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Retra – Insel der Schatten: Roman (German Edition)

Retra – Insel der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Retra – Insel der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne de Pierres
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habe ein Messer – nur zur Sicherheit.« Sie zog ein geschärftes Besteckmesser aus der Tasche ihrer Weste. »Ich habe ihm gesagt, dass ich auf mich selbst aufpassen kann, und du auch. Er sagte, du könntest es nicht – dass du eine Seal wärst.« Suki verdrehte die Augen unter dem dicken Lidschatten. »Ich sagte, du könntest zwar ein Stinkwurm sein, aber du könntest trotzdem auf dich selbst aufpassen. Typen, echt! Nur weil ein Mädchen mal ein bisschen ruhig ist, denken sie gleich, sie wäre auch schwach.«
    Naif musste lächeln. »Wir brauchen keine Messer.«
    »Also, wohin haben dich die Riper gebracht?«
    »Ich weiß es nicht genau. Irgendwohin ins Innere des Berges. Brand wollte etwas Schreckliches mit mir machen, aber Lenoir … ist dazwischengegangen. Ich habe Blut verloren und ich …« Naif verschränkte fest die Hände. Es widerstrebte ihr, Suki alles zu erzählen, wenn Lenoir ganz in der Nähe war. »Lenoir hat mich geheilt. Nach der petite nuit war ich wieder imstande, nach Goa zu gehen. Ich dachte, ihr wärt vielleicht dort. Doch dann hat Charlonge mir von der Party erzählt.«
    Suki schlang die Arme um sie. »Du musst es mir nicht sagen. Ich weiß ja, dass dir so was schwerfällt.«
    Aber Naif ergriff Suki bei den Schultern und sah ihr in die Augen. »Doch, ich will es dir sagen. Es ist etwas geschehen. Ich bin keine Seal mehr, Suki. Mein neuer Name ist Naif.«
    Es dauerte einen Moment, bis Suki die Bedeutung ihrer Worte begriffen hatte. Erst runzelte sie die Stirn, dann lächelte sie. »Du hast jetzt einen Ixion-Namen? Juhu!« Sie vollführte einen kleinen Tanz.
    »Und ja, ich werde dir alles erzählen, zum rechten Zeitpunkt«, sagte Naif entschlossen. »Wichtig ist jetzt vor allem, dass ich mit Markes sprechen kann. Lenoir hat mir ein paar Dinge verraten.«
    »Lenoir?« Suki brach in ein fast hysterisches Gelächter aus. »Du bist doch genauso fou wie Rollo! Niemand redet mit den Ripern.« Sie warf einen Blick über Naifs Schulter. »Da wir gerade davon sprechen … Modai steht hinter dieser Säule und beobachtet uns. Lass uns lieber mal tanzen«, sagte sie.
    Modai . Allein beim Klang seines Namens spannte sich jeder einzelne Muskel ihres Körpers an, doch dann riss sie sich zusammen, hakte sich bei Suki unter und ging mit ihr zur Tanzfläche, wo auch Rollo schon war. Sie versuchte sich in der Musik zu verlieren, so wie zuvor, aber immer wenn sie sich drehte, bemerkte sie Modai am Rande ihres Blickfeldes.
    Rollo schob sich unauffällig näher, bis seine Arme sie wiederfanden. Doch selbst sein verschwitzter Körper war ihr weniger unangenehm als der prüfende Blick des Ripers.
    »Ich bin echt durchgedreht«, sagte er in ihr Ohr. »Warum hast du das gemacht? Warum hast du versucht zu verhindern, dass Markes ins Komitee aufgenommen wird?« Er drückte sie fester an sich.
    »Du hast sie doch gehört. Sie wollen ihn als Köder für Ruzalia benutzen.«
    »Aber was du da getan hast … mitten in der Sitzung … und du findest, ich wäre leichtsinnig. Als Brand dich mitgenommen hat, habe ich es mit der Angst bekommen. Ich habe versucht sie aufzuhalten.«
    Sie drehte sich so in seinen Armen, dass ihr Kopf an seiner Schulter lag. »Ich weiß, Rollo. Danke.«
    »Was haben sie mit dir gemacht, Retra?«
    »Naif.« Sie sah ihn auf dieselbe Weise an wie eben schon Suki. »Nenn mich Naif. Ich will keine Seal mehr sein.«
    Nicht nach dem, was sie mit Lenoir erlebt hatte. Oder mit Lottie.
    Er nickte. »Okay. Naif. Aber was ist mit dir passiert?«
    Sie hob den Kopf so weit, dass sie zwar mit dem Mund auf der Höhe seines Ohrs war, Modai aber nicht sehen konnte. »Brand hat mich woanders hingebracht. Sie hat mich verletzt, aber dann hat Lenoir eingegriffen. Danach hat er mit mir gesprochen. Die Riper sind wegen mehr als nur Ruzalia gespalten, Rollo. Ich glaube, wenn Lenoir seine Anhänger verliert, werden wir alle in Gefahr sein.«
    Er drückte seine Wange an ihre. Sie spürte, wie sein Körper bebte. »Du hast mit ihm geredet ?«
    »Ja.«
    »Und du glaubst, was er dir sagt?«
    »Ich bin mir nicht sicher. Ich denke schon, ja, gewissermaßen.«
    Eine Weile bewegten sie sich zusammen zur Musik, bevor Rollo wieder etwas sagte. »Ich bin fast verrückt geworden, nachdem sie dich weggebracht haben. Als das Komitee keinen Finger gerührt hat, um dir zu helfen, wusste ich, dass ich ihnen nicht von Ripern in Grave erzählen durfte. Das sind vielleicht nicht alles Spitzel, aber sie sind schwach. Sie haben keinerlei Einfluss

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