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Rette mich

Rette mich

Titel: Rette mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becca Fitzpatrick
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den hinteren Teil des Gebäudes.
    »Sieh dich um«, entgegnete er mit weicher, seidiger Stimme. »Der Ort ist verlassen. Niemand weiß, dass du hier bist. Niemand wird sich jemals daran erinnern, dass du hier gewesen bist. Jetzt sei ein gutes Mädchen, setz dich wieder in dein Auto und fahr weg.«
    »Ich …«
    Er presste seinen Finger auf meine Lippen. »Ich werde dich nicht noch einmal bitten.« Seine Stimme war sanft, verführerisch sogar. Aber seine Augen waren eisige Abgründe.
    »Ich habe meine Schlüssel drinnen an der Kasse gelassen«, sagte ich, benutzte die erste Ausrede, die mir einfiel. »Als ich reingekommen bin.«
    Er nahm mich beim Arm und schleifte mich zur Vorderseite des Gebäudes. Seine Schritte waren doppelt so lang wie meine, und ich musste beinahe joggen, um mit ihm mitzuhalten. Die ganze Zeit schüttelte ich mich im Geist, befahl meiner Einfalt, sich eine Entschuldigung auszudenken, für den Augenblick, in dem er bemerkte, dass ich gelogen hatte. Ich wusste nicht, wie er reagieren würde, aber ich hatte da so eine Ahnung, und die drehte mir den Magen um.
    Die Glocke über der Tür läutete, als wir hineingingen. Er zwang mich zur Kasse hinüber und schnippte ein Pappschild für Chapsticks und eine Plastikschale mit Schlüsselringen zur Seite, suchte eindeutig nach meinen verlorenen Schlüsseln. Er ging an die nächste Kasse und wiederholte seine eilige Suche. Dann hielt er plötzlich inne. Sein Blick fiel träge auf mich. »Willst du mir sagen, wo deine Schlüssel wirklich sind?«
    Ich fragte mich, ob ich ihm auf die Straße entkommen könnte. Ich fragte mich, wie meine Chancen standen, dass ein Auto vorbeifuhr, wenn ich es am dringendsten brauchte. Und warum, warum ich nur Coppersmith’s verlassen hatte, ohne meine Jacke und mein Handy mitzunehmen?
    »Wie heißt du?«, fragte er.
    »Marcie«, log ich.
    »Lass mich dir etwas sagen, Marcie«, sagte er und schob eine meiner Locken hinter mein Ohr. Ich versuchte, einen Schritt zurückzutreten, aber er kniff mich warnend ins Ohr. Also stand ich da, ertrug seine Berührung, während seine Finger der Kurve meines Ohres folgten und an meinem Kiefer entlangfuhren. Er hob mein Kinn an, zwang mich, in seine fahlen, beinahe durchsichtigen Augen zu sehen. »Niemand lügt Gabe an. Wenn Gabe einem Mädchen sagt, sie soll gehen, dann sollte sie das besser tun. Sonst könnte Gabe wütend werden. Und das ist schlecht, weil Gabe nämlich ein hitziges Gemüt hat. Wobei hitzig noch nett ausgedrückt ist. Verstanden?«
    Ich fand es unheimlich, dass er von sich in der dritten Person sprach, wollte aber nicht darauf herumreiten. Mein Instinkt sagte mir, dass Gabe es auch nicht mochte, berichtigt zu werden. Oder hinterfragt. »Tut mir leid.« Ich wagte nicht, mich wegzudrehen, hatte Angst, dass er so eine Bewegung für ein Zeichen fehlenden Respekts halten könnte.
    »Ich möchte, dass du jetzt gehst«, sagte er mit seiner täuschend samtigen Stimme.
    Ich nickte und machte einen Schritt zurück. Mein Ellbogen drückte gegen die Tür und ließ einen Schwall kühler Luft herein.
    Sobald ich draußen war, rief Gabe durch die Glastür: »Zehn.« Er lehnte an der Kasse mit einem schiefen Grinsen auf dem Gesicht.
    Ich wusste nicht, warum er das Wort gesagt hatte, achtete aber auf meinen Gesichtsausdruck, während ich weiter rückwärtsging, jetzt etwas schneller.
    »Neun«, rief er als Nächstes.
    Da merkte ich, dass er rückwärtszählte.
    »Acht«, sagte er, stieß sich von der Kasse ab und ging mit ein paar lässigen Schritten zur Tür. Er legte seine Handflächen ans Glas und zeichnete dann mit den Fingern ein unsichtbares Herz. Er sah den erschrockenen Ausdruck auf meinem Gesicht und kicherte. »Sieben.«
    Ich drehte mich um und rannte los.
    Ich hörte, wie sich ein Auto auf der Hauptstraße näherte, und fing an zu rufen und mit den Armen zu wedeln. Aber ich war noch zu weit entfernt, und der Wagen schwirrte vorbei, das Brummen des Motors verschwand um die Kurve.
    Als ich es bis zur Straße geschafft hatte, sah ich nach rechts und nach links. Ich traf eine hastige Entscheidung und wandte mich in die Richtung von Coppersmith’s.
    »Bereit oder nicht, hier komme ich«, hörte ich Gabe hinter mir rufen.
    Ich pumpte fester mit den Armen, hörte das widerwärtige Klatschen meiner Ballerinas auf dem Asphalt. Ich wollte einen Blick zurück über die Schulter werfen, um zu sehen, wie weit er weg war, zwang mich aber, mich auf die Kurve vor mir auf der Straße zu

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