden mit einem Arm festzuhalten, während er mit dem anderen Arm nach dem Messer griff, das in seinem Stiefel steckte.
Nicholai setzte sich auf, riss Aquino näher zu sich heran und stach ihm in die Kehle.
Aquino fasste sich mit beiden Händen an den Hals, und als Nicholai die Klinge herauszog, starrte der Doktor seinen Mörder mit großen, entsetzten Augen an. Blut lief ihm über die Finger, während sein Herz noch weiterschlug.
Nicholai starrte zurück, grinsend und mitleidlos. Aquino hatte ohnehin sterben sollen, und dass er Nicholai angegriffen hatte, machte seinen Tod nur zu einem noch größeren Vergnügen.
Endlich kippte der Wissenschaftler um. Er hielt seinen blubbernden Hals immer noch umfasst und verlor die Besinnung. Danach starb er schnell, ein letztes Zucken, und er war tot.
„Besser du als ich“, meinte Nicholai. Er durchsuchte den erkaltenden Leichnam und fand etliche weitere Spritzen sowie einen vierstelligen Code auf einem Papierstreifen – zweifelsohne die Kombination für den Wandsafe. Aquino hatte offensichtlich nicht damit gerechnet, dass Nicholai hierher kommen
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