Resident Evil - Sammelband 03 - Im Netz der Verraeter
könnte, um den Impfstoff zu stehlen.
Nicholai erhob sich, ging zum Tresor und überprüfte seinen Plan, wie er es immer tat, wenn etwas Unerwartetes eintrat. Aquino hatte erwartet, dass Ken Franklin die Probe abholen würde, was bedeutete, dass Franklin hier aufkreuzen musste – es sei denn, der Doktor hatte gelogen. Was Nicholai nicht glaubte. Aquino war so überzeugend gewesen, weil er die Wahrheit gesagt hatte. Eine ausgezeichnete Methode, um einen Gegenspieler abzulenken.
Also synthetisiere ich den Impfstoff und gehe vielleicht ein bisschen auf die Jagd, während ich darauf warte, dass Sergeant Franklin erscheint. Dann erledige ich ihn – und zerstöre das Krankenhaus mitsamt Aquinos Forschungsergebnissen. Wenn Umbrella zuschaut, wird man glauben, dass alles nach Plan verläuft. Danach sind dann nur noch Chan und dieser Fabrikarbeiter, Terence Foster, übrig …
Zum Teufel mit Mikhail und den beiden anderen, sie waren nicht mehr wichtig. Als der in Kürze einzige Spürhund, der noch lebte und Informationen verkaufen konnte, wäre Nicholai bereits Millionen wert gewesen. Nun, mit dem zusätzlichen TG -Vakzine in seinen Händen, gab es nach oben hin kein Limit mehr für die Summe, die Umbrella ausgeben würde.
Als sie schließlich in den hinteren Räumen des Gebäudes anlangten, war Jill drauf und dran, sich eine Niederlage einzugestehen. Sie waren überall gewesen, hatten Schlösser geknackt, sich durch jeden der geschmackvoll eingerichteten Räume geschleppt, waren über Leichen gestiegen und hatten ein paar zusätzliche hinterlassen. Ein zerbrochenes Panoramafenster nahe der Turmkapelle hatte mehreren Infizierten das Eindringen ermöglicht, und in dem Gang hinter der Bücherei waren sie auf einen weiteren Virussoldaten gestoßen.
Unterwegs hatte sie Carlos ein paar Dinge über die Villa und das Spencer-Anwesen erzählt, alles, was nach der katastrophalen S. T. A. R. S.-Mission an Verknüpfungen sichtbar geworden war. Der alte Spencer, einer der Gründer von Umbrella, war ein Fanatiker in Bezug auf Geheimverstecke und -gänge gewesen und hatte George Trevor angeheuert – einen Architekten, der für seinen Einfallsreichtum bekannt war – , um die Villa zu entwerfen und dabei zu helfen, ein paar der historischen Wahrzeichen der Stadt zu renovieren. Auf diese Weise waren Teile von Raccoon mit Spencers Spionagefantasien verflochten worden.
„Das ist alles dreißig Jahre her“, sagte Jill, „und der Alte war zu der Zeit völlig verrückt, so heißt es jedenfalls. Sobald alles fertig gestellt war, vernagelte er die Villa mit Brettern und verlegte das Umbrella-Hauptquartier nach Europa.“
„Was geschah mit George Trevor?“, wollte Carlos wissen. Sie blieben vor einer weiteren Tür stehen, die zu einem der letzten Räume gehören musste.
„Oh, das ist der beste Teil“, antwortete Jill. „Er verschwand, unmittelbar bevor Spencer die Stadt verließ. Niemand sah ihn je wieder.“
Carlos schüttelte langsam den Kopf. „Das ist wirklich ein irrsinniges Fleckchen Erde hier, weißt du das?“
Jill nickte, schob die Tür auf und trat mit erhobenem Revolver zurück. „Ja, das habe ich mir auch schon gesagt.“
Nichts bewegte sich. Rechts befanden sich übereinander gestapelte Stühle und direkt vor ihnen drei Statuen, Frauenbüsten. Links von der Tür lagen zwei Leichen, ein Paar, das sich umklammert hielt, was Jill zusammenzucken und sich abwenden ließ – und dort, an der Südwand, in schweren goldenen Rahmen, hingen die drei Uhrengemälde.
Sie gingen in das Zimmer hinein. Nervös musterte Jill ihre Umgebung. Alles schien normal …
… aber das tat jener Raum in der Villa auch, der sich dann als riesige Müllpresse erwies. Einem Impuls folgend trat Jill zurück und benutzte einen der Stühle, um die Tür offen zu halten, bevor sie weiterging, um die Gemälde näher in Augenschein zu nehmen.
Es handelte sich um eine Art Gemälde. Jill nahm an, dass der Fachausdruck „Mixed Media“ war. Die drei Bilder zeigten Frauen, eine auf jeder Leinwand, aber jedes enthielt auch eine achteckige Uhr – die erste und die letzte standen auf Mitternacht, die mittlere auf fünf Uhr. Am unteren Rahmenrand stand jeweils eine kleine Schale hervor. Von links nach rechts waren die Bilder betitelt als Göttin der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft.
„Auf der Postkarte stand was von wegen Hände zusammenlegen“, sagte Carlos. „Könnten damit nicht die Uhrenzeiger gemeint sein?“
Jill nickte. „Ja,
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