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Rette mich

Rette mich

Titel: Rette mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becca Fitzpatrick
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alles ein erstes Mal, oder?«
    »Ich habe keine Kette«, wiederholte ich abschließend.
    »Du hast sie, und ich will sie zurück.«
    Konnte sie noch hartnäckiger sein? »Dieses Wochenende gucke ich mal danach, falls ich Zeit haben sollte.«
    »Eher früher als später wäre schön.«
    »Mein Angebot steht, nimm es an oder lass es sein.«
    Sie schlenkerte mit den Armen. »Warum bist du so hochnäsig?«
    Ich lächelte weiterhin höflich, meine Art, ihr den Stinkefinger zu zeigen. »Ich kann mich vielleicht nicht an die letzten fünf Monate erinnern, aber die sechzehn Jahre davor habe ich kristallklar vor Augen. Einschließlich der elf, die wir uns kennen.«
    »Es geht hier also um Missgunst. Kein Zeichen von Reife.«
    »Es geht hier ums Prinzip. Ich traue dir nicht, weil du mir nie einen Grund dafür gegeben hast. Wenn du willst, dass ich dir glaube, dann musst du mir erst erklären, warum ich das tun sollte.«
    »Du bist so eine Idiotin. Versuch, dich zu erinnern. Wenn Patch eine gute Sache bewirkt hat, dann war das, dass er uns zusammengebracht hat. Wusstest du, dass du auf meinem Sommerfest warst? Frag mal herum. Du warst da. Als meine Freundin. Patch hat mir deine andere Seite gezeigt.«
    »Ich bin auf einer deiner Partys gewesen?« Ich war sofort skeptisch. Aber warum sollte sie lügen? Sie hatte Recht – ich brauchte nur zu fragen. Es wäre dumm, etwas zu behaupten, wenn es so einfach war, die Wahrheit herauszufinden.
    Anscheinend las sie meine Gedanken, sie sagte nämlich: »Du brauchst mir nicht zu glauben, wirklich. Ruf jemanden an und finde es selbst heraus.« Dann schob sie sich den Riemen ihrer Handtasche über die Schulter und stolzierte hinaus.
    Ich blieb ein paar Momente lang zurück, um mich wieder zu fangen. In meinem Kopf ging eine ebenso verwirrende wie ärgerliche Idee um. Bestand tatsächlich die Möglichkeit, dass Marcie die Wahrheit sagte? Hatte ihr Freund – Patch? – es geschafft, Jahre angestauten Eises zwischen uns aufzubrechen und uns zusammenzubringen? Die Idee brachte mich beinah zum Lachen. Der Satz » Das glaub ich erst, wenn ich es sehe« tanzte mir im Kopf herum. Mehr denn je hasste ich mein unzulängliches Erinnerungsvermögen, jetzt auch noch aus dem zusätzlichen Grund, dass es mir bei Marcie zum Nachteil gereichte.
    Und wenn Patch unser beider gemeinsamer Freund und ihr Sommerflirt war, wo war er dann jetzt?
    Als ich aus der Toilette kam, bemerkte ich, dass Marcie und ihre Mutter nicht mehr zu sehen waren. Sie hatten wohl darum gebeten, einen anderen Tisch zu bekommen, oder hatten Hank gezeigt, was sie von ihm hielten, indem sie gleich gegangen waren. Was auch immer, ich konnte mich nicht beschweren.
    Als unser Tisch in Sicht kam, blieb ich stehen. Hank und meine Mutter hielten über den Tisch hinweg Händchen und blickten sich tief in die Augen, auf eine ganz intime Art. Er streckte die Hand aus und schob ihr eine lose Haarsträhne hinters Ohr. Sie errötete vor Freude.
    Ich zog mich zurück, ohne es zu merken. Mir würde schlecht werden. Das größte Klischee, aber schmerzhaft zutreffend. So viel zu meinem Plan, Hank seinen Wein ins Gesicht zu schütten. So viel zu meinem Vorsatz, mich zu einer Diva epischen Ausmaßes auszuwachsen.
    Ich machte auf dem Absatz kehrt und rannte zu den Eingangstüren. Dort bat ich die Empfangsdame, meiner Mutter auszurichten, dass Vee mich nach Hause fahren würde, dann eilte ich in die Nacht hinaus.
    Ich holte ein paar Mal tief Luft. Mein Blutdruck normalisierte sich, und ich hörte auf, doppelt zu sehen. Ein paar Sterne blinkten über mir, obwohl der westliche Horizont noch vom gerade vergangenen Sonnenuntergang glühte. Es war gerade kühl genug, dass ich mir wünschte, ich hätte eine Schicht mehr an, aber in meiner Eile wegzukommen hatte ich meine Jeansjacke über der Stuhllehne hängen lassen. Ich würde sie jetzt nicht holen gehen. Die Versuchung, mein Handy zu holen, war größer, aber ich hatte es die letzten drei Monate ohne eines ausgehalten und war mir ziemlich sicher, ich würde es noch eine Nacht länger schaffen. Ein paar Blocks weiter gab es einen Supermarkt, und obwohl mir klar war, dass es vielleicht nicht weise war, nachts allein draußen umherzulaufen, wusste ich doch, dass ich nicht den Rest meines Lebens damit verbringen konnte, mich furchtsam zu ducken. Wenn die Opfer von Haiattacken sich wieder ins Meer trauen konnten, dann konnte ich mit Sicherheit ein paar Blocks allein gehen. Ich befand mich in einem sehr sicheren, gut

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