Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Resilienz: Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft Was uns stark macht gegen Stress, Depressionen und Burnout (German Edition)

Resilienz: Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft Was uns stark macht gegen Stress, Depressionen und Burnout (German Edition)

Titel: Resilienz: Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft Was uns stark macht gegen Stress, Depressionen und Burnout (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Berndt
Vom Netzwerk:
entwickelten besonders häufig Asthma und gaben die Veranlagung dazu auch an ihre eigenen Jungen weiter, obwohl sie selbst nach ihrer Geburt ebenso wenig wie ihr Nachwuchs mit Nikotin oder Zigarettenqualm in Berührung gekommen waren. Bei Menschen gibt es naturgemäß keine solchen Versuche, aber Befragungen, die auf einen ähnlichen Effekt hindeuten: In Südkalifornien geht aus den Angaben von Interviewten hervor, dass Kinder doppelt so häufig unter Asthma leiden, wenn ihre Großmütter in der Schwangerschaft geraucht haben.
    Die Verantwortung für das eigene Handeln mag man vor diesem Hintergrund kaum noch übernehmen.
    Doch die Epigenetik hat durchaus auch ihre positiven Seiten: Die Gene sind formbar! Was uns von unseren Eltern mitgegeben wurde und was wir unseren Kindern mitgeben, lässt sich in viel stärkerem Maße verändern, als dies lange Zeit vermutet wurde. Wir Menschen sind unseren Erbanlagen weit weniger ausgesetzt, als oft behauptet. Wir haben die Macht, sie zu verändern.
    Dabei sind die epigenetischen Veränderungen – im Gegensatz zu den dauerhaften Mutationen, die manche Krankheiten oder radioaktive Strahlung in unseren Genen anrichten – besonders beeinflussbar. Die für die Methylierungen nötigen chemischen Gruppen können an unsere Gene an-, von ihnen aber auch wieder abgebaut werden. Wie schnell das mitunter gehen kann, haben die Versuche auf den Stockholmer Fahrradergometern eindrucksvoll gezeigt (siehe Seite 146 f.). Wir Menschen können unsere Prägungen also auch wieder loswerden, die eigenen ebenso wie die von den Eltern übernommenen, wenn wir uns aktiv positiven Einflüssen aussetzen. Sie können zumindest die nicht ganz so fest in unserem Erbgut verankerten Methylierungen, die wir geerbt haben, nach und nach auch wieder überschreiben.
    Eines Tages, hofft der Psychiater und Chemiker Florian Holsboer, gibt es vielleicht sogar eine »Pille danach« für Trauma-Opfer. Dann könnten Ärzte besonders empfindlichen Menschen nach einem schrecklichen Erlebnis ein Medikament verabreichen, das verhindert, dass sie eine PTBS entwickeln.Ein solches Medikament könnte die epigenetischen Prozesse blockieren, die das Trauma in den Nervenzellen niederschreiben, meint er. Immerhin haben solche Methylierungshemmer in den Tierversuchen von Eric Nestler die von ihren Artgenossen malträtierten Mäuse schon davor bewahrt, eine Angststörung zu entwickeln.
    Und noch etwas macht Hoffnung: Vielleicht, meint Elisabeth Binder, sind gerade jene Personen, die schnell eine Trauma-Anfälligkeit entwickeln, auch relativ schnell wieder davon zu befreien. »Es ist durchaus möglich, dass die hier vorliegende genetische Ausstattung nicht nur ein Risiko vermittelt, sondern mitunter auch Resilienz«, betont sie mit Blick auf die Studien zu Orchideen- und Löwenzahnkindern. Womöglich profitieren die Menschen, die besonders leicht mit epigenetischen Veränderungen auf die Umwelt reagieren, auch von positiven Umwelteinflüssen besonders stark. Wenn sie sich entscheiden, regelmäßig Entspannungsübungen zu machen, an einem Anti-Stress-Training teilzunehmen, sich beruflich zu verändern oder auch einen Psychotherapeuten aufzusuchen, hilft ihnen das vielleicht außergewöhnlich gut.

Wie man Kinder stark macht
    Mit den Genen wird schon dem Baby ein gewisses Maß an Resilienz in die Wiege gelegt. Weitere psychische Widerstandskraft entsteht in den ersten Lebensjahren, und einen großen Anteil daran haben im Allgemeinen die Eltern. Deshalb wollen viele Väter und Mütter wissen, wie sie ihre Kinder stark machen können. Jedenfalls nicht, indem sie ihnen jedwede Schwierigkeit vom Leib halten, mahnen Fachleute. Die Eltern von heute überbehüten ihre Kinder häufig; damit erreichen sie das Gegenteil von dem, was sie eigentlich wollen. Die Kinder werden labiler; sie können mit den Schwierigkeiten, die sie ereilen, schlechter umgehen als Menschen, die sich in ihrer Kindheit auch einmal selbst behaupten mussten. Die seelische Widerstandskraft gilt es zu trainieren wie einen Muskel. Nur dann ist sie da, wenn man sie braucht. Ein solches Training kann schon früh beginnen, wenn beispielsweise Eltern die Kleinen ihre Sandkastenstreitigkeiten selbst austragen lassen. Kinder müssen lernen, Verantwortung zu übernehmen.
    Wie wichtig die Resilienzförderung schon in jungen Jahren ist, erkennen zunehmend auch die Bildungsminister. So werden heute bereits in vielen Schulen und Kindergärten von Fachleuten entwickelte Programme

Weitere Kostenlose Bücher