You know him? He's from Mexiko!«
»Interesting!«
Was der gut angezogene Mexikaner mit dem bedauernswerten Pudel auf der Bühne veranstaltet, erinnert mich eher an Heckeschneiden, als an Tiere frisieren. Wie bei einer TV-Verkaufsshow zeigt der schwitzende »Künstler« zum Schluss das bearbeitete Tier stolz von allen Seiten und bekommt auch noch Applaus dafür.
»Fantastic!«, klatscht Pedro, »como una princesita!«
Für mich sieht der hochgradig verwirrte Pudel eher aus, als sei er in eine kanadische Schneefräse geraten und danach noch in einen Eimer Haarlack gestolpert.
»Villareal! He's the best!«, nickt Pedro begeistert, während ich noch immer fassungslos auf den Bildschirm starre. Pedro spult vor und ich werde Zeuge weiterer stilistischer Verbrechen an wehrlosen Tieren. Währenddessen erzählt mir Pedro, dass die Tierfrisier-Weltmeisterschaften im kommenden Jahr nach Buenos Aires kommen und dass es sein Traum ist, so gut zu sein wie Villareal. Ich sage nichts dazu, weil ich der festen Überzeugung bin, dass auch ich jeden handelsüblichen Pudel in ein paar Minuten so zurichten kann.
Das habe ich nun davon, dass ich so ein Weichei bin: sitze in einem Apartment und schaue mit einem deprimierten Tierfriseur verwirrte Pudel auf DVD an, statt mit der edlen Luna in einer coolen Lounge an einem Martini zu nippen.
»So what you do for job in Germany?«, reißt mich Pedro aus meinen Gedanken. Erleichtert stelle ich fest, dass inzwischen sämtliche Trauer aus seinem Gesicht gewichen ist.
»It's got to do with beer!«, sage ich und erkläre ihm, dass ich für eine Brauerei gearbeitet habe und dies auch sehr gerne hier tun würde, aber dass es ohne Spanisch ja vermutlich schwer werden würde. Und dann weiß ich plötzlich, dass es die beste Entscheidung meines Lebens war, den Abend mit Pedro im Wohnzimmer zu verbringen.
»My uncle is manager at Isenbeck! You want me to ask for a job?«
»That ...«, stottere ich, »that would be fantastic!«
[email protected] »DAS KANNST DU NICHT MACHEN!«, sage ich zu Arne, der mit seinem Jagdgewehr neben mir im Bamberger Stadtpark liegt und mindestens genauso besoffen ist wie ich. Es ist kurz vor Mitternacht und ein jeder von uns hatte mindestens sieben Bier im Seppelpeter's.
»Wieso kann ich das nicht machen?«, fragt mich Arne seelenruhig, ohne sein Ziel aus den Augen zu lassen.
»Weil das nicht geht!«, insistiere ich. »Du kannst keine Ente im Stadtpark abknallen, nur weil der McDonald's schon zu hat!«
Ein wenig genervt senkt Arne sein Gewehr.
»Willst DU schießen?«
»Natürlich nicht!«
»Na also! Abgesehen davon hat der Checko den Grill schon angeworfen.«
»Aber ...«, protestiere ich, »muss man die arme Ente denn gleich erschießen? Ich meine, kann man die nicht fangen?«
Ein wenig ratlos schaut Arne mich an.
»Und dann?«
Ich zucke mit den Schultern.
»Erwürgen vielleicht?«
»Die abgepackten Steaks aus dem Supermarkt, die du so gerne in dich reinschaufelst ... meinst du, DIE wurden erwürgt?«
»Vermutlich nicht«, sage ich kleinlaut. Dann drückt Arne ab. Ein paar Federn fliegen und die anderen Enten fliegen schnatternd davon. Ich höre Motorgeräusche von irgendwoher, vielleicht die Bamberger Wasserschutzpolizei und ich will Arne noch sagen, dass wir abhauen sollen, doch Arne ist weg, da ist nur noch das Brummen eines Motors, das immer lauter wird und sich immer weniger nach Bamberger Wasserschutzpolizei anhört, und dann wache ich schweißgebadet auf und knipse das Licht an.
Ich liege in meinem pinken Zimmer in Buenos Aires. Die Geräusche der Wasserschutzpolizei kommen von der Waschmaschine im Nebenraum. Erleichtert lasse ich mich wieder in mein Boca-Juniors-Kissen fallen.
Der Entenabend mit Arne ist gut zwei Jahre her. Arne hatte uns leckere Burger aus der Ente gemacht und wir saßen auf Jasons Balkon, bis es hell wurde. Drei Tage später stand in einer kurzen Notiz im Fränkischen Tag, russische Wilderer seien in der Stadt. Erwischt hat man sie nie. Es war ein toller Abend.
Da es im Zimmer weder ein Fenster noch eine Uhr gibt, schalte ich mein Handy ein, um zu sehen, wie spät es ist. Es ist kurz vor neun und höchste Zeit zum Aufstehen. Erst als ich unter der Dusche stehe, fällt mir Pedros großzügiger Vorschlag von gestern Abend wieder ein. Mit shampooniertem Kopf stehe ich reglos unter dem prasselnden Duschstrahl und stelle mir vor, wie ich bei Isenbeck als PR-Manager arbeite. Ich könnte mir ein Häuschen bauen und