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Retra – Insel der Schatten: Roman (German Edition)

Retra – Insel der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Retra – Insel der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne de Pierres
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Leuchtspuren begann sie zu zittern. Was waren das für Wesen, die im tiefsten Dunkel von Ixion lebten?
    Zwar war ihr angst und bange gewesen, als sie Joel hatte kämpfen sehen, doch das Wissen um seine Tapferkeit gab ihr auch wieder Mut. Er hatte gegen die Nachtwesen gekämpft und gesiegt, zumindest diesmal. Wer wusste schon, wie viele noch da draußen in der Finsternis waren?
    Zum ersten Mal, seitdem sie in Ixion angekommen war, fragte sich Naif, was eigentlich hinter Ixion steckte? Warum schienen die Riper alterslos zu sein? Woher bekamen die Uther die Vorräte – das Essen und die Kleidung? Was waren die Uther für die Riper? Wirklich Diener?
    Die Ankunft der Gondel in Agios unterbrach ihren Gedankenfluss. Die Partygäste drängten lachend auf den Bahnsteig und die Treppe hinunter. Zur selben Zeit schwang eine Gondel aus der gegenüberliegenden Richtung herein, und sie hörte das Trampeln von Füßen auf der Brücke über ihren Köpfen. Sie stieg aus und hielt nach Suki und Rollo Ausschau, doch die meisten trugen Masken zu ihrer Abendkleidung. Die Menge strömte hinunter und auf das schmiedeeiserne Tor der Kirche zu, wo bereits Riper standen, die sich die Einladungskarten zeigen ließen und kontrollierten, dass keiner gegen die Kleiderordnung verstieß.
    Der Lärm und das Gedränge ließen kurz Panik in ihr aufsteigen, doch sie wehrte sich nicht dagegen und wartete ab, bis sie sich wieder beruhigt hatte. Irgendwo dort drinnen war Markes, hoffte sie.
    »Was machst du denn hier, Seal?«
    Es hatte Cal gesagt, in einem weißen, rückenfreien Kleid mit Nackenträgern, das die gleiche Farbe wie ihr Haar hatte. Die zarte Kette mit den schwarzen Perlen, die sie um die Stirn trug, bildete einen auffälligen Kontrast. Ihre Absätze mussten wohl ziemlich hoch sein, denn sie blickte auf Naif herunter.
    »Hallo, Cal. Ich bin nicht mehr länger eine Seal. Mein Name ist jetzt Naif.«
    Als es an der Tür eng wurde, schoben die Umstehenden sie näher zueinander.
    »Ich nehme an, du bist wieder hinter Markes her – so wie alle anderen, jetzt, da er ein Mitglied des Jugendkomitees ist. Naja, er interessiert sich aber nicht für dich, nur damit du es weißt.« Cal grinste höhnisch. »Wir sind fest zusammen.« Sie lächelte schlau. »Soweit man das hier sein kann.«
    Zum ersten Mal, seitdem sie sich kannten, schüchterte Cals Feindseligkeit Naif nicht ein. »Warum fühlst du dich so sehr von mir bedroht?«
    »Wie bitte?« Überrascht weiteten sich Cals Augen. Wieder wurden sie ein Stück weiter geschoben.
    »Einladung!«, verlangte eine Riper-Frau in einem langen Lederkleid mit einer Maske. Die Hand, die sie ihnen entgegenhielt, steckte in einem Kettenhandschuh.
    Naif erkannte eine von Lenoirs Anhängern in ihr. Sie gab ihr die goldgeränderte Karte.
    Die Frau warf einen Blick darauf.
    »Ich bitte um Verzeihung, Naif, ich habe dich in diesem Kleid gar nicht erkannt. Bitte hier entlang.« Sie zeigte ins Innere der Kirche und auf eine Tür zwischen zwei Säulen.
    »Aber ich bin die Freundin von Markes – dem Musiker«, sagte Cal und hielt der Frau die Einladungskarte unter die Nase. »Ich sollte wohl eher reinkommen als sie.«
    Die Frau ignorierte Cal und verbeugte sich leicht vor Naif. »Lenoir wünscht dich zu sehen.«
    »Lenoir?« Cal schnappte nach Luft. »Dann stimmt es also, was man sich sagt. Ich konnte es erst gar nicht glauben.«
    »Naif?« Test erschien neben dem ersten Riper. Sie verbeugte sich knapp und wies dann ebenfalls zu den Säulen hinüber. Beiden Ripern schien es nicht zu behagen, Lenoir warten zu lassen.
    Naif hatte zwar keine Lust, ihn wiederzusehen, aber sie wollte auch kein Aufsehen erregen. Dann warf sie Cal einen Blick zu. »Vielleicht sehen wir uns drinnen. Dann kannst du mir weiter von Markes erzählen.«
    Zur Antwort starrte das Mädchen sie nur mit offenem Mund an.
    Naif folgte Test durch die Tür und eine Treppe hinauf, die zu einer Galerie führte, die der in Vank ähnelte – nur dass sie viel breiter und prachtvoller war. Ihre Füße sanken in einen weichen Teppich, was sie überraschte, weil der Boden der meisten anderen Gebäude aus blankem Holz oder Stein gewesen war.
    Lenoir lehnte an einem Holzgeländer, das wie ein reich behängter Weinstock geschnitzt war. Er hielt ein hohes Glas in der Hand und starrte in die Haupthalle hinunter. Seine nachdenkliche Miene ließ Naifs Herz klopfen.
    Während sie an der Tür zur Galerie wartete, näherte sich ihm Test und sagte leise etwas in sein Ohr. Lenoir

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